Volkszählung – Zensus International

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Die erste deutsche Volkszählung seit über 20 Jahren sorgt für viel Empörung. Widerstand und Kritik an den Methoden wie in China oder Russland hielten sich jedoch in Grenzen.

von LuGr

Russland
Die letzte Volkszählung fand hier im Oktober 2010 statt und brachte nach dem letzten Zensus 2002 erneut ein starkes Sinken der Bevölkerung zum Vorschein. Die Einwohnerzahl wäre dabei noch niedriger ausgefallen, gäbe es nicht massive Wellen von Zuwanderern, die sich ethnisch von Russen unterscheiden. Die orthodoxe Kirche kritisierte, dass Fragen zum Glauben komplett außen vor gelassen wurden – womöglich will die Regierung vor der aus orthodoxer Sicht beunruhigenden Zunahme von Nicht-Christen die Augen verschließen. Insbesondere die Frage nach dem nationalen Selbstverständnis sorgte bei den Fragebögen für erhitzte Gemüter. So weigerten sich viele der insgesamt 365.000 Zensus-Mitarbeiter, in den Fragebögen „Sibirier“ als Nationalität zu vermerken, obwohl den Bewohnern des asiatischen Teils Russlands diese Möglichkeit zugesichert wurde. Trotz allem ist die Teilnahme am Zensus in Russland freiwillig, es drohen zumindest offiziell keinerlei Sanktionen bei Verweigerung. Generell wird der russische Zensus aber kritisch betrachtet: Daten sind auf dem Schwarzmarkt frei erhältlich und eine umfassende Auswertung soll aus machtpolitischen Gründen erst Ende 2013, also nach der nächsten Parlamentswahl erfolgen.

England & Wales
Volkszählungen mit Fragen nach Wohnort, Bildung und Herkunft haben in Großbritannien seit 1801 Tradition. So verwundert es auch nicht, dass die Ende März befragten 26 Mio. Haushalte in England und Wales größtenteils bereitwillig Auskünfte gaben. Jeder, der mindestens für drei Monate in Großbritannien wohnt oder wohnen will, ist zur Teilnahme verpflichtet. Wer sich weigert oder gezielt falsche Angaben macht, kann mit einer Geldstrafe von bis zu 1000 Pfund belegt werden. Die Teilnahme war sowohl online als auch per Post möglich. Im Vergleich zum letzten durchgeführten Zensus 2001 war bei Angabe der Lebensverhältnisse auch eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft möglich. Auch wurde nun nach dem Grad der Beherrschung der englischen Sprache und eventuellen Übernachtungsgästen zum gegenwärtigen Zeitpunkt gefragt. Die Konservativen kritisierten den Zensus als „Freibrief für Sexschnüffler“ (sex snoopers charter). Erste umfassende Ergebnisse werden voraussichtlich im September 2012 vorliegen.

China
Im November letzten Jahres waren 6,5 Mio. Volkszähler im Einsatz, die jedoch nur auf wenig Akzeptanz stießen. Oftmals ließen die Menschen die Volkszähler nicht in ihre Wohnungen, die auch wegen des gestiegenen Wohlstands ihr Recht auf Privatsphäre betonten. Nach wiederholter Weigerung konnte Zeitungsberichten zufolge auch die Polizei gerufen werden, über die genauen Konsequenzen ist nichts bekannt. Insbesondere die Frage nach der Anzahl der Nachkommen sorgte aufgrund der seit Jahren verfolgten Ein-Kind-Politik in der Stadt und Zwei-Kind-Politik auf dem Land bei den Befragten für Unmut. Um Strafen zu entgehen, sind Kinder aus solchen Familien an anderen Orten oder aber gar nicht gemeldet, oftmals als Wanderarbeiter ohne festen Wohnsitz unterwegs, in der Hoffnung, der Kontrolle zu entgehen. Von den Behörden wird streng vertrauliche Behandlung der Daten zugesichert. 18 Punkte umfasst der Fragebogen, ein Zehntel der Bevölkerung muss aber insgesamt 45 beantworten, wo zusätzlich über Gesundheit, Beruf und ausführlich über Wohnverhältnisse Auskunft gegeben werden muss. Aufgrund der zum Teil unzuverlässigen Methoden soll bald ein Mikrozensus mit der Befragung jedes 10.000. Haushalts erfolgen.

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