Noch bis Samstag, den 23.06. findet das Jenaer Festival junger Künste, PENG!, statt. Der Name steht für eine junge Kunst, die den Veranstaltern zufolge, mit einem lauten Knall einhergehen muss, „um gesehen, gehört und verstanden zu werden.“
von Carolin
Das Festival, das neun kulturelle „Knaller“ an neun Festivaltagen verspricht (die man wohl dem unbeholfen dreinschauenden Logo-Penguin mit Luftballon abzuknöpfen hat), begann am vergangenen Freitag ganz sachlich. Die Podiumsdiskussion zum Thema „Jenas Soziokultur und die Musikwirtschaft“ stand ganz im Zeichen des Anliegens der Veranstalter, die Kunst- und Kulturszene in und um Jena zu fördern. Anlass bot außerdem die kürzlich erfolgte bundespolitische Zusammenlegung von elf Bereichen der kreativen Tätigkeit zum Sektor „Kreativwirtschaft“, der seither in aller Munde ist.
Im Podium – u.a. mit Kassablanca-Gründer Thomas Sperling, Dr. Margret Franz von JenaKultur und dem Geschäftsführer der Jenaer Wirtschaftsförderungsgesellschaft Wilfried Röpke – wurden Möglichkeiten der Förderung, Beratung und Vernetzung innerhalb der Teilwirtschaftsbereiche der Branche diskutiert. Klar, eigentlich ist der künstlerische Schaffensprozess die Ausgangssubstanz, einer solchen „Wirtschaft“. Daher, so Frau Franz, müsse man vor allem Räume stellen, Platz schaffen, für Kultur – ein altbekanntes Thema im Jenaer Tal.
Eine solche Podiumsdiskussion, gefolgt von einem symbolischen „Fundraising-Tischtennisturnier“ am Festivalmaskottchen, der runden Ping-Pong-Platte „RinGo“, an den Anfang der Veranstaltungsreihe zu stellen, ist ungewöhnlich. Man merkte, die Macher wollen aufrütteln, den Stellenwert von Kunst und Kultur aus seiner Freizeit-Nische holen. Kunst braucht Grundlagen, auch finanzielle. Dass das „kreative Kapital“ hier aber zum Ausgangspunkt des Festivals erklärt wurde und das Gespräch denn auch stark in Richtung ökonomisch orientierter Kunst tendiert, lässt manche Diskussionsteilnehmer im Publikum mit Bauchschmerzen zurück.
Der Auftakt-Abend im alten Straßenbahndepot endete mit einer kollektiven Klanginstallation: Alle Besucher wurden aufgefordert, gleichzeitig einen Luftballon platzen zu lassen. Der symbolische Akt verdeutlichte das Anliegen des Festivals, die Kulturwelt zu öffnen, zugänglicher zu machen und forderte zugleich eine neue, selbstbewusste Stellung des Künstlers in der Gesellschaft. Die Woche wird zeigen, ob dieser Knall die Inhalte übertönt.
Den Schwerpunkt des Festivals bildet die Jenaer Musikszene. Noch bis zum Samstag, den 23. Juni, stehen Konzerte und Partys auf dem Programm (hier findet Ihr eine Rezension zum Auftritt von Sebastian und der Kindergarten Spiegelei am Montag). Darüber hinaus versucht es einen Querschnitt durch zeitgenössische Kunstformen von Performance, Tanz, Literatur, über Street- und Graphic Arts und Film(festivals), und sprengt dabei (um beim Motto-Vokabular zu bleiben) die Grenzen zwischen sogenannter Hoch- und Unterhaltungskultur. So fand am Mittwochabend im Theaterhaus das an einem solchen Ort unerwartete RinGo Royale statt: Ein Casino-Abend mit Mikado, Black Jack, Vier Gewinnt und Tetris an den Einzelteilen erwähnter personifizierter Tischtennisplatte. Die Veranstaltung hat zwar zuweilen einen satirisch überzogenen Charakter, letztlich aber geht es ihr um Spaß und Unterhaltung.
Kontrastreich dazu verhält sich die „apokalyptische Ausstellung“ Ruhig Blut von Anne Schwing und Ulf Steinhauer, die noch bis zum 06. Juli 2012 im Kunsthof Jena zu sehen ist. Steinhauer macht in einer Wäscheleinen-Installation die Kluft zwischen Kindheit und den Selbstinszenierungsstrategien der Adoleszenz anschaulich; die großflächige, aus einzelnen A3-Blättern zusammengefügte Wandtapete von Anne Schwing versammelt King Kong und anderes bedrohliches Getier, winzige, zu Schatten oder durchleuchteten Skeletten abstrahierte Menschenfiguren, spirituelle Gurus und allerlei Kriegs- und Medienmaschinerie in einer surrealen Kreuzung aus Himalaya und Dschungellandschaft.
So bietet PENG! eine Plattform für die unterschiedlichsten Herangehensweisen an zeitgenössische Kunst, die nur eins nicht sein sollen: leise, kontemplativ, zurückhaltend. Daher werden Kinder und Jugendliche am Samstag in den Paradiespark zu Siebdruck- oder „Teppich-Skateboarding“-Workshops unter der Devise learn to Peng geladen – lerne laute Kunst.
Damit PENG! nicht einfach so verpufft, findet es am Samstag Abend seinen Abschluss mit der großen musikkrausesause im Kassablanca, u.a. mit soulphiction, dem krause duo und Visual Art von mxzehn. Das komplette Programm könnt ihr hier einsehen: www.knallbuffpeng.de
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