PRO
von Mine
Jetzt geht es wieder einmal los, das neue Semester und gleich zum Anfang wird man von neuen Dingen bestürmt, die aber keinesfalls alle mit der Uni zu tun haben müssen. Mitten auf dem Campus wird man wieder von den Leuten angefallen, die dir Bier in die Hand drücken oder Tüten mit Werbung, was nichts anderes ist, als ein Fall für den Mülleimer. Doch selbst die Uni mischt da mit und verteilt an die Erstsemestler einen Terminplaner, der nicht zur besseren Übersichtlichkeit der Hausaufgaben dient, sondern auch eine ganz nützliche Einführung in die Uni, das studentische Leben und Jena bietet: Das „Dschungelbuch“. Es finden sich nicht nur Adressen zur besseren Orientierung im „Großstadtdschungel“ Jena in diesem schmucken Büchlein, sondern auch eine Reihe von Werbebildchen, auf denen meistens sogar noch Rabatte und Gutscheine ausgeschrieben werden. „Zwei zum Preis von Einem!“, „ 30% auf Alles!“: Diese und ähnliche Dinge finden sich dort, doch wer glaubt, dass diese Werbung nur reiner Kundenfang ist… der hat Recht! Aber wenn man mal länger drüber nachdenkt, dann kann man auch noch einen anderen Vorteil dabei erkennen und der heißt Ortskunde! Wie viele Studenten kommen aus einer anderen Gegend, einem anderen Bundesland oder auch aus einem ganz anderen Land?! Wie sollen diese Menschen wissen, was es an Angeboten gibt, wenn sie manchmal nicht die Zeit dazu haben, überhaupt einkaufen zu gehen. Die müssen sich doch trotzdem Kleidung kaufen, sonst würden sie irgendwann einen sehr lustigen Anblick bieten, denn nicht jeder kann seine Kleider selber nähen. Wie viel schöner ist es doch, wenn all jene durch diese Werbung eine Orientierung bekommen, was es denn nun für Angebote gibt, damit sie gleich finden, was sie brauchen und nicht ewig suchen und dauernd enttäuscht werden müssen. Es gibt viele Läden die sich versteckt halten, die man vielleicht nie wirklich sieht, wenn man vorbei hetzt um die nächste Vorlesung im anderen Gebäude zu schaffen und die doch genau das beinhalten, was man die ganze Zeit hier in Jena vermisste. Die Gutscheine, mit ihren Adressen und Öffnungszeiten, sind also nicht nur Werbung und geschickte Geldmache der Geschäfte. Sie machen den Studenten bewusst, dass es auch noch etwas neben der Goethe-Galerie oder der Neuen Mitte in Jena zum Shoppen gibt.
CONTRA
von LuGr
Das neue Semester beginnt und das mittlerweile zur verlässlichen Grundausstattung eines Erstsemestlers und zum Besitz eines höhersemestrigen Sparfuchses gehörenden „Dschungelbuch“ wird wieder durchgeblättert. Zwischen all den Seiten, die an einen Terminplaner oder ein besseres und stylisheres Hausaufgabenheft erinnern, befinden sich – gleich neben dem Hinweisen zu Kultur und Uni – dann auch einige Gutscheine. „Spare 5 Euro hier“ oder „Bezahle nur soundsoviel anstatt soundsoviel Euro da“ heißt es dann wieder durch die vielen Angebote und Gutscheine und der etwas überforderte Student weiß gar nicht, welches davon er nutzen soll oder – finanziell – kann. Denn „Sparen“ heißt in diesem Kontext „Geld ausgeben“, wenn auch weniger als sonst für das entsprechende Produkt. Die Frage ist nur, ob man auf Sonnenstudio oder Trend-Boutique nicht auch einfach mal verzichten kann. Das Bafög wurde zwar wieder einmal erhöht, steht aber relational in keiner Beziehung zum ebenfalls gestiegenen Bierpreis, wobei man sich fragt, ob der Gerstensaft aufgrund der spürbar gestiegenen Preise in den Jenaer Kneipen mittlerweile auch aus dem Nahen Osten importiert wird. Sehr effektiv ist es dabei, einfach mal am Anfang der Woche durch die Wagnergasse zu laufen und sich selbst eine Liste aufzustellen, wann wo die Happy Hour ist oder wo gastronomische Dienstleistungen wann am wenigsten kosten. Denn zum studentischen Leben zählt nicht nur das intellektuelle Vergnügen, sondern auch das leibliche – John Stuart Mill (Kennt den wer? Ist n Ethiker.) wusste das auch schon vor knapp 150 Jahren. Wobei man natürlich Acht geben sollte, dass man an den entsprechenden Abenden nicht zu viele Gehirnzellen abtötet. Irgendeine Spaßbremse hat nämlich mal ganz glaubhaft behauptet, dass die nicht wieder nachwachsen. Man sollte also genau überlegen, wofür man sein Geld ausgibt, denn irgendwann ist es wegen der schleichenden Inflation und trotz des Wahrnehmens aller „Schnäppchen“, die es eigentlich nicht sind (sondern nur geschickte Tricks, um potenzielle Kunden zu gewinnen) alle und man fragt sich „Warum hab ich mir jetzt eigentlich das gekauft? Das passt mir doch gar nicht!“. Zwischen „sinnlos aus dem Fenster herausgeschmissen“ oder quasi „weggeworfen“ und „sinnvoll investiert“ liegt nur ein schmaler Grat. Also Obacht im Portmonee, sonst sind bald nur noch die Motten drin!
Schreibe einen Kommentar