von Sahra Rausch
Da standen wir also im Nieselregen und selbst unsere Regenjacken konnten das beständige Tröpfeln von den Bäumen auf unsere bereits feuchten Haare nicht mehr abwehren. Nach stundenlanger Wolkendusche mussten wir uns was einfallen lassen: Wir spannten Mülltüten zwischen den Bäumen. Nun warteten wir. Ja, auf was nur?
Wir warteten darauf, dass alle begeistert vor unseren selbst gemachten Bananenbroten und Halstüchern stehenbleiben würden. Wir waren doch für eine gute Sache hier! Unser Anliegen: Unterstützung für Guatemala, ein Land, in dem viele am Existenzminimum leben und die einzige Möglichkeit zur Veränderung die Investition in Bildung ist. Das Hochschulstraßenfest in Erfurt wollten wir nutzen, um Spenden für ein Bildungsprojekt zu sammeln.
Doch niemand nahm uns wahr. Zu versteckt, zu unauffällig, so lautete unsere Bilanz nach dreistündigem Herumstehen. Ideen mussten her! Aber: Selbst wenn man politische Themen ansprechen und für globale Probleme sensibilisieren möchte, bedarf es einer kapitalistischen Denkweise. Wir sprachen die Menschen direkt an: Kurzzeitig kam ich mir vor wie eine Staubsaugerverkäuferin. Wir boten kostenlos Kuchen an, um Passanten zum Stehen bleiben zu animieren. Das Gewissen heulte auf, doch was soll’s?
Eigentlich ging ich davon aus, dass sich alle Menschen gleichermaßen für die Schrecken dieser Welt interessieren. Aber es gibt zu viele Vereine, die Gutes wollen und zu viele Länder, die Hilfe benötigen. Unsere Aufgabe muss es daher sein, den Menschen die Probleme anderer Länder aufzuzeigen, sie zu begeistern. Die Beweggründe sich zu engagieren sind bei allen Mitgliedern von Volamos juntos dieselben: Wir suchen Freiwillige, die sich für ein besseres Bildungssystem und eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Guatemala einsetzen. Zusätzlich möchten wir lokale Projekte unterstützen.
Doch warum ausgerechnet Guatemala, warum Volamos juntos? Die Begeisterung, der Willen zur Veränderung erwächst meist aus der Situation, dass man in ein anderes, so fremdes Land geht – und sich womöglich verliebt. Und man zu der Erkenntnis gelangt, dass wir in Europa im Überfluss leben und hier jeder zu viel von allem besitzt. Man kehrt zurück und möchte jedem ins Gesicht schreien, dass es so nicht weitergehen darf.
Da war sie also, die Idee. Ein Verein wurde es, nur so kann man viele Menschen erreichen. Am 17. Januar 2009 begannen wir – eine Gruppe bunt gemischter StudentInnen aus Erfurt und Jena – uns mit den bürokratischen Hürden einer Vereinsgründung und den Zielen, die wir erreichen wollen, zu beschäftigen.
Volamos juntos heißt „Gemeinsam fliegen“, und so erkannten wir während des Entstehungsprozesses immer mehr die Auswirkungen der Globalisierung und entwickelten Handlungsoptionen in Zusammenarbeit mit einem guatemaltekischen Projekt. Inzwischen gehen wir für Aufklärungsveranstaltungen in Schulen, zeigen Filme in Kinos, wie z.B. am 27. Juli im Kunsthaus Erfurt, machen Ausstellungen. Ideen haben wir viele, nur an Mitgliedern mangelt es noch. Für die Mitgliederwerbung wird das Krämerbrückenfest ein Anfang sein. Dafür erhoffen wir uns aber ein bisschen mehr Sonnenschein …
Kurzinfo:
Deine Projekte. Deine Ideen? Dein Engagement für Guatemala!
Der Volamos juntos e.V. Erfurt setzt sich für soziale Bildungsprojekte in Guatemala ein und will den interkulturellen Dialog zwischen Jugendlichen fördern. Zur Umsetzung von Projektideen und für die Entwicklung weiterer Initiativen sucht er stets neue Mitglieder. Die Vereinssitzungen finden zu unterschiedlichen Zeiten statt. Wer mitmachen möchte, der solle sich einfach melden!
Kontakt:
Volamos juntos e.V.
z.H. Sahra Rausch/Kathrin Dommel
Schmidtstedter Straße 28
99084 Erfurt
Tel.: 0361/2166828
Mail: volamosjuntos@gmail.com
Web: www.volamosjuntos.blogspot.com
[Sahra Rausch (20) ist Vorstandsmitglied des Volamos juntos e.V. Erfurt. Sie studiert Sozialwissenschaften und Geschichte und ist Teamerin im Netzwerk für Demokratie und Courage.]
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