Sozial Aktiv: Besser sammeln als gammeln!

„Ich habe einen Pottwal gefunden!“ – „Ich kann Dir dafür Sumpfschildkröten geben!“ – „Hat hier jemand Kegelrobben??“ An einem großen Tisch im Winzerlaer Freizeitladen tummeln sich etwa 10 Kinder und geben lauthals ihre Gebote ab. Allerdings findet hier kein Ausverkauf des Erfurter Aquariums statt, vielmehr streben die knallharten Tauschgeschäfte der Jungen Briefmarkenfreunde Jena allmählich ihrem Höhepunkt entgegen – schließlich soll sich das monatliche Gruppentreffen am Ende wieder für alle gelohnt haben …

Warum ausgerechnet Briefmarken?
Kinder finden vieles spannend, ganz sicher aber nicht stundenlanges Rumsitzen mit Lupe und Pinzette. Haben sie jedoch erstmal „Gummi geleckt“, ertappt man sie plötzlich mit glänzenden Augen beim Einsortieren der neuesten Eroberungen. Briefmarkensammeln ist eben nicht zwängsläufig ein Rentnerhobby, es spricht ganz allgemein den menschlichen Jagdtrieb an. Briefmarken sind kleine Kunstwerke, die Kindern die Welt im Miniaturformat nahebringen und das sinnlich-ästhetische Empfinden ansprechen. Es gibt sie mittlerweile in unzähligen Farben, Formen und Materialien (etwa als Mini-Schallplatten, mit Hologrammen oder Schokoladengeruch). Aufgrund ihres weltweiten Einsatzes sind sie geradezu universelle Kulturbotschafter, die Menschen unterschiedlichster Nationen verbinden. Nicht zuletzt fördern sie von Bildungspolitikern gebetsmühlenartig geforderte Tugenden: Konzentrations- und Begeisterungsfähigkeit, Beharrlichkeit, den Blick fürs Detail, interkulturelles Verständnis und Toleranz, ein breites Allgemeinwissen …

Wie konnte es soweit kommen?
Die Jungen Briefmarkenfreunde Jena wurden 2008 als Jugendgruppe innerhalb der DPhJ gegründet. Am Anfang des Projekts standen drei Fragen: Kann man Kinder überhaupt noch für ein dermaßen „altmodisches“ Hobby begeistern? Wie stellt man es an, dass dieses Freizeitangebot für jeden erschwinglich bleibt? Wie verlässt man das Ghetto der reinen Philatelie, um eine möglichst breite Jugendarbeit anbieten zu können?

Wie stellt man es an?
Die inzwischen 17 Gruppenmitglieder rekrutierten wir fast ausschließlich über Mundpropaganda. Bei der Stange hält man diese heute beileibe nicht mehr mit ein paar gezähnten Bildchen, dazu ist die Konkurrenz anderer Freizeitangebote zu groß. Umso wichtiger ist es, das Briefmarkensammeln unkonventionell und v.a. mit jungen Leuten zu vermitteln – beides ist in der weitgehend von alten Herren dominierten Jugendphilatelie leider die Ausnahme. Von Beginn an traten daher neben die klassischen Aktivitäten (Gruppentreffen, Tauschtage, Briefmarkenbörsen usw.) zahlreiche „außerphilatelistische“ Angebote wie Pfadfinder- und Fußballtrainingslager, Bowlingabende, Erlebniswochenenden oder Museumsbesuche. Dort steht das Gruppenerlebnis im Vordergrund, Briefmarken dienen hier oft nur als „pädagogischer“ Aufhänger.

Wer kann mitmachen?
Jeder ab 6 Jahren, der schon immer mal wissen wollte, mit welcher Währung man in Bhutan bezahlt oder wie die Hauptinsel von Tonga heißt. Vorkenntnisse sind nicht notwendig, die Teilnahme ist kostenlos. Kontakt: aufzack@gmx.net.

von Luth

Kommentare

Eine Antwort zu „Sozial Aktiv: Besser sammeln als gammeln!“

  1. Avatar von Brigitte Müller

    Hallo,

    Kinder können von der Briefmarke viel lernen, über Geschichte und andere Länder. Es gibt Kataloge mit denen sie schön sortieren können.

    Viele Grüße
    Brigitte Müller

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