Rezension: Liedermaching in Homework

(Foto: © Melanie Grande)
(Foto: © Melanie Grande)

Zwei Oldenburger Jungs laden zur Reise in ihr Debütalbum. Am 22. Mai könnt ihr sie im Rosenkeller live erleben!

von Robert

Als ich die CD Simon & Jan zum ersten Mal in den Händen hielt, wusste ich nicht recht, was ich von ihr halten sollte. Zwei gezeichnete Gestalten auf Barhockern, in ihren Händen Gitarren, zieren das Cover. Die Musikrichtung dazu nennt sich „Liedermaching“ – ein Neologismus, der in seiner Zwitterhaftigkeit noch heute Seltsames in meiner Magengrube verursacht.

So ging ich mit denkbar schlechtem Gefühl an das Hören der CD, fest damit rechnend, dass sich jenes Gefühl bestätigen würde, um die Scheibe dann für immer in meiner Sammlung verstauben zu lassen. Doch als meine gespannten Ohren, die eine miese Kopie von JBO erwarteten, die ersten Takte vernahmen, geschah das Unerwartete.

Auch wenn mich die ersten beiden Lieder auf dem Album nicht in Euphorie versetzten, konnte ich mich doch nicht dagegen wehren: Die Musik gefiel mir. Songs wie Die Tafel, mit seiner flippigen Art, oder Im Westen Nix Neues, haben etwas an sich, was mir beim ersten Hören nicht ganz klar werden wollte, aber sehr gut war. Spätestens ab Titeln wie Sonne oder Hermann, war ich nicht mehr nur amüsiert, sondern geradezu gefangen in der Musik. Von Geschichte zu Geschichte, von Strophe zu Strophe, von Takt zu Takt trug mich die CD auf eine kleine Reise, die wie im Flug verging. Eh ich mich versah, war der letzte Titel verklungen – und ich begeistert. Zeilen wie „Die Einzigen, die sich mal blicken lassen, sind seine Erben. Und die würden wohl ein Fass aufmachen, würd‘ Hermann endlich sterben…“ oder „In Berlin, da hängt ein Bild. Das sieht aus, als hätte Rembrandt Picasso in den Arsch gefickt. Ich würde gerne auch mal so was malen, doch leider bin ich ungeschickt…“, vorgetragen mit sanfter, gelassener Stimme, trieben mir immer wieder die Tränen in die Augen.

Beim zweiten Hören versuchte ich mich dem Album nun bewusster zu nähern, zu verstehen, was dran ist an diesem Sound, der irgendwie zwischen Simon & Garfunkel, Kings of Convinience und Element of Crime liegt. Der Grundton des Albums wird von zwei entspannten Gitarren getragen, die sich harmonisch von unterschiedlichsten Begleitinstrumenten, seien es Streicher oder Bläser, melodisch ergänzen lassen. Dabei lassen sich die beiden Künstler jedoch nicht, wie ein Jack Johnson auf den ersten Alben, in eine musikalische Schiene drücken. Sie probieren die verschiedensten Musikstile aus, sei es Reggae oder Blues. Das Ganze harmoniert ausgezeichnet mit dem sanften zweistimmigen Gesang von Simon und Jan. Dieser beeindruckt dabei nicht nur durch seinen Klang; auch ihre Interpretation ist eingängig.

Ob Erna, die Zimmerfliege, das Erwachsenwerden, Werbung oder auch nur ein bisschen Geläster über Dieter Bohlen und Paris Hilton: Immer wieder nehmen die Künstler den Hörer mit auf eine zynisch-schöne Reise in alltägliche Welten, die zugleich ernst und lustig, nachdenklich und albern sind. So entsteht aus allen Komponenten ein bunter Mix, der nicht langweilig werden will und an dem es auch bei mehrmaligem Hören immer wieder neue Finessen und Feinheiten zu entdecken gibt. Das Gesamtwerk ist übrigens sehr gut aufgenommen, zusammengestellt und abgemischt. Es fällt mir wirklich schwer zu glauben, dass das Ganze in einer Wohnung aufgenommen wurde.

Das Album Simon & Jan ist Musik, um an sonnigen Tagen die Füße hochzulegen und es sich einfach gut gehen zu lassen. Wer den Alltag gern mal für ein paar Stunden abschaltet, um eine Scheibe lang zu entspannen, wird hier nicht enttäuscht werden und sollte zugreifen. Ein wirklich gelungenes Erstlingswerk, deswegen von mir eine definitive Empfehlung. Ich bin sehr gespannt, was man nach dem Debütalbum von den Beiden hören wird.

Wer Lust hat, beide besagten Musiker mal live zu erleben, kann das am Dienstag, dem 22. Mai 2012 in der Rose in Jena tun.

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