Junge Gemeinde und Jenaer Antifa rufen zum Diebstahl der Jenaer Hochschulzeitschrift UNIQUE auf und drohen der Redaktion öffentlich mit Gewalt. StuRa der FSU-Jena kürzt der Hochschulzeitschrift die Mittel.
Am 23. April erschien die 47. Ausgabe der interkulturellen Jenaer Studentenzeitschrift UNIQUE mit dem Titelthema „Heile Welt“, darin enthalten u.a. ein Interview mit dem palästinensischen Journalisten Khalid Amayreh, welches sich mit der Rolle der Hamas im und der persönlichen Sicht des Journalisten auf den Nahost-Konflikt auseinandersetzt. Das Interview stellte den zweiten Teil einer Serie zum Nahost-Konflikt dar, in dem Vertreter möglichst vieler beteiligter Seiten in der UNIQUE zu Wort kommen sollen. In diesem Sinne interviewte die UNIQUE zwei Monate zuvor den stellvertretenden Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Thüringen Ilja Rabinowitsch.
Fünf Tage nach Veröffentlichung der Ausgabe beschloss der Studierendenrat der FSU Jena (StuRa) auf Betreiben des Referats gegen Rechtsextremismus rückwirkend die Kürzung seiner finanziellen Zuwendungen für die UNIQUE. Weder wurde die UNIQUE-Redaktion vorab um eine Stellungnahme gebeten, noch über den Antrag des Rechtsextremismusreferates informiert. Da die Redaktion seitens des StuRa bis heute nicht offiziell informiert oder der Beschluss begründet wurde und die rückwirkende Kürzung bereits bewilligter Mittel nach Auffassung der UNIQUE einen Rechtsverstoß des Studierendenrates darstellt, widerspricht die Redaktion der Gültigkeit des Beschlusses und behält sich rechtliche Mittel vor.
Am 28. April rief die Jenaer Antifa auf ihrer Website unter dem Motto „Mate für Dreck“ öffentlich zum Diebstahl möglichst vieler Exemplare der UNIQUE-Ausgabe 47 auf und rühmte sich wenig später bereits über 600 Exemplare entwendet zu haben. Unter dem Slogan „Ich bevorzuge Baseballschläger“ wurde die UNIQUE nicht nur als antisemitische „Hetz-Zeitung“ bezeichnet sondern auch indirekt zur Gewalt gegen deren Redakteure aufgerufen. Die Jenaer Junge Gemeinde Stadtmitte (JG) schloss sich wenig später diesem Aufruf an.
Dazu der Chefredakteur der UNIQUE Fabian Köhler: „Natürlich begrüßen wir zu jedem unserer Artikel eine öffentliche Auseinandersetzung und luden dazu sowohl letzte auch als auch diese Woche in unsere Redaktionsräume ein. Die völlig unbegründeten Vorwürfe gegen ein Magazin, welches sich seit neun Jahren für interkulturelles Miteinander engagiert, offenbart nicht nur die mehr als bedenklichen politische Einstellungen einiger Vetreter des Studierendenrates, der Jungen Gemeinde und der Jenaer Antifa, sondern zeugen auch von einem völlig fehlenden Verständnis von Presse- und Meinungsfreiheit. Nicht zum ersten Mal versucht der StuRa, Hochschulmedien aufgrund missliebiger Äußerungen mundtot zu machen. Die beschlossene Mittelkürzung ist nichts anderes als ein Zensurversuch. Den Vorwurf des Antisemitismus weisen wir entschieden zurück. Auch in den vorherigen Ausgaben haben wir das komplette Gegenteil bewiesen. Die UNIQUE steht für Toleranz, Interkulturalität und Weltoffenheit – aber eben auch für unzensierte und undogmatische Meinungsvielfalt, für freie Berichterstattung ohne Tabuthemen. Dazu gehört auch, dass wir bei kontroversen Themen wie dem Nahost-Konflikt möglichst viele Beteiligte aller Seiten zu Wort kommen lassen.“
Als Zeichen des guten Willens suchten UNIQUE-Redakteure gestern das offene Gespräch sowohl mit Vertretern des StuRa als auch mit Vertretern der Jugend- und Aktionswerkstatt (JAPS) und Stadtjugendpfarrer Lothar König. Damit sollte zum einen die Herausgabe der bisher eingesammelten UNIQUE-Exemplare erreicht werden, als auch dazu eingeladen werden, die Auseinandersetzung wieder auf die legale, sachliche Ebene einer gemeinsamen Gesprächsrunde zu bringen.
Dazu Lutz Thormann, 2. Chefredakteur der UNIQUE: „Zwar wurde die Aktion zumindest durch die JG abgeblasen, doch zeigten die Verantwortlichen von JG und JAPS erschreckend wenig Unrechtsbewusstsein und Verantwortungsgefühl. Die Einsammelaktion war nichts anderes als ein öffentlicher Aufruf zum Diebstahl, noch dazu verbunden mit unterschwelliger Gewaltandrohung gegenüber unserer Redaktion! Mit einer sachlichen Diskussionskultur – für Kritik an unserer Zeitung sind wir jederzeit erreichbar – hat das rein gar nichts zu tun. Es ist blinder, unreflektierter Aktionismus, der noch dazu die falschen Ziele angreift. Wir behalten uns rechtliche Schritte in Form einer Unterlassungsklage vor. Auch die unbegründete Entscheidung des StuRa werden wir anfechten und fordern, dass StuRa-Mitglieder ihr Mandat als Vertreter der Jenaer Studierendenschaft in diesem Sinne und nicht als verlängerten Arm sonstigen politischen Engagements begreifen!“
Schreibe einen Kommentar