„Ich bin als Studentin der FSU Jena und als Muslima enttäuscht vom Referat gegen Rechtsextremismus. Wie kann es sein, dass eine studentische Vertretung einen unsachlichen und beleidigenden Vortrag zulässt, der anwesende Personen diskriminiert? Dies führt dazu, dass ich das Referat gegen Rechtsextremismus insgesamt in Frage stelle.“
Der gesamte Brief von Anja Schmotz im Wortlaut:
„Das Thema des Referates ‚Doppelter Rassismus in der UNIQUE – Warum eine Kritik am Islam notwendig ist – Zur Rolle der Frau im Islam und zum Ansatz eines universellen Menschenrechts‘ [am 15.01.2010 im HS 8, CZS3 – Anm. d. Red.] wurde in der Hinsicht verfehlt, als dass die Referentin [Fathiyeh Naghibzadeh – Anm. d. Red.] während ihres Vortrags wiederholt betont hatte, keine Ahnung vom Islam zu haben bzw. keine Islamexpertin zu sein. Sie versuchte, die Rolle der Frau in der iranischen Gesellschaft zu beschreiben und einige Missstände darzulegen, deren Ursache im Islam begründet liegen sollen. Jedoch berichtete sie sehr einseitig und brachte für ihre Aussagen auf Nachfrage keinerlei Beweise, weswegen ihre Kompetenz im Bereich Islamkritik anzuzweifeln ist.
Da das Referat gegen Rechtsextremismus [dem FSU-StuRa angegliedert – Anm. d. Red.] diesen Vortrag organisierte, hätte es im Vorfeld die Kompetenz der Frau prüfen sollen, ob sie geeignet ist, über die Problematik der Frau im Islam zu referieren. Außerdem hätte die Diskussionsführung beim Referat liegen sollen, da die Diskussionsführung erstens nicht in der üblichen Form stattfand (Frage des Zuhörers, Stellungnahme der Referentin, bei Unklarheiten gegebenenfalls Rückfrage des Zuhörers – mir wurde das Wort bei meiner versuchten Rückfrage unbegründet entzogen). Zudem kam es zu unsachlichen Kommentaren der Referentin, die genauso unterbunden hätten werden müssen wie einige Reaktionen der Zuhörerschaft auf ihre Kommentare, da diese zur Diskriminierung der anwesenden Religionsangehörigen führten.
Als Beispiel sind hier die klopfenden Reaktionen einiger Zuhörer auf ihren Kommentar ‚Scheiß Koran!‘ zu nennen. Diese Art von Kommentaren können privat in einer Kneipe oder ähnlichem geäußert werden, jedoch nicht in einem vom Referat gegen Rechtsextremismus organisiertem Rahmen, da dieses die Pflicht hat, alle Studenten, egal welcher Couleur, vor Diskriminierungen und unsachlichen Kommentaren zu schützen.
Zum zweiten Teil des Referates, welches den vermuteten doppelten Rassismus in der UNIQUE und den Ansatz eines universellen Menschenrechtes behandeln sollte, ist zu sagen, dass der Vortragende [Andreas Benl – Anm. d. Red.] einen Text ablas, in dem Bücher und Personen zitiert wurden, die nicht allen Zuhörern ein Begriff sein konnten. Weiterhin wurde mit Worten jongliert, die für eine politikwissenschaftliche oder philosophische Diskussion geeignet sind, jedoch nicht für einen öffentlichen Vortrag, in dem auch fachexterne Personen sitzen. Auch ist die Kernaussage des Referierenden nicht deutlich geworden.
Wenn das Referat gegen Rechtsextremismus einen öffentlichen Vortrag organisiert, sollte es auch sicherstellen, dass er inhaltlich verständlich für die Öffentlichkeit ist. Auch sollte es als Teil der Studierendenschaft auf Höflichkeit achten, zu der es gehören würde, die in dem Vortrag kritisierte Person Fabian Köhler [Chefredakteur der UNIQUE – Anm. d. Red.] eingeladen zu haben, damit dieser eine Stellungnahme zu den ihn betreffenden Vorwürfen hätte abgeben können. Da dies nicht der Fall war, hätte das Referat eingreifen sollen, als Köhler vom Vortragenden wiederholt diffamiert wurde.
Insgesamt bin ich als Studentin der FSU Jena und als Muslima enttäuscht vom Referat gegen Rechtsextremismus, da ich am Ende des Referates mit dem Gefühl der Diskriminierung nach Hause gegangen bin. Wie kann es sein, dass eine studentische Vertretung einen unsachlichen und beleidigenden Vortrag zulässt, der anwesende Personen diskriminiert? Dies führt dazu, dass ich das Referat gegen Rechtsextremismus insgesamt in Frage stelle.“
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