Träume an der Saale

Szene aus "Ovids Traum" (Foto: © Theater Anu Berlin)
Szene aus "Ovids Traum" (Foto: © Theater Anu Berlin)

Anlässlich des Themenjahrs Romantik, Licht, Unendlichkeit verwandelt Jenakultur den Paradiespark in ein Meer der Kunst.

von Babs & Robert

Wer die Rasenmühleninsel kennt, erwartet nichts Besonderes: eine Grünfläche an der Saale mit anliegendem Skaterpark. Doch nicht an diesem Tag. Schon aus der Ferne erkennt man die vielen Bühnen, an jedem Baumwipfel befinden sich Verzierungen und obwohl es schon zur Nacht dämmert, strömen immer mehr Menschen auf den Platz.
Das Novalisfest ist Anlass dieses Schauspiels. Mit viel Liebe zum Detail haben die Veranstalter dem Gros der Jenaer Kulturszene eine Bühne geschaffen: Vom Symphonieorchester bis zur alternativen Lesegruppe sind alle vertreten. Und so eröffnete die Freie Bühne Jena auch das künstlerische Spektakel mit einem Stück, das sich der Bühne im klassischen Sinne entzieht. An verschiedenen Stellen – Inseln der Romantik – wurde eine Geschichte erzählt, die zugleich Lehrstück über das Thema Romantik an sich ist.
Dem alternativen Theater folgte das schwere künstlerische Geschütz. Die Jenaer Philharmoniker betraten die Hauptbühne gleich zweimal. Wurden im ersten Konzertblock noch klassische Komponisten wie Mozart oder Dvorak präsentiert, bot der zweite Block ein Inferno der experimentalen Fusion. Zusammen mit der Albrecht Ziepert & Band inszenierten sie Faust – Music for Theatre. Orchesterklänge trafen auf groovige Beats und verzerrte Gitarren. Ein eben so gewagtes wie gelungenes Unterfangen. Die Performance der Musiker wurde immer wieder durch die französische Marionettengruppe Les Grandes Personnes unterstützt. Mit ihren teils riesigen Figuren verzauberten sie das Publikum und sorgten für tosenden Beifall und eine fast gruselige Stimmung. Nach diesem fulminanten Spektakel löste sich der Pulk vor der Hauptbühne und nutze den gesamten Park.
Neben einer Lesung des Jenaer Autoren-Ensembels Lichtkegel fanden sich einzelne Szenen aus Ovids Traum, inszeniert durch das Theater Anu aus Berlin. Die im Baumgebiet am Saaleufer aufgebaute Szenerie bot den perfekten Hintergrund für die mystischen Geschichten. Die Atmosphäre wurde durch die Soundcollagen von DJ Marsen Jules unterstützt. Wer selbst für einen Moment über das Tempo der Impressionen entscheiden wollte, konnte brennenden Schuhen zum kleinen Glashaus folgen und sich dort die Installation Blaue Blumen von Ambech anschauen.
Schon am Anfang des Abends ließ das buntgemischte Publikum vermuten, dass das Novalisfest mit seinen Angeboten alle Altersgruppen angesprochen hat. Dieser magische Abend rund um die Rasenmühleninsel ließ jedes noch so unromantische Herz höher schlagen.

Auch am Sonntag (07.06.) findet im Paradiespark noch das Novalisfest statt.


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