Max Herre und Freunde groovten am 19.7. die KulturArena, 3.000 Besucher waren begeistert. Derweil waren im ausverkauften Kassablanca Käptn Peng und die Tentakel von Delphi außer Rand und Band.
von Robert & bexdeich
Die Haare waren mal länger und die Falten weniger, doch das scheint den mittlerweile 40jährigen Max Herre nicht sonderlich zu stören. Der Mann „fühlt sich wieder wie 19“, wie er das Jenaer Publikum wissen ließ, und groovt und flowt auch noch genauso. Anna, Esperanto, 1ste Liebe, Wolke 7 – der Abend war eine Reise durch die Zeiten von Freundeskreis und der ersten beiden sowie dem neuen Soloalbum Hallo Welt!.
Dabei wurde er nicht nur von seiner Band, sondern auch tatkräftig von Gastmusikern unterstützt. Dabei unter anderem der alte Weggefährte Afrob, aber auch jüngere Künstler wie Megaloh und Clueso. Beim Erscheinen von Letzterem konnten sich viele Fans minutenlanges Gekreische nicht verkneifen.
Egal ob laut oder leise: in den zwei Stunden hat der gebürtige Stuttgarter das Jenaer Publikum in seinen Bann gezogen und mal wieder unter Beweis gestellt, dass er trotz fortgeschrittenen Alters nichts von seine Groove verloren hat.
Parantatatam!
Wenn im Anschluss jemand auf der Bühne des Kassablanca mit einer getragenen graugrünen Socke aus dem Publikum einen Dialog führt (beziehungsweise singt), dann können Käptn Peng und die Tentakel von Delphi nicht weit sein. Selten gibt es eine Band, die so authentisch bei der Sache ist: Trocken das Programm herunter zu spielen, dreimal zu sagen, wie schön Jena sei und nach einer kleinen Zugabe brav danke zu sagen, ist nicht ihr Ding. Käptn Peng und Konsorten brachten nach allen Regeln der Kunst – und vor allem nach ihren eigenen – die Bühne in grandioser Hip Hop-Manier zum Beben. Egal, ob Verkleidung, Tanz, Wort-Akrobatik, Freestyle oder Klangphänomene – es war alles dabei.
Im ausverkauften Kassa war deutlich zu spüren, dass eine ordentliche Portion Leidenschaft und Spaß im Spiel waren, die Käptn Peng und die Tentakel von Delphi mit den Anwesenden voll und ganz teilen wollten. Wie es eben in dem Song Parantatatam so schön heißt: „Etwas wollte von innen nach außen“. Entsprechend selten kreiert Käptn Peng Lieder mit Refrains: Er hat viel zu viel mitzuteilen, als dass er sich in einem Text vier- bis fünfmal wiederholen könnte. Das Mitsing-und Mitmach-Potential wird dadurch keineswegs geschmälert. Die Zuhörer waren jedenfalls mit allen Sinnen bei der Sache. Als es nach mehr als eineinhalb schweißtreibenden Stunden hieß, den Heimweg anzutreten, war das Konzert an sich vorbei, seine Wirkung allerdings noch lange nicht. Denn Texte wie Sie mögen sich oder Werbistich haben eine Message, sie bleiben im Kopf und klingen nach. Parantatatam!
Übrigens:
Zum Start der zweiten Konzertwoche dürfen wir uns am Mittwoch auf Chilly Gonzales freuen (24. Juli, 20.00 Uhr). Am darauf folgenden Abend beehrt ein Mann die Saalestadt, der derzeit als einer der größten Jazz-Bassisten seiner Generation gilt: Avishai Cohen (Donnerstag, 25. Juli, 20.00 Uhr). Freitag geht die Reise dann nach Frankreich: Die Pariser Jungs Les yeux d’la Tête drehen alles von 50er-Jahre-Jazz über Sinti-Swing bis zur osteuropäischen Festmusik durch ihre Anarcho-Polka-Mangel (Freitag, 26. Juli, 20.00 Uhr).
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