Das diesjährige cellu l’art eröffnete den Länderschwerpunkt Südkorea mit einer ergreifenden Geschichte über Liebe, Weltpolitik und die Hoffnung, die nie sterben will.
von Jenny
19:30 Uhr, das Café des Kinos „Schillerhof“ ist abendlich gefüllt. Die Besucher des Blauen Saals werden von ihren Plätzen in den engen Gang zwischen Tischen und Stühlen gebeten – Ausstellungseröffnung und gleichzeitiger Auftakt des diesjährigen cellu l´art. Die eben noch überschaubar scheinende Besucherzahl füllt den Raum. Es ist laut, die Begrüßung durch den Veranstalter angemessen knapp und herzlich. Der kurze Einblick in die Ausstellung stimmt auf den Länderschwerpunkt ein, kitzelt ein wenig Fernweh hervor und weckt Vorfreude auf den folgenden Film. Der laufende Kino- und Cafébetrieb bringt ein gewisses „Normal-Gefühl“, aber auch ein leichtes, noch angenehmes Durcheinander. Wieder im Saal endet dieses – Licht aus, Film ab: Das cellu l´art beginnt.
„I hope to see you again“ spricht eine blonde Frau in die Kamera; sie sagt es auf Koreanisch, sichtlich ergriffen. So beginnt und endet die Dokumentation über Frau Hong, über ihre Liebe zu einem nordkoreanischen Mann – ihrem Ehemann –, über ihre Söhne und die ewige Hoffnung, ihn wieder zu sehen. 50 ergreifende Minuten, Frau Hong sitzt zwei Plätze neben mir, kommentiert manchmal leise, was sie gerade mit uns allen teilt. Im Anschluss an den Film haben alle Gäste die Möglichkeit, ihr Fragen zu stellen, Frau Hong ist bereit auch die erfüllte Hoffnung zu teilen: 2008 verbrachte sie ein paar Tage in Nordkorea, gemeinsam mit den Söhnen traf sie ihren Mann. Die äußerliche Entfremdung, nach all den Jahren, muss erschütternd gewesen sein. Und doch: Die so von ihr umschwärmte Fröhlichkeit hatte die Jahrzehnte überdauert. Eine unbeschwerte Woche, in der sich ihr Traum, ihn noch einmal sehen zu können, erfüllte – trotz der ständigen Begleitung durch eine koreanische Delegation. Der Briefkontakt wurde nach der Reise wieder hergestellt, das frühere Verbot kann nun nicht mehr gelten. Auch ein zweiter Besuch in Nordkorea wird geplant.
So schwer es gewesen sein muss, ein Leben lang zu hoffen – Frau Hong hat mit der Entscheidung, in Deutschland geblieben zu sein, Frieden geschlossen, im Interesse des Lebens ihrer Söhne, das wohl beste Geschenk, welches sie von ihrem Mann bekam. Erstaunt über das Interesse, das ihre Geschichte noch heute weckt, wird sie nicht müde, von ihrer Reise zu berichten und man spürt: Da ist noch etwas, etwas Vergangenes im Heute. Etwas, das jede Zeit, jede Repression, jeden Zweifel überdauern wird – Liebe, komme was wolle.
Am Mittwoch geht es im Schillerhof weiter – der erste Block zum cellu l’art-Länderschwerpunkt beginnt um 20.00 Uhr. Der internationale Wettbewerb beginnt ebenfalls am Mittwoch, ab 17:30 Uhr im Volksbad.
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