KulturArena: „Oh, what a beautiful day for us“

(Bildrechte: KulturArena / Holger John)
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Hip Hop-Beats und Streichmusik, Blasinstrumente und Rap-Texte auf einer Bühne: geht nicht? Geht doch! „The Kyteman Orchestra“ zeigte es beim gestrigen Konzert in Jena.

von Makito

Darf es klassische Musik durch ein Orchester sein? Oder doch lieber Hip Hop? Vielleicht doch etwas chaotisch und explodierend, wie ein Vulkan? Kyteman Orchestra ist ein Projekt von Colin Benders, in Holland vor allem bekannt als Kyteman. Unter achtzehn Musikern war alles vertreten: ein stimmenstarkes Chor inklusive Opernsänger, Rap-Talente, DJ, Funk-Bläser und Streicher. Man merkt es dem Dirigenten Kyteman an, mit welcher Passion er die Musiker anführt, dirigiert, mitgehen und sie improvisieren lässt. Sein Körper zuckt in Ekstase, er hüpft und wippt zu den Beats und den Melodien und Stimmen. Dabei ist er auch noch ein Multitalent: Er selbst spielte an der Trompete in mehreren Stücken.
In diesen zwei Stunden – plus Zugabe – war alles vorhanden, was dieses powervolle Orchester geben konnte. Die Rapsänger, die nicht nur durch ihre Texte beeindruckten konnten, sondern auch durch ihre Bühnenpräsenz dieses meist experimentale HipHop-Ensemble vervollständigten. Der Rapper und Vocalist Hein Bal aka ParAdoX zeigte mit „Angry at the World“ eine gelungene Performance, die sogar einer schauspielerische Leistung glich: Man sah vor allem seine Wut an seiner Mimik und seiner tiefen Stimme.

(Bildrechte: KulturArena / Holger John)
(Bildrechte: KulturArena / Holger John)

Obwohl das gesamte Orchester wie ein Uhrwerk funktioniert, ist jeder einzelne Musiker und Instrumentalist individualistisch und könnte auch für sich allein stehen. Kyteman war dabei die treibende Kraft, die auch das Tempo vorgab, aber vor allem bei den Jam-Stücken vertraute er seinen Musikern und improvisierte mit ihnen berauschende Klänge. Colin Benders alias Kyteman ist ein Multitalent: Er besuchte schon im Alter von zwölf Jahren die Musikakademie in den Niederlanden; danach fing er schon mit 16 an, durch die Welt mit verschiedenen Bands zu touren. Nachdem er ein eigenes Solo-Album selbst komponierte und veröffentlichte, gründete er 2009 das Hip Hop-Orchester. Vor allem durch Festivals wurden sie in Holland berühmt, mit ihren Alben „The Hermit Sessions“ und „Kyteman Orchestra“ stürmten sie die Charts. In Deutschland sind sie noch relativ unbekannt mit einer überschaubaren Fan-Gemeinde. Mit ihrer kleinen Tour, bei der sie gestern in Jena und heute nochmals in Karlsruhe auftreten, könnte sich ihre Bekanntheit steigern.
Genau wie in dem Stück „The Mushroom Cloud“ besungen, war es wirklich „a beautiful day for us“. Dieses Ensemble mit all ihren talentierten Instrumentalisten, allen voran dem verblüffendem Dirigenten, kann man jedem empfehlen, der sich für Hip Hop, Klassik, Electro oder Funk begeistert – oder sich einfach auf etwas Neues einlassen will.

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