… lautete das Motto eines Konzerts mit Geflüchteten und Einheimischen in Erfurt. Musikalisch, berührend und persönlich zugleich.
von Adriana
Was assoziieren wir mit dem Begriff „Heimat“? Ist es der Sonntagsbäcker unten rechts an der Straße? Oder der wohlbekannte gelegentliche Spaziergang durch den Thüringer Wald? Vielleicht jedoch auch der Duft von Safran, Gewürzen und schwarzem Tee am Morgen, während man über den Basar läuft. Heimat stellt nicht direkt einen fassbaren Ort dar, es ist vielmehr ein Gefühl. Ihre persönlichen Interpretationen von Heimat präsentierten am Donnerstagabend 20 Musiker aus insgesamt 10 Ländern in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt: Einige von ihnen sind Einheimische, andere leben erst seit wenigen Monaten in Deutschland. Sie gewährten dem Publikum dabei Einblick in ihr kulturelles Umfeld.
Von Gesang, besonderen Instrumenten bis hin zu kleinen Theaterstücken wurde alles geboten: seien es nachgeahmte Vogelstimmen mit der Pikkoloflöte aus dem Vogtland, die rumänischen Volkstänze auf dem Akkordeon oder aber die mystischen Klänge der Kelchtrommel aus dem Iran. Als Übergänge zwischen den einzelnen Performances wurden Videoausschnitte zu den Mitwirkenden eingeblendet. Hierbei erzählten die einzelnen Personen von ihrer Vergangenheit, von der Flucht, und teils zurückgelassenen Familienmitglieder in den Herkunftsländern. Mit diesem Lebensgefühl versuchten sie auf der Bühne ein Stück ihrer Heimat erklingen zu lassen. Die musizierenden Flüchtlinge wurden zuvor von dem Projektpartner Other Music Academy aus Weimar in mehreren Workshops auf das Konzert vorbereitet; der Geiger und Musik-Coach Johannes Gräßner aus Erfurt hatte die Workshops geleitet.
Gehör fanden die Darbietungen bei rund 300 Besuchern jeder Altersstufe und Menschen mit und ohne Einwanderungsgeschichten. Vielleicht kann eine solche Vielfalt an verschiedenen musikalischen Eindrücken helfen, Vorurteile abzubauen und Empathie für das noch Unbekannte zu wecken: „Es geht um Musik und gleichzeitig auch um Politik. Das gehört in diesem Fall zusammen“, erklärt Projektleiter Joachim Voit. „Ich möchte zuallererst ein tolles Konzert veranstalten – mit Musikerinnen und Musikern, die mich berühren, denen ich gerne zuhöre. Ich möchte, dass die nicht wie in einem sinfonischen Konzert irgendetwas vom Blatt spielen, sondern etwas, das ihnen persönlich viel bedeutet, dass die Beteiligten musikalisch etwas über sich mitteilen. Ich will von denen wissen: Wo kommst Du her? Wie klingt für Dich HEIMAT? Welchen Sound hat Dein Zuhause?“
Während des Konzerts wurde die Vielfältigkeit des Begriffs Heimat spür-, hör- und sichtbar, durch die sehr persönlichen Interpretationen mittels der Sprachen, Gesänge und der teils außergewöhnlichen Instrumente. Gegenseitiges Interesse und Verständnis wurden gestärkt und damit ein Zeichen der Toleranz gesetzt.
(Fotos: STIFTUNG ETTERSBERG / Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße)
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