Das Traditionsbuchgeschäft am Johannistor wurde beim Deutschen Buchhandelspreis als „besonders herausragende Buchhandlung“ geehrt. Ein Besuch.
von Frank
„Man kann es ja mal probieren“ – so pragmatisch fällt Gunther Phillers Antwort aus, fragt man ihn nach der Idee zur Bewerbung um den Deutschen Buchhandelspreis. Die bundesweite Auszeichnung, ausgeschrieben von der Staatsministerin für Kultur und Medien, wurde in drei Kategorien an kleinere, inhabergeführte Buchhandlungen vergeben. Die „Jenaer Bücherstube“, die Gunther Philler seit nunmehr 32 Jahren führt, wurde dabei als eine von fünf „besonders herausragenden Buchhandlungen“ geehrt.
Das Haus blickt auf eine lange Geschichte als Heimat des gedruckten Wortes zurück, seit die Anthroposophische Gesellschaft das Gebäude 1929 anmietete und dort die „Goetheanum Bücherstube“ einzog. Als die Nationalsozialisten die Anthroposophie verboten, entstand der Name „Jenaer Bücherstube“. Nach Kriegsende übernahm Helga Töppner die Buchhandlung und prägte deren Geschicke für fast vier Jahrzehnte. Noch heute spricht Gunther Philler von seiner Vorgängerin mit Bewunderung. Aber auch er hat das Geschäft erfolgreich durch drei ereignisreiche Jahrzehnte geführt. Philler hatte, nach einer Ausbildung in der Jenaer Universitätsbuchhandlung und der Buchhändler-Lehranstalt in Leipzig, in seiner Geburtsstadt Eisenberg für eine Weile eine Buchhandlung geleitet. 1976 war er nach Jena gezogen und sieben Jahre später übernahm er, der damalige Leiter der „Galerie im Stadthaus“, die traditionsreiche Bücherstube. Die Wirren der Wendezeit überstand das Geschäft ohne größere Probleme, doch Mitte der 90er Jahre forderte die Unsicherheit der neuen Verhältnisse auch beim Buchladen einen Tribut: „Es wurden weniger Bücher gekauft, ein Teil der langjährigen Kunden waren außerdem gen Westdeutschland gezogen“, erinnert sich der Inhaber zurück.
Zahlreiche Stammkunden hat die Bücherstube aber bis heute. Da geht es mitunter schon familiär zu, erzählt uns Gunter Philler: „Selten verlässt jemand unser Geschäft ohne ein persönliches Gespräch.“ Durch den Verkauf von Tickets für Veranstaltungen etwa im Café Wagner zieht es auch immer wieder junges Publikum in den charmanten kleinen Buchladen am Johannistor. Dort finden neben großen Verlagen auch viele kleinere und regionale Verlage eine Heimstatt. Bisweilen schlagen auch Verlagsvertreter oder Kunden Bücher vor, die zur Bücherstube passen könnten. Das Sortiment, gibt Buchliebhaber Philler offen zu, werde dabei von ihm subjektiv ausgewählt. „Ich stelle hier nichts in die Auslage, was ich nicht selbst vertreten will“, erklärt er und räumt im selben Atemzug ein, dass man so bisweilen auch am großen Umsatz vorbei verkauft. „Bücher von singenden Fußballern oder kochenden Schauspielern werden Sie bei uns eher nicht finden“, schmunzelt der Inhaber. Er selbst liest gerne die Werke von Thomas oder Heinrich Mann, auf ein Lieblingsbuch möchte er sich allerdings nicht festlegen. „Oft ist es einfach das Buch, das ich gerade lese.“
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