Literarische Bekenntnisse aufsässiger Drogenfreunde gibt es ja reichlich. Dass nun die Aufzeichnungen des gebürtigen Münchners, Wirtschaftshochschul- absolventen und Berliner Szene-Bloggers „Airen“ (chin. „Liebes-Mensch“) in den Fokus der Öffentlichkeit geraten, liegt nicht zuletzt am Plagiatsskandal um Helene Hegemann, welche ihr Debüt „Axolotl Roadkill“ mit Flicken aus Airens Werken stopfte. Mit dieserhalb Aufmerksamkeit behaftet liegt nun der kurze autobiographische Roman „I Am Airen Man“ in den Buchhandlungen aus.
von gonzo
Der Autor resümiert darin v.a. seinen zweijährigen Aufenthalt in Mexiko-Stadt – eine Zeit, welche sich maßgeblich als Aneinanderreihung verschiedener Rauschzustände und ihren mehr oder weniger rentablen Konsequenzen herausstellt.
Ausgestattet mit einem Dr. h.c. in universeller Subkultur findet Airen schnell Zugang zur ansässigen Techno- und Drogenszene. Er vernachlässigt seine Pflichten, protokolliert seinen psychischen und physischen Verfall, begegnet zahlreichen kruden Personen, gerät in absurde Situationen und lässt dabei kaum ein Klischee aus. Sehr früh wird klar, dass er seinen exzessiven Lebensstil aus Deutschland exportiert und in der wilden Hitze Mexikos nun zur Vollendung geführt hat.
Spätestens nach Burroughs, Thompson oder Hemingway gilt ein selbstzerstörerischer Aufenthalt unter tropischer Sonne als unverzichtbarer Bestandteil des gepflegten Underground-Lebenslaufs. Denn genau dort scheint sich der Nucleus vitae am schmerzhaftesten herauszuschälen, scheint der Autor die Welle zwischen Wahnsinn und Erkenntnis am tollkühnsten zu reiten. Doch gründliche Wahrheiten bleibt er uns schuldig. Es erfolgt keine dauerhafte Katharsis oder tiefere Einsicht. Was bleibt, ist die masochistische Symbolik des Rauschs, die Agonie der Extase. Für Genre-Fans kein should- aber durchaus ein could-have.
Airen: I am Airen Man.
Blumenbar Verlag 2010
176 Seiten, 17,90 €
Links zum Thema
– Airens Blog „live“ im Netz
– Airen Blog „Technoprosa“ in Netz
– Airen bloggt nun auch in der FAZ (1. Mai in Berlin)
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