Rainald Grebe sorgt für volles Haus bei der Kulturarena. Das erste seiner beiden Konzerte im Rückblick
von Frank
Ein Heimspiel vor ausverkauftem Haus würde es werden, das war bereits Wochen vor Rainald Grebes Konzert bei der Kulturarena klar. So drängen sich an diesem Samstagabend die Heerscharen von Besuchern (3.000 an der Zahl) durch das Einlass-Nadelöhr. Ein schweifender Blick durch die Reihen zeigt schnell: Grebe und sein „Orchester der Versöhnung“ ziehen Jung und Alt auf den Theatervorplatz; von sechs bis 66 Jahren sind sie alle auf den Beinen.
Soviel sei gleich verraten: der gebürtige Kölner müht sich, dieses heterogene Publikum „mitzunehmen“, stellt sich mit seinem Humor auf seine Zuhörer ein und versucht, eine Art Klammer zu finden: Immer wieder bedient er in seinen Liedern und Kommentaren das Oben-Unten-Motiv, spielt mit dem Die-da und Wir-hier – und das kommt an. Zustimmendes Nicken oder gellenden Jubel erntet er vor allem mit seinen Parodien auf das Abgehobene, das Jet-Set-Leben, mit seinem Augenzwinkern auf die Themen der „kleinen Leute“. Ärgerlich dabei nur, wenn seine gesellschaftskritischen Passagen („Rolf“) zwischen bierseligem Gegröle fast untergehen; wenn angetrunkene Mittvierziger bei den Reggae-Klängen eines überaus ausgeklügelten Liedes wie „T.I.A.“ (This is Africa) an nichts anderes denken als „Jetzt schön ’ne Runde kiffen!“
Aber ein Kulturarena-Konzert ist schließlich keine globalisierungskritische Lesung; die Zuhörerschaft will bei Laune gehalten werden. Und das gelingt Grebe im Lauf des Abends immer besser; wieder und wieder arbeitet er clever mit regionalen Bezügen, sei es der Grillteufel um die Ecke oder der Zwiebelmarkt in Weimar. Dazu ein wenig Nörgeln über Saalfeld und (was sonst) Erfurt. Nach solchen Streicheleinheiten braucht es sein beschwörendes „Ich bin doch einer von euch, euer Raini“ schon gar nicht mehr. Denn im Gegensatz zu anderen „Gästen“ der Saalestadt profitiert Grebe von seinem Heimvorteil, der ihn für „sein“ Jena glaubwürdig macht. Damit wirken seine Anekdoten frischer und authentischer. Wer allerdings Grebe von anderen Auftritten (und sei es bei YouTube) kennt, bemerkt schnell, dass selbst seine lockeren Anarcho-Nummern bestens inszeniert und spontan anmutende Gags oft genug in anderen Kontexten (wie am Leipziger Central Theater) „getestet“ worden sind. Dass man das Rad aber nicht neu erfinden muss, zeigt auch die Musikauswahl des Abends: Neben einigen Songs seines neuen Albums „Zurück zur Natur“ setzt Grebe auf Bewährtes; seine liebevoll-bissigen Darstellungen Sachsen-Anhalts und Brandenburgs dürfen natürlich auch in Jena nicht fehlen. Und nach einer schieren Ewigkeit schenkt er dem Volk seine Hymne: „Thüüüüüüüringen“ summt es aus tausend Kehlen unterm Vollmond – endlich, in der zweiten Zugaberunde dieses mehr als zweistündigen Heimspiels. „Morgen spielen wir genau das gleiche Set“, ruft er seinen Musikerkollegen noch zu. Wir sind gespannt auf das Rückspiel, morgen Abend.
Mehr Fotos vom Grebe-Konzert gibt es bei Unique Jena auf facebook.
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