Hope to see you again

(Foto: privat)
(Foto: privat)

Am Freitag Abend (19.30 Uhr) startet im Schillerhof das diesjährige cellu l’art mit einer Dokumentation über Liebe in Zeiten des Kalten Krieges. Eine wahre Geschichte aus Jena.

von Frank

Am kommenden Dienstag, dem 24. April, startet das diesjährige Jenaer Kurzfilm-Festival cellu l’art wieder mit einem großen Open Air am Johannistor. Doch schon am Freitag bietet sich dem Filmfreund eine ganz besondere Veranstaltung im Schillerhof: Der diesjährige Länderschwerpunkt Südkorea wird mit einem speziellen Gast eröffnet – und mit einem Film, der in doppelter Hinsicht zeigt, wie zufällige Begegnungen unser Leben verändern können: Longing Song For Her Husband – Hope To See You Again.

Der Film erzählt die Geschichte der heute 75-jähringen Renate Hong aus Jena, die im September 1955 ihr Studium der Chemie und Biologie begann – und gleich in der ersten Chemie-Vorlesung ihren späteren Ehemann Hong Ok-Gun kennenlernte. Er war einer der zahlreichen Gast-Studenten aus dem kommunistischen Nordkorea. Sie wurden ein Paar, Renate wurde schwanger, im Februar 1960 heirateten die beiden. Der Sohn, der Mitte 1960 geboren wurde, hatte die deutsche Staatsbürgerschaft. Doch im April 1961 – das zweite Kind war auf dem Weg – wurde Hong Ok-Gun, der inzwischen sein Studium abgeschlossen hatte, quasi über Nacht nach Nordkorea zurückbeordert.

Getrennt in zwei geteilten Staaten

Bis heute, so erzählt Frau Hong, sei noch nicht wirklich klar, welchen Grund es gab, alle nordkoreanischen Studenten fast zum gleichen Zeitpunkt, im Frühjahr 1961, aus der DDR abzuziehen. Auffällig ist jedenfalls die zeitliche Nähe zur Schließung der Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten. Auch ideologische Gründe dürften eine Rolle gespielt haben: Anfang der 60er Jahre entsprach die Politik der DDR in mehrerlei Hinsicht nicht den Vorstellungen der nordkoreanischen Führung, die darum wohl erpicht war, ihre Studenten wieder nach Hause zu holen, bevor diese „ideologisch“ zu stark beeinflusst werden konnten.

So hielt also auch in Jena die Weltpolitik des Kalten Krieges krachend Einzug: in das Leben von Renate Hong und ihrer Familie. Anfangs hatten sie und ihr Mann regelmäßigen Briefkontakt, doch wenig später brach der Kontakt zwischen ihm in Nordkorea und ihr in der DDR ab – für über vier Jahrzehnte!

Dann sorgte eine zweite Zufallsbekanntschaft dafür, dass diese Geschichte an die Öffentlichkeit kommen sollte: Frau Hong kam in Jena mit südkoreanischen Studenten und Doktoranden ins Gespräch und erzählte ihnen das Erlebte. Daraus entstand zunächst ein Artikel im Internet, auf den eine große südkoreanische Tageszeitung aufmerksam wurde: Der Deutschland-Korrespondenten des Joong Ang Daily holte sich zunächst zwei Absagen von Frau Hong ein, bis sie beim dritten Versuch doch nachgab. Der daraus resultierende Artikel wurde von anderen Zeitungen in Südkorea aufgegriffen und auch international beachtet; u.a. griffen die FAZ und die Süddeutsche Zeitung die Geschichte 2006 auf.

Zudem entstand ein Dokumentarfilm für den südkoreanischen History Channel, der 2007 im dortigen Fernsehen ausgestrahlt und wenig später ausgezeichnet wurde: Longing Song For Her Husband – Hope To See You Again. Dieser Film erzählt die Geschichte von Renate Hong und ihrer Familie als Rückblende aus Sicht der Protagonistin. Am Freitag (20.4.2012) wird um 19.30 Uhr mit dieser Doku der Länderschwerpunkt des diesjährigen cellu l’art eröffnet. Frau Hong wird anwesend sein – sie hat sicher viel zu erzählen.

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