Vom 17. bis 20. Februar war ein Unique-Redakteur auf der Berlinale unterwegs, um darüber für uns zu berichten. Dabei haben sich die interessantesten Geschichten nicht in den zahlreichen Filmen, sondern um sie herum abgespielt, wie er in seinem persönlichen Tagebuch berichtet.
von LuGr
Am Donnerstag, dem 17. Februar, kam ich gegen 17.30 Uhr in Berlin an. Viel Zeit blieb nicht zum Trödeln, schließlich stand um 19.30 Uhr die Sichtung des belgischen Thrillers „Rundskop“ im Kino International an. Während des Wartens auf einen Freund strömten zahlreiche Zuschauer aus dem Kinosaal, in welchem „House of Shame / Chantal All Night Long“ zu Ende ging; ein Film um eine Transsexuelle, die sich 17 Jahre lang als Prostituierte verdingte und nun seit einem Jahrzehnt jeden Donnerstag in Berlin Parties mit Live Acts organisiert, bei denen die Grenzen jenseits von homo-, trans- und intersexuell verlaufen. Entsprechend setzte sich auch das Filmpublikum zusammen, wobei mir Männer mit Irokesenschnitt und engen Hosen ebenso im Gedächtnis blieben wie ein abgemagerter, jugendlich aussehender Dandy, der mit geschniegelt gegeltem Haar und lasziven Hüftschwung auf High Heels an mir vorbeistolzierte. Plötzlich war ich mittendrin in der queeren Kultur, die in Jena fernab einiger kleinerer Veranstaltungen im Kassa nach wie vor ein Schattendasein fristet.
Nachdem ich am 18. Dezember gegen 17.45 Uhr im Foyer mit Regisseur Rosa von Praunheim eine Ikone des schwulen Films im Foyer des Kolloseum gesehen habe, sollte um 23 Uhr die Sichtung des RAF-Films Wer, wenn nicht wir im Friedrichstadtpalast auf dem Programm stehen. Doch ein Mann, der einen Zettel mit der Aufschrift „Karte gesucht“ vor sich hielt und diesen dann an den nächsten „Bedürftigen“ weiterreichte, als er sichtlich erfreut erfolgreich war, wärmte auch die Herzen von 2 Unique-Redakteuren, die zwei weiteren Suchenden ihre Karten gegen die Erstattung der Einkaufskosten weitergaben. Zumindest menschliche Wärme hat man im eisig kalten Berlin nicht vermisst.
Ein Festivalbericht von mir über tatsächlich gesehene Filme findet sich beim Filmblog The Gaffer.
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