Film: „Wall-E“

Regie: Andrew Stanton, USA 2008, Disney/Pixar, 98 Minuten

von Lutz

Das Animationsstudio Pixar scheint in Hollywood derzeit die einzige zuverlässige Adresse zu sein, welche unentwegt originelle und latent anspruchsvolle Unterhaltung für die ganze Familie abliefert. Dabei stieg stets das Abstraktionsniveau, mit dem den unterschiedlichen digital animierten Figuren oder Charakteren Leben eingehaucht wurde. Schien es vergleichsweise recht simpel, einem Clownfisch im großartigen „Findet Nemo“ menschliche Mimik aufzudrücken und den Zuschauer an seinen Emotionen teilhaben zu lassen und zu berühren, war das in „Cars“, als sprechende Autos die Hauptakteure darstellten, schon schwieriger. In „Wall-E“ gelang den Pixar-Mitarbeitern um Regisseur Andrew Stanton – mal wieder, möchte man meinen – ein Geniestreich, indem man den Zuschauer für die Gefühlswelt zweier ineinander verliebte Roboter sensibilisiert.

Der in seiner Freizeit Musicals auf Video schauende, einsame Müllzerkleinerungsroboter Wall-E, der auf der mit Müll übersäten und unwirtlichen Erde der Zukunft seinen Dienst tut, macht eines Tages Bekanntschaft mit der Erkundungssonde EVE, in die er sich sofort verliebt. Als EVE ihre Mission beendet, ein Anzeichen von funktionierender Photosynthese entdeckt hat und auf das gigantische Raumschiff der noch existierenden, aber verfetteten Menschheit zurückkehrt, steigt ihr Wall-E nach und die beiden versuchen, den Captain des monströsen Raumschiffs (gesprochen vom Comedian Markus Maria Profitlich) zur Rückkehr auf die Erde zwecks Neubesiedelung zu bewegen. Ein Unterfangen, welches sich aufgrund der widerstrebenden, vollautomatisierten Technik und der behäbigen Menschen als sehr schwierig herausstellt.

Die Bilder dieses Animationsfilms um die zerstörte Erde sind so eindrucksvoll wie verstörend und dass die beiden Hauptfiguren – die zwei Roboter – beinahe die gesamte Filmlaufzeit nur mit kurzen Pieps-Lauten und rudimentären Sprachfetzen kommunizieren, ist ebenso gewagt wie letztendlich durch die Bedeutung, welche dadurch vermittelt wird, gelungen. Wenn Wall-E und EVE ähnlich einem Tanz durchs All fliegen oder Wall-E im Sonnenuntergang nach der Hand seiner ausgeschalteten Liebsten greift, sind das gar magische Kinomomente, die sich durchaus mit den Lovestorys der Kollegen aus Fleisch und Blut messen lassen können und die man nicht so schnell vergessen wird. Der Filmfreund wird gar hin und wieder Referenzen an Klassiker des Science-Fiction-Films wie „2001 – Odyssee im Weltraum“ erkennen. Und all diese Punkte zusammen machen „Wall-E“ trotz seines extremen Overkills auf der Geräuschebene, die dem Gehör keine Pause gönnt, zu einem durchweg witzigen, tricktechnisch perfekten Meisterwerk, das man sich auch als Volljähriger mal anschauen sollte.

Ach ja: Einen 5-minütigen, äußerst witzigen und in Sachen Humor und Tricktechnik in nichts nachstehenden Vorfilm um den Streit zwischen einem Kaninchen und einen Zauberer namens „Presto“ gibt es auch noch gratis dazu. Das sollte dann an Argumenten für den Kinobesuch aber wirklich ausreichen.


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