Exzentrischer Spuk – Beetlejuice wird 30 Jahre alt

Original Filmposter von 1988

Bizarre Bilder, lebendige Lieder und eine gesunde Portion schwarzer Humor – das ist Beetlejuice. Die vielfach ausgezeichnete Horror-Komödie nach klassischer Tim-Burton-Art begeistert Sterbliche seit 30 Jahren.

von Ella

Wer die Nase voll hat von Splatterfilmen und Hexen, Dämonen und anderen mörderischen Entitäten, die in ihrer Freizeit Menschen quälen, sollte sich Beetlejuice ansehen. Der 1988 erschienene Tim-Burton-Film mit Michael Keaton als Titelfigur und Winona Ryder als Lydia dreht den Spieß mal um und weist augenzwinkernd darauf hin, dass auch Verstorbene ihre Sorgen haben und Lebende ebenfalls echte Plagegeister sein können.

Spuken will gelernt sein

Für Adam und Barbara Maitland (Alec Baldwin, Geena Davis) bringt der Tod nicht die ewige Ruhe. Stattdessen erwartet das jüngst verstorbene Paar erst einmal eine Menge Ärger. Zwischen dem monströsen Sandwurm, einer buchstäblichen Bürokratiehölle und Lebenden, die partout keine Notiz von ihnen nehmen wollen und noch dazu ihr schönes neues Eigenheim mit postmoderner Kunst verschandeln, wird ihnen einfach nichts leicht gemacht. Die beiden Geister dürfen ihr Haus nicht verlassen, und die neuen, lebendigen Bewohner wollen nicht. Doch die Störenfriede müssen weg. Abhilfe verspricht neben einem unverständlich technisch verfassten „Handbuch für die kürzlich Verstorbenen“ allein der Bio-Exorzist Betelgeuse (oder auch Beetlejuice), doch der ist nicht gerade der Inbegriff von Vertrauenswürdigkeit und Sympathie. Dafür kann er, wird er dreimal hintereinander gerufen, rücksichts- und hemmungslos das pure Grauen verbreiten. Soweit die Handlung.

Ungewöhnlich in Bild und Ton

Auch nach 30 Jahren besticht das Werk noch durch seine spezielle Optik. Durch den Einsatz leuchtender Farben und praktischer Spezialeffekte wie Stop-Motion sieht der Film weniger antiquiert als vielmehr einzigartig und künstlerisch aus. Neben skurrilen Gruselszenen brennen sich einem aber auch die energetischen Lieder vom König des Calypso, Harry Belafonte, ins Gedächtnis ein – insbesondere „Jump in the Line“. Dagegen gerät die eher atmosphärische, spannungsreiche Filmmusik von Danny Elfman fast schon in den Hintergrund, obwohl diese 1989 prämiert wurde.

Zum Jubiläum erscheint der digital überarbeite Film auf Kinoleinwänden u.a. in den USA, Südamerika, Australien und einigen europäischen Ländern – leider nicht in Deutschland. Außerdem läuft seit zwei Wochen eine neue Musical-Version in Washington, D.C. und im Frühling 201 9 dann in New York City.

„Tot sein macht wirklich nichts leichter“

Doch was ist der Grund für die anhaltende Popularität? Beetlejuice fasziniert auf vielen Ebenen. Neben grandiosen schauspielerischen Leistungen von Winona Ryder und Michael Keaton letzterer improvisierte den Großteil seiner Performance – und der bereits angerissenen einmaligen visuellen und musikalischen Untermalung sticht die Vielseitigkeit des Films hervor. Er durchbricht Genregrenzen, hat keine feste Zielgruppe; er schockt, ekelt an, trifft und bringt zum Lachen. Die bizarre Geschichte begegnet der Romantisierung und Mystifizierung vom Tod mit Witz und Absurdität, aber auch mit ernst gemeinten Worten. Als Lydia, die Tochter der neu eingezogenen Familie mit einer Vorliebe für die Farbe Schwarz und alles Morbide, betrübt ist und ebenfalls tot sein möchte, erklären ihr die Maitlands seufzend: „Tot zu sein macht wirklich nichts leichter.“

Für Regisseur Tim Burton gibt es nichts im Leben, was nur lustig, nur dramatisch oder nur gruselig wäre, wie er gegenüber der Independent sagte, und das gleiche gelte in Beetlejuice. Komik, Tragik und Horror sind alle miteinander vermischt. Nicht nur Mord und Selbstmord, wie sie in Horrorstreifen gerne gezeigt werden, sondern auch Krankheit, mangelnde Weitsicht oder ein dummer Unfall können Menschen aus dem Leben reißen. In der Geister-Behörde sieht man plattgefahrene, zerteilte oder von Zigaretten durch und durch geräucherte Gestalten unbeeindruckt auf ihre Nummern warten – und weiterrauchen.

Der ganz normale Wahnsinn

Der Film lacht über alle Arten von Tod, nimmt ihm den Schrecken. Solch schwarzer Humor mag nicht jedermanns Geschmack sein, ist für Liebhaber aber wunderbar befreiend. Anbetracht dessen, wie ungeordnet, abstrus, aber meist friedlich unser Leben tagtäglich ist, haben wir schon merkwürdig extreme Vorstellungen vom Tod – endlose Ruhe und Sorglosigkeit auf der einen, tobende Rachlust gegenüber den Lebenden auf der anderen Seite. Nicht so in diesem Film. Hier sind die Toten weder Engel noch böswillige Seelen, hier sind sie immer noch und einfach nur Menschen. Oder wie es die Angestellte der Nachleben-Behörde in einer Szene ausdrückt: „Es ist alles sehr persönlich.“ Folglich sind herzensgute Personen wie Adam und Barbara auch als Geister völlig harmlos, und Chaoten und Unruhestifter wie Betelgeuse bleiben über den Tod hinaus unverbesserlich.

Es ist eine erfrischende Idee, dass, sollte es ein Leben nach dem Tod geben, dieses weder das pure Paradies noch die reine Hölle wäre, sondern vielmehr wie das Leben selbst: eine bunte Mischung aus Freude und Trauer, Ordnung und Chaos, Ignoranz und Mitgefühl, unvorhergesehenen, nervraubenden Problemen und unverhoffter Albernheit. In Beetlejuice ist der Tod nicht das Ende – nicht das Ende aller Probleme und nicht das Ende von Fröhlichkeit und Verbundenheit.

Und was kann man über das Ende des Films sagen? Nun, anders als bei vielen typischen Horrorfilmen wird man nicht mit einem Gefühl der Bedrängnis oder nachhallenden Ekels entlassen, sondern mit leichtherzigen Ohrwürmern und aberwitzigem Optimismus. Und das ist das Einzigartige und Schöne an Beetlejuice.

„Beetlejuice“ (USA, 1988)
92 Minuten, FSK 12
Regie: Tim Burton


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