Es brodelt im Volksbad

Der zweite Tag des internationalen Kurzfilmfestivals cellu l’art bot für das Jenaer Publikum unter anderem die Wettbewerbsfilme des Filmblocks „Es brodelt“ mit 8 Filmen und 85 Minuten Leinwand-Achterbahn.

von Marketa

Der dritte Wettbewerbsblock des diesjährigen cellu l’art Kurzfilmfestivals zeigt sich als ein Auf und Ab der Gefühle und der tiefgründigen Botschaften. Es sind Szenen von Gewalt, von Liebe und von Angst, die sich gleichmäßig mit humoristisch konzipierten Darstellungen abwechseln – und immer wieder steht, passend zum Titel „Es brodelt“, ein Konflikt im Zentrum der Geschichte. Konflikte mit dem System zum Beispiel, wie der erste Beitrag #ya veranschaulicht: Eine junge Argentinierin rennt durch die Straßen. Um sie herum Verwüstung – Farbbomben die gezündet, Steine die geworfen werden und überall verschwinden die Protestierenden in einem Nebel von Tränengas. Es ist ein bedrückendes Bild der Wut und der Ungerechtigkeit, das hier vermittelt wird und keiner weiß so richtig, warum.
Mit Ungerechtigkeit beschäftigt sich auch der nächste Beitrag. In Mitfahrer sieht sich ein mit Stereotypen überhäufter Flüchtling, der eigentlich nur eine Mitfahrgelegenheit buchen wollte, gezwungenermaßen zum Gegenstand eines Pärchenstreits wird. Leider versteht er von der (österreichischen) Diskussion kein Wort, die das Verantwortungsbewusstsein der Angst um die eigene Sicherheit gegenüberstellt.


Mit der Flüchtlingsthematik beschäftigt sich auch der sechste Beitrag des Filmblocks. Das Thema ist aktuell, es ist relevant, es ist allgegenwärtig – doch wie transparent ist es eigentlich? Und wie viel wissen wir über die Menschen, die in Unterkünften wie der in Eisenhüttenstadt untergebracht sind? Benjamin Kahlmeyers Beitrag zu diesem Thema, der Kurzdokumentarfilm Eisen, schafft eine von ihm als „Halbdistanz“ bezeichnete Sichtweise auf die Betroffenen. Im Gegensatz zu den meisten Dokumentationen steht nicht etwa das Einzelschicksal im Fokus, sondern vielmehr die Atmosphäre, in der sich die Flüchtlinge in solchen Institutionen befinden. Man hat das Gefühl für einen kurzen Moment in das Leben jener einzutauchen, über die man schon so viel zu wissen glaubt und schafft es doch nicht, ihnen wirklich nahe zu kommen. Es ist ein Konflikt in der Gesellschaft, aber auch in den Köpfen der Menschen. Trotz des ernsten Themas sorgt die eine oder andere Szene für Lacher im Publikum.
So verhält es sich auch bei dem schweizerischen Beitrag discipline: Einem kleinen Mädchen soll ein wenig ebendieser Disziplin beigebracht werden, doch der natürliche Protest des Kindes gegen das Süßigkeitenverbot löst eine Kettenreaktion aus. Die Anwesenden ergeben sich in einen unkontrollierten Anfall von Beleidigungen und Anschuldigungen, der in einer Massenprügelei auf der Straße endet. Und da soll mal einer die Erwachsenen verstehen!

Wettbewerbsblock 3 („Es brodelt“) läuft nochmals am Freitag um 22:15 im Volksbad (Kleiner Saal).


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