Begründet auf langjährigen Kontakten zu einer Hochschule in Namibia, konnte im September 2013 die erste Summer School der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena in Windhuk stattfinden.
von Anne
Frankfurt – Abu Dhabi – Johannisburg – Windhuk oder doch direkt von Frankfurt nach Windhuk? Diese Frage mussten sich 14 Studierende stellen, als sie ihre Reise nach Namibia vorbereiteten. Gemeinsam mit Professor Buerke und Professor Magerhans vom Fachbereich Betriebswirtschaft an der EAH Jena tauchten die Bachelor-, Master- und MBA-Studenten ein in eine „ganz andere Welt“. Anfangs war die Summer School in Namibia nur ein Mosaikstück in einem größeren Partnerschaftsprogramm mit der Polytechnic of Namibia, in dessen Rahmen mehrere kleine Projekte mittelfristig aufgebaut werden sollten. „Unser Anliegen“, so Magerhans, „ist es, Studierenden, die aus unterschiedlichen Gründen kein Auslandssemester machen, die Möglichkeit zu geben, trotzdem Auslandserfahrungen zu sammeln.“
Warum eigentlich Afrika, warum Namibia? Die bereits bestehenden Kontakte waren sicher ein Grund für die Wahl der Polytechnic als Zielort der Summer School; einer, aber nicht der einzige. Noch immer leben viele Deutsche in dem Land, haben sich dort niedergelassen und Unternehmen gegründet. Für viele der Studierenden war es der erste Kontakt überhaupt zu Afrika. Doch trotz des Fokus auf Namibia führten die Diskussionen der Studenten über die Landesgrenzen hinaus.
Die Schwerpunkte des Programms lagen auf kulturellen und geographischen Besonderheiten der Wirtschaft und des Lebens in Namibia. Nachmittags wurden meist namibianische Unternehmen besucht, um die am Morgen diskutierte Theorie auch zu erleben. „Diese Firmenbesuche haben sich orientiert an den Hauptbranchen, die wir in Namibia vorfinden: Landwirtschaft, Tourismus, Bergbau, Industrie und Handel sowie Fischerei“ so Buerke. Manchmal konnte die Gruppe sogar während dieser Besuche direkt mit den Unternehmensführern bzw. -gründern sprechen. In diesen Gesprächen wurde deutlich, dass die Wirtschaftszweige stark unterschiedlich von Chancen profitieren oder durch bestimmte Hürden behindert werden. So hat zum Beispiel die Namibian Brewery einen Marktanteil von 87 Prozent und 25-prozentige Umsatzrendite.Die einzige Molkerei im Land, Namibia Dairies, kämpft hingegen sowohl mit klimatischen als auch logistischen Herausforderungen: Nur 16 der zahlreichen Milchbauern beteiligen sich an der Milchwirtschaft. Versorgt werden muss aber ein Land mit einer Fläche doppelt so groß wie Deutschland.
Insgesamt hatte die Gruppe ein kompaktes Programm in den 14 Tagen, in denen sie auch hinter die Kulissen schauen konnte – nicht zuletzt dank der Unterstützung durch das internationale Büro der Polytechnic sowie von Studierenden der EAH Jena, die zu diesem Zeitpunkt dort ein Auslandssemester verbrachten.
Wie geht es weiter? Da sich dieses Projekt aus einer Eigeninitiative entwickelt hat und die Studierenden sehr viel selbst planen müssen, ist noch ungewiss, was in Zukunft passieren wird. Nichtsdestotrotz ist es das Ziel von Professor Buerke und Professor Magerhans, das Angebot der Summer School zu verstetigen. Bisher wird es nur für Studierende der EAH im Fachbereich Betriebswirtschaftslehre angeboten, doch nach ihren Vorstellungen soll es in Zukunft auch anderen Fachbereichen der EAH offen stehen. In einem übernächsten Schritt kann darüber nachgedacht werden, ob noch weitere Summer Schools – auch in anderen Ländern – in das Angebot aufgenommen werden. Kontakte hierfür bestehen bereits auch in anderen Fachbereichen. „Für andere Studenten, etwa des Ingenieurswesens, ist das Thema doing international business genauso interessant, weil wir in Deutschland in einem internationalen Umfeld leben. Es gibt kein Business ohne internationale Facetten“, meint Buerke.
Die Summer School war für die Studenten alles andere als eine organisierte Pauschalreise, in Punkto Erfahrung jedoch reicht sie an ein Auslandssemester nicht heran. Das ist aber auch nicht Sinn und Zweck, sondern, so Buerke: „Sie ist eine bewusste Erweiterung des Angebots, damit sich bei dem Thema Ausland noch mehr Studierende als heute in einem Ausmaß auskennen, das über die Theorie hinaus geht.“
(Fotos: Marcus Trämmler)
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