Die Erfurter Domstufen-Festspiele 2011: „Die Zauberflöte“

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Die Jenaer Kulturarena 2011 ist Geschichte! Aber der Kultursommer in Thüringen hat noch viel zu bieten. In Erfurt haben die Domstufen-Festspiele begonnen. Mit einer recht klassischen Inszenierung von Mozarts berühmter Oper macht Guy Montavon nicht viel falsch.

von Philipp

Montag, 22. August 2011. Wie jedes Jahr beginnt bei den Kulturlustigen ein heftiger Kater, der Wochen andauern wird: die Kulturarena ist vorbei und in Jena droht nun der langweilige, brave September. Zum Glück für Freunde gehobener Unterhaltung haben aber am Samstag, dem 20. August, die Domstufen-Festspiele in Erfurt begonnen. Vor der atemberaubenden Kulisse von Dom und Severikirche wird dort noch bis zum 4. September die „Zauberflöte“ aufgeführt. Dass ausgerechnet diese bekannteste Oper von Wolfgang Amadeus Mozart präsentiert wird, überrascht: In den letzten zehn Jahren hatten die Verantwortlichen fast ausschließlich Werke von Komponisten inszeniert, die zumindest teilweise im 20. Jahrhundert lebten. Mozarts Oper wirkt dagegen etwas klassisch, vielleicht sogar brav. Doch Guy Montavon inszeniert eine sehenswerte Zauberflöte und auch das Philharmonische Orchester Erfurt unter der musikalischen Leitung von Walter E. Gugerbauer lässt sich nicht lumpen.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Der vermeintlich böse Zauberer Sarastro (Albert Pesenforfer) hält Pamina (Julia Neumann), die Tochter der Königin der Nacht (Christina Rümann) gefangen. Der Prinz Tamino (Uwe Sickert) bekommt den königlichen Auftrag, die Prinzessin zu retten. Ihm zur Seite wird der kauzige Papageno gestellt. Ausgerüstet mit der Zauberflöte und einem magischen Glockenspiel machen sie sich auf die Suche, müssen mit allerlei Widrigkeiten kämpfen und entdecken am Ende, dass Sarastro doch nicht der Böse ist. Tamino und Pamina werden in den Kreis der Weisen um Sarastro aufgenommen (und dürfen sich lieben) und der Vogelfänger Papageno findet Papagena – sein weibliches Pendant.

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Brav ist auch die Inszenierung: Zwar zwingt der Spielort den Regisseur dazu, mit nur einem Bühnenbild auszukommen, aber ansonsten bleibt die Erfurter Aufführung doch denkbar klassisch. Der Rezensent, der die Zauberflöte nur noch aus Kindertage erinnerte, war nicht überrascht. Lediglich die Königin der Nacht und die Ihren sind in merkwürdige Bauarbeiterkostüme gesteckt und fahren mit einem Schaufelradbagger umher. Doch diese Maskierungen stehen in einem krassen Gegensatz zur restlichen Inszenierung – diese Inkonsequenz steht der Aufführung nicht gut.
Aus der Oper wird nicht klar, was „das Böse“ an der Königin der Nacht ist – dies muss man allerdings dem Werk, nicht der Inszenierung anlasten; der Regisseur Guy Montavon erklärt dies dem Zuschauer aber dadurch, dass die Königin einen riesigen, modernen Büroturm vor den Dom bauen will. Die Zauberflöte als Kampf zwischen Moderne und Tradition – nicht wirklich überzeugend.
Aber trotz dieser Schwächen ist die Erfurter Inszenierung sehenswert: durch die relativ klassische Orientierung bietet es auch jenen Zuschauern Unterhaltung, die sich bei modernen Inszenierungen lieber schnell aus dem Staub machen. Und für Operneinsteiger wie für geübte Gäste ist die ganze Atmosphäre wirklich etwas Aufregendes: die atemberaubende Kulisse, einige bekannte Musikstücke, ein eher ungezwungener Rahmen in der einbrechenden Nacht (man stelle sich dagegen die wahnsinnige Hitze im Bayreuther Festspielhaus vor!). Auch die Länge der Inszenierung von zwei Stunden bieten all jenen Reize, die das Format Oper immer schon mal kennenlernen wollten oder aber sich von den bildungsbürgerlichen Konventionen, die fast nirgends so harsch greifen wie in Opernhäusern, die Nase voll haben. Und wenn am Ende der Aufführung unzählige weiße Luftballons in den Nachthimmel über Erfurt steigen, dann möchte man gerne alles noch einmal erleben.

(Fotos: Jenny Distler)

Montag, 22. August 2011. Wie jedes Jahr beginnt bei den Kulturlustigen ein heftiger Kater, der Wochen andauern wird: die Kulturarena ist vorbei und in Jena droht nun der langweilige, brave September. Zum Glück für Freunde gehobener Unterhaltung haben aber am Samstag, dem 20. August, die Domstufen-Festspiele in Erfurt begonnen. Vor der atemberaubenden Kulisse von Dom und Severikirche wird dort noch bis zum 4. September die Zauberflöte aufgeführt. Dass ausgerechnet diese bekannteste Oper von Wolfgang Amadeus Mozart präsentiert wird, überrascht: In den letzten zehn Jahren hatten die Verantwortlichen fast ausschließlich Werke von Komponisten inszeniert, die zumindest teilweise im 20. Jahrhundert lebten. Mozarts Oper wirkt dagegen etwas klassisch, vielleicht sogar brav. Doch Guy Montavon inszeniert eine sehenswerte Zauberflöte und auch das Philharmonische Orchester Erfurt unter der musikalischen Leitung von Walter E. Gugerbauer lässt sich nicht lumpen.

Die Geschichte ist schnell erzählt. Der vermeintlich böse Zauberer Sarastro (Albert Pesenforfer) hält Pamina (Julia Neumann), die Tochter der Königin der Nacht (Christina Rümann) gefangen. Der Prinz Tamino (Uwe Sickert) bekommt den königlichen Auftrag, die Prinzessin zu retten. Ihm zur Seite wird der kauzige Papageno gestellt. Ausgerüstet mit der Zauberflöte und einem magischen Glockenspiel machen sie sich auf die Suche, müssen mit allerlei Widrigkeiten kämpfen und entdecken am Ende, dass Sarastro doch nicht der Böse ist. Tamino und Pamina werden in den Kreis der Weisen um Sarastro aufgenommen (und dürfen sich lieben) und der Vogelfänger Papageno findet Papagena – sein weibliches Pendant.

Brav ist auch die Inszenierung: Zwar zwingt der Spielort den Regisseur dazu, mit nur einem Bühnenbild auszukommen, aber ansonsten bleibt die Erfurter Aufführung doch denkbar klassisch. Der Rezensent, der die Zauberflöte nur noch aus Kindertage erinnerte, war nicht überrascht. Lediglich die Königin der Nacht und die Ihren sind in merkwürdige Bauarbeiterkostüme gesteckt und fahren mit einem Schaufelradbagger umher. Doch diese Maskierungen stehen in einem krassen Gegensatz zur restlichen Inszenierung – diese Inkonsequenz steht der Aufführung nicht gut.

Aus der Oper wird nicht klar, was „das Böse“ an der Königin der Nacht ist – dies muss man allerdings dem Werk, nicht der Inszenierung anlasten; der Regisseur Guy Montavon erklärt dies dem Zuschauer aber dadurch, dass die Königin einen riesigen, modernen Büroturm vor den Dom bauen will. Die Zauberflöte als Kampf zwischen Moderne und Tradition – nicht wirklich überzeugend.

Aber trotz dieser Schwächen ist die Erfurter Inszenierung sehenswert: durch die relativ klassische Orientierung bietet es auch jenen Zuschauern Unterhaltung, die sich bei modernen Inszenierungen lieber schnell aus dem Staub machen. Und für Operneinsteiger wie für geübte Gäste ist die ganze Atmosphäre wirklich etwas Aufregendes: die atemberaubende Kulisse, einige bekannte Musikstücke, ein eher ungezwungener Rahmen in der einbrechenden Nacht (man stelle sich dagegen die wahnsinnige Hitze im Bayreuther Festspielhaus vor!). Auch die Länge der Inszenierung von zwei Stunden bieten all jenen Reize, die das Format Oper immer schon mal kennenlernen wollten oder aber sich von den bildungsbürgerlichen Konventionen, die fast nirgends so harsch greifen wie in Opernhäusern, die Nase voll haben. Und wenn am Ende der Aufführung unzählige weiße Luftballons in den Nachthimmel über Erfurt steigen, dann möchte man gerne alles noch einmal erleben.

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