Wo ein Körper ist, da kann kein anderer sein? Von wegen! Die Beatsteaks bewiesen gestern mit ihrem Konzert im Kassablanca das Gegenteil.
von Frank
Was tut man bei 30 Grad an einem sommerlichen Abend in Jena? Erst ein kühles Bier, dann ab in die Sauna – und zwar die nahe dem Westbahnhof. Im Kassablanca war, wen wundert’s, ausverkauftes Haus, als sich am gestrigen Dienstag die Beatsteaks erstmals seit 17 Jahren in der Saalestadt die Ehre gaben.
Aber zuvor war es an der Vorband Sonic Boom 6, das Jenaer Publikum schon vor dem Hauptact auf Touren zu bringen. Die quirrlige Sängerin Laila und ihre vier Bandkollegen aus Manchester rappten und rockten sich durch ein knapp halbstündiges, energiegeladenes Set, an dessen Ende die Zuhörer freundlich applaudierten und sich schon einmal an den Schweiß des Nachbarn gewöhnt hatten.
„Das Dach mal 20 Zentimeter anheben“
Dann betritt die Berliner Band die Bühne. Sänger Arnim Teutoburg-Weiß richtet ein kurzes „Hallo, wir sind die Beatsteaks…“ ans Publikum, die ersten Akkorde erklingen – und Sekunden später reißt eine riesige Welle aus Menschen das Kassa fast auseinander. Nur noch anhand der Bühnenbeleuchtung ahnt man, wo vorn und hinten, oben und unten ist; Groß, Klein, Männer, Frauen – alles verbindet sich springend zu einer einzigen großen Masse, die sich halbwegs nach den Regeln der Physik, aber ohne Rücksicht auf Verluste bewegt. Der Eröffnungssong („Hello Joe“) ist noch nicht zu Ende, da drängt schon eine blutige Nase in Richtung Ausgang, nur um sich drei Songs später wieder quietschfidel ins Getümmel zu stürzen.
Arnim, sichtlich begeistert vom Kassa-Publikum, verteilt derweil kleine Duschen an die Wackeren in den ersten Reihen – ach was, von Reihen kann natürlich längst keine Rede mehr sein; immer wieder fliegen Wasserflaschen und ihr Inhalt über dieses schweißnasse Etwas, das irgendwie an menschliche Körper und Köpfe erinnert. Das beim Evergreen „Hey du“ schon fast ein bisschen schwermütig, aber nicht minder stimmgewaltig ist. Und das bei „Frieda und die Bomben“ einfach vollkommen ausflippt.
„Ick will hier nie wieder weg“
Die Beatsteaks zeigen sich volksnah, im Wortsinne als Stars zum Anfassen – der Spaß, die Begeisterung ist an diesem Abend nie eine Einbahnstraße. Die Berliner peitschen die Menge immer wieder zu Höchstleistungen, die bei „Let me in“ zeigt, wie viel Energie immer noch in ihr steckt.
Und wenn sich am Ende aus der Masse von Schweiß und Haaren und tätowierter Haut, die der „Creep Magnet“ da für über 100 Minuten zusammengezerrt hat, wieder Individuen lösen, hatte jedes davon wohl genauso viel Spaß wie die Jungs auf der Bühne. Denn die fühlen sich sichtlich wohl und haben auch nach der zweiten Zugabe-Runde gar keine Lust zu gehen; Arnim schüttelt unzählige Hände, bedankt sich sichtlich begeistert für einen „wunderschönen Abend“. Und er versichert: Bis zum nächsten Besuch in Jena werde es nicht wieder 17 Jahre dauern.
Lest im Archiv unser Interview mit Beatsteaks-Drummer Thomas Götz!
Schreibe einen Kommentar