„Eskalation, wa?“

(Foto: © Paul Gärtner)
(Foto: © Paul Gärtner)

Zwei Jahre nach ihrem letzten Jena-Besuch waren die Beatsteaks am Mittwochabend wieder in der Saalestadt zu Gast. Das Kassablanca verwandelten sie – wen wundert’s – in einen Hexenkessel aus Schweiß, Energie und Rock.

von Ladyna & Heide

Schon bevor sie überhaupt die Bühne betreten haben, grölt die Meute rhythmisch ihren Namen. Das Kassablanca ist voller Tanzwilliger, die gekommen sind, um sich vom Beat treiben zu lassen. Zwei Stunden nach dem Einlass erklingen endlich die ersten Takte von „Monster“. Die Beatsteaks sind nach zwei Jahren wieder in Jena. Und sie verlangen vom Publikum nicht weniger als „Eskalation, wa?“. Ihr Ziel für diesen Abend: Den Mittwoch zum Freitag machen und ohne Kater, aber mit mindestens drei blauen Flecken nach Hause kommen. Dieses Konzert ist nichts für Klaustrophobiker oder solche, die schwitzige Körperkontakte abseits der Horizontalen fürchten. Während es draußen noch nicht einmal richtig dunkel geworden ist, wird drinnen zwischenmenschliche Wärme ausgetauscht. Schließlich strahlt jeder Mensch im Raum durchschnittlich 100 Watt Wärme ab, bei Anstrengung bis zu 400 Watt. Der Raum schwitzt und bebt und singt und hüpft.
Nach sieben Studioalben und 22 Jahren Bandgeschichte verstehen die Jungs etwas von Dramaturgie und von massentauglicher Punkrockmusik. Dabei ist der Abend auch ein Abriss der musikalischen Entwicklung: von der krachigen Hardcoremanier der Anfangsjahre über die Hits des kommerziellen Durchbruchalbums Smack Smash, die mit sympathischer Gradlinigkeit überzeugen, bis hin zu neueren Ausflügen in den 6/8-Takt und stadiontauglichen Klängen. Da wird der alte Freund Aggro-Punk aus der Kiste geholt und der Track „40 Degrees“ als Appetithäppchen auf das neue Doppelalbum präsentiert. Selbstwertprobleme hat die „beste Band des Universums“, deren Sänger sich selbst ganz trocken als „King of Rock“ vorstellt, nicht. Ihre Musik ist energiegeladen, unverkrampft, scheint aus dem Bauch zu kommen und geht vielleicht gerade deswegen direkt in die Beine. Am Ende stehen die fünf Männer aus Berlin dann auch gar nicht mehr allein auf der Bühne, sondern haben kräftige Unterstützung aus dem Publikum bekommen. „I don’t care as long as you sing“ johlt die Horde, und das fasst den Abend doch eigentlich sehr gut zusammen.


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