Noch bis Ende Dezember informiert eine studentisch kuratierte Ausstellung am Campus über Lebensbedingungen von Flüchtlingen in Thüringen – und die politischen Prinzipien dahinter.
von Caro & Frank
Seit dem 10.12., dem internationalen Tag der Menschenrechte, ist im Foyer des Campusgebäudes eine Ausstellung zu sehen, die in Wort und Bild persönliche Eindrücke aus dem Leben Asylsuchender in Deutschland vermittelt. Grundlage hierfür waren Interviews, die die sechs studentischen Kuratoren mit Flüchtlingen im Raum Thüringen führten. Die individuellen Fluchtgründe wurden dabei bewusst ausgeklammert. Die Ausstellung widmet sich ausschließlich den Umständen, unter denen Flüchtlinge in Deutschland leben und damit der Frage nach der Universalität der Menschenrechte – die, so sollte man meinen, außer Frage steht. Wie die Kuratoren zur Eröffnung am Montag erklärten, steht das Schlagwort Asyl in Deutschland für eine Politik der Ausgrenzung, ein System „um Menschen zweiter Klasse zu generieren.“ Insofern ist der Titel der über 20 Panels umfassenden Ausstellung denn auch programmatisch: unterschieden.
Seit das Bundesverfassungsgericht im Juli den Umfang der finanziellen Leistungen für Asylbewerber für menschenunwürdig erklärte und sich kurz darauf von Würzburg aus bundesweite Flüchtlingsproteste formierten, ist die mediale Aufmerksamkeit für das Thema Asyl zwar langsam gewachsen. Eine breite Öffentlichkeit hierfür gibt es allerdings noch immer nicht. Die gängigen Praktiken der Unterbringung und Versorgung Asylsuchender stellen jedoch prinzipielle Werte der Bundesrepublik und der – für selbige kürzlich ausgezeichneten – EU in Frage. So ist es das Anliegen der Ausstellung, die in Kooperation mit dem Menschenrechts-Referat des FSU-StuRa und dem Eine Welt Netzwerk Thüringen (EWNT) entstand, auf Menschenrechtsverletzungen „vor der Haustür“ aufmerksam zu machen. Die zum Teil anonymisierten Auskünfte von Flüchtlingen in Rockensußra, Greitz, Breitenworbis oder Erfurt, geben Aufschluss über die permanente Unsicherheit, ausgelöst von Regelungen wie der Residenzpflicht, Duldung, Gutscheinpraxis und den unzähligen Behördenerlaubnissen, die selbst für den Arztbesuch einzuholen sind.
unterschieden. kommt ohne allzu suggestive Bilder aus und will stattdessen vor allem eine Informationsgrundlage schaffen. Überblicksartig gestaltet, differenziert sie nicht zwischen besonders rückschrittigen Unterkünften, wie jener in Breitenworbis, und einzelnen Fortschritten, wie sie etwa in Jena zu verzeichnen sind. Doch gelingt es ihr, die Brücke von den Erfahrungsberichten und persönlichen Eindrücken von Flüchtlingen zu jenen bundespolitischen Prinzipien, die sie bedingen, zu schlagen. Sie fragt nach den Rahmenbedingungen, die Selbstbeschreibungen wie die folgende erst möglich machen: „Like a blind man. You don´t know where you´re going and you´re happy when you know where you´re coming from.”
Die Ausstellung ist noch bis Ende des Jahres 2012 im Erdgeschoss des Campusgebäudes, Carl-Zeiss-Straß 3, zu besichtigen.
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