Donnerstagnacht, wer weiß wann. Das Uma-Strobo wirft immer noch zuckende Muster auf den Eichplatz. Eine kleine kreischende Gruppe halbnackter Nutten zweiten Semesters nuckeln an ihrem Aldi-Prosecco und sind auffallend überzeugt davon, eine Klasse für sich zu sein. Ich beobachte sie beiläufig vom surrenden Neonschein des Kafka-Döners aus, jener festen Institution, welche die besoffenen und gestörten, kaputten und unerhörten Gestalten der Nacht wie die Motten das Licht anzieht. Irgendwo kotzt ein Taxifahrer ins Gebüsch.
Aus dem Dunkel des Trafohäuschens äugt ein verschrobener Schatten auf die erleuchtete Tränke. Irgendein katzbuckliger Nerd, der offenbar nicht weiß, wie er sich dem ordinären Treiben gegenüber verhalten soll, aber einen zu großen Brand hat, um wieder nach Hause zu gehen.
Dann bemerke ich den langen Jochen, wie er sich eine Handvoll ranziger Pommes von einem der Pappteller klaut, sie wie einen Blumenstrauß umgreift und in sein schildkrötenförmiges Maul stopft. Niemand sagt etwas. Wir sind abgelenkt. Gitte tanzt die Balalaika, Branko bellt sich bereits heiser und Karl Heinz hat die Deutsche Demokratische Republik nach einer hitzigen Debatte nun doch noch in Prost und Contra sezieren können. Er schnauft dabei immer wieder erschreckend treffsicheren Schnapsrotz zwischen den Zahnlücken heraus.
Der Eichplatz ist erhaltenswerte Kulturstätte und natürlicher Lebensraum vieler bedrohter und bedrohlicher Gattungen. Auch morgen Abend wird wieder die Bierfahne gehisst und gemeinsam ins Gebüsch geschifft.
von gonzo
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