Gestern Abend spiele Al di Meola in der Kulturarena in Jena und glänzte vor ausverkauften Plätzen mit einem zweistündigen Akustik-Set.
von Robert
Lässig betritt er die spartanisch ausgestattete Bühne, auf der sich nur drei Stühlen, ein Schlagzeug und wenige Mikros befinden. Der Mann, auf den alle Augen gerichtet sind, ist mittlerweile schon 58 Jahre alt, aber in Jeans, lässigem weißem Hemd und mit Sonnenbrille hat er etwas seltsam Zeitloses. Die Rede ist von Al di Meola, einer Legende des Fusion Jazz und einem der größten noch lebenden Gitarristen unser Zeit.
„Good evening“ ertönt es zur Begrüßung. „I don’t know if i ever have been here. Have I?“ Wer kann ihm die Frage verübeln. Seit fast 50 Jahren steht der Mann auf der Bühne, hat mit Größen wie Chick Corea gespielt, 27 Solo-Alben herausgegeben, an weiteren 20 Tonträgern mitgearbeitet und nebenher noch auf Tour die ganze Welt bereist.
Auf die Frage gibt es vereinzelt Rufe aus den ersten Reihe. „Well that’s some mix of Yes and No – whatever.“ Keine weiteren Ansagen mehr. Kein Feuerwerk, keine Laser, keine Tänzer oder ähnliches. Al-Di, „Not the supermarket“, wie er sich selbst vorstellt, greift in die Saiten und legt los. Die ausverkaufte Kulturarena schweigt, wenn der Amerikaner mit einer Kombination aus unglaublichem Tempo und martialischer Präzision über das Griffbrett fliegt. Lässt man den Blick in die Gesichter der Zuhörer schweifen, findet man bei jedem Zweiten den selben Ausdruck, einen Mix aus Bewunderung, Neid und schierer Sprachlosigkeit. Mit seinen Begleitmusikern, lediglich eine weitere Gitarre, ein Akkorden und ein Schlagzeug, erzeugt di Meola ein Klanggewitter, das seinesgleichen sucht.
Die erste Hälfte des Sets ist eher Flamenco-lastig, besteht teils aus alten wie neuen Stücken des Meisters, doch präsentiert er auch Songs seiner eigenen Vorbilder wie z.B. „Beneath an Evening Sky“ von Ralph Towner, den er als seinen Lieblingskomponisten angibt. Dabei lässt er es sich allerdings nicht nehmen, kräftig Werbung für das neue Album zu machen, Pursuit of Radical Rhapsody, wenn er einen Titel von diesem spielt.
Die zweite Hälfte widmet sich dann ganz den eigenen Jazzkompositionen. Sind sie auch stark vom Flamenco beeinflusst, so tragen sie doch ihren ganz eigenen Sound. Dabei bestechten die Titel durch vertrackte Melodien, häufige Rhythmus- wie Tempowechsel und Soli, die die Finger rastlos über die Seiten hetzen. Und bei all dem wirkt di Meola entspannt wie immer. Leicht und unbekümmert arbeiten seine Hände, als ob alles ein Kinderspiel wäre, der Gesichtsausdruck dabei stets lässig. Nur hier und da bewegt sich ein Arm, um mitten im Stück einen Effekt einzuschalten oder eine Schulter zuckt, um Insekten zu verjagen.
Nach knapp 90 Minuten soll dann aber doch Schluss sein. Al und seine Begleiter verabschieden sich. Doch es folgen Standing Ovations und so kehrt er zurück um zu erklären: „I cannot give you one more song. So I’ll give you two.“ Und spielt dann doch drei. Den Höhepunkt bildet Hierbei sein wohl berühmtestes Stück, „Mediterran Sundance“, bekannt vom legendären Live-Album Friday Night in San Francisco.
Al di Meola, ein König in der Kleinstadt. Ein Zeitreisender aus einer Epoche, in der Musiker noch keine überladenen Bühnenshows oder lächerliche Choreografien brauchten. Und der lebende Beweis, dass bei einem guten Konzert nur eines im Mittelpunkt stehen sollte: die Musik.
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