Die Kurzfilmnacht bildete wie jedes Jahr den Abschluss der Filmarena. Jenas Kurzfilmszene blieb dabei zwar im Vorprogramm stecken, dafür lieferten die Gäste aus Weimar und Dresden ein gelungenes Best-of ihrer Festivals.
von Frank
Auf Jenas Kurzfilm-Fans ist Verlass: Schon bevor die ersten Bilder über die große Leinwand flimmerten, konnte sich der veranstaltende Film e.V. Jena über ein vollgepacktes Arena-Rund freuen. Wie in den letzten Jahren präsentierten sich im Rahmen der Kurzfilmnacht auch Jenas Kurzfilmfestivals (leider nur im Vorprogramm), darunter das in diesem Jahr vom 27. August bis 3. September stattfindende Kino Dynamique Jena, wo wieder gemeinsam innerhalb von 60 Stunden jedermann Kurzfilme realisieren kann.
Ein erstes Highlight des Abends bot diesmal der Beitrag des Landesfilmfestivals FILMthuer, der Stummfilm Die Notwendigkeit des Beißens: Ein Vampir streift auf der Suche nach Liebe durch eine nächtliche, klar als Jena erkennbare Stadt; ebenso deutlich fallen die klassischen Anleihen und die regelrechte Murnau-Optik ins Auge. Das Jenaer Kurzfilmfestival cellu l’art – das unter anderem seinen Länderschwerpunkt für 2018 bekannt gab, nämlich Schottland – präsentierte anschließend Clumsy Little Acts of Tenderness: Der finnische Kurzspielfilm widmet sich auf halb witzige und halb zärtliche Weise dem Gefühl von Peinlichkeit, das Kinder (vor allem ab einem bestimmten Alter) oft wegen ihrer Eltern empfinden.
Fast sah es so aus, als würde die überwiegende Zahl der Beiträge die humorige Seite des Mediums Kurzfilm in den Vordergrund stellen. Das galt auch für viele der im Hauptprogramm vertretenen Filme des Weimarer backup_festivals. Eines der Highlights bot allerdings ein ernsterer Film: die belgische Dokumentation A Passion of Gold and Fire über einen gealterten Bienenzüchter, der sich Sorgen um die Zukunft seiner Tiere und seiner Zunft macht. Mit vielen Nahaufnahmen und Naturgeräuschen zeigt der Film seinen Arbeitsalltag – ein Sechsminüter, der mit fast meditativen Bildern merklich Ruhe auf den vollbesetzten Theatervorplatz brachte.
„Es war nicht digital. Es war Duisburg“
Besonders gut zeigten die Preisträger und Publikumslieblinge des backup_festivals aber auch, wie der Kurzfilm bestimmten Ideen eine Umsetzung ermöglicht, die so im Langfilm niemals funktionieren würden. Etwa der Animationsfilm Bug City, der uns auf eine Reise ins urbane Innere unseres Computers mitnimmt und uns das harte Leben der von uns verhassten Bugs vor Augen führt. Oder der auf Super 8 gedrehte Schwarzweiß-Film Veterok, über den einsamen Überlebenden eines Unfalls, durch den im Jahre 2019 die Menschheit ausgelöscht wurde. Die Filmemacher erklärten kurz danach auf der Bühne, man sei spontan in ein Industriegebiet in Duisburg gefahren und habe dort nach einem Skript gedreht, das man am Abend zuvor auf einem Bierdeckel gekritzelt hatte – so „einfach“ kann Kurzfilm-Machen sein.
Etwas „politischer“ fiel die Auswahl des Filmfests Dresden aus (die interessanterweise gleich zweimal stehlende Kinder beinhaltete). Vor allem im Gedächtnis bleibt der niederländische Spielfilm Import, der auf bemerkenswert unaufdringliche Weise eine bosnische Flüchtlingsfamilie durch ihre ersten Schritte im neuen Alltag begleitet – und das ohne moralisches Schulterklopfen oder falsch verstandenes Mitleid.
Zum Abschluss wurde es dann aber doch noch einmal urkomisch, mit der animierten Fake-Doku Out Wonderful Nature – The Common Chameleon (HIER bei YouTube zu bestaunen). Vielleicht wollte man dem Gelegenheits-Kurzfilmschauer an diesem Sommerabend einfach nicht zu viel Schweres zumuten. Es müssen ja nicht immer die großen Fragen von Krieg und Frieden sein, die der Kurzfilm stellt – er kann uns auch einfach unterhalten.
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