Rückblick: Kurzfilmnacht 2016

„Hindrich“ und „Günther“ konnten das Publikum begeistern (Szene aus „Simply the Worst“)
„Hindrich“ und „Günther“ konnten das Publikum begeistern (Szene aus „Simply the Worst“)

Ein Best of der Kurzfilm-Festivals aus Thüringen und Sachsen: Mit der diesjährigen 25. Auflage der Jenaer Kulturarena feierte auch die Kurzfilmnacht ein Jubiläum.

von Frank

Bereits zum 20. Mal fand nämlich die Kurzfilmnacht auf der „großen“ Bühne der Kulturarena auf dem Theatervorplatz statt, nachdem der zuvor etablierte Spielort hinter dem Theaterhaus angesichts des großen Zuspruchs zu klein geworden war. Über die 400 Besucher damals im Jahr 1997 kann man indes heute nur müde lächeln: Die Kurzfilmnacht findet Jahr für Jahr viel Anklang beim Jenaer Publikum; so auch diesmal, als am gestrigen Dienstagabend kaum ein Platz im Arena-Rund unbesetzt blieb.
Zum Auftakt bot sich mit The Tramp returns für alle Stummfilmfreunde eine Hommage an Charlie Chaplin, einem Beitrag des Festivals Kino Dynamique Jena, das in der kommenden Woche zum achten Mal stattfinden wird und jedem, der sich anmeldet, die Gelegenheit bietet, in 60 arbeitsreichen Stunden selbst zum Filmemacher zu werden.
Das internationale Jenaer Kurzfilmfestival cellu l’art präsentierte sich mit einen Film aus dem diesjährigen (wortkargen) Länderschwerpunkt Finnland. Im nächsten Frühjahr, so erfuhr das Publikum, wird das Festival nicht nur seine „Volljährigkeit“ feiern können, sondern hat mit dem Länderschwerpunkt Iran auch eine besonders brisante Wahl getroffen. Bereits im Oktober findet hingegen wieder das Landesfilmfestival FILMthuer statt. Bei der Kurzfilmnacht war FILMthuer mit der Dokumentation Lächeln auf der Haut aus dem letzten Jahr vertreten, die die Geschichte des ehemaligen Drogensüchtigen Christian erzählt – in leider reichlich klischeebeladenen Bildern (die man sonst eher aus RTL-Dokus kennt) samt Hip Hop-Musikuntermalung.

Die zwei „Großen“ stehen im Zentrum
Die Begrüßung durch die Veranstalter der Kurzfilmnacht erfolgte erst, nachdem bereits die Beiträge von drei Festivals gelaufen waren. Letztere wurden so (teils implizit, teils explizit) als Vorprogramm der beiden „Großen“, nämlich des Filmfests Dresden und des Weimarer backup_festivals, abgefertigt. Dass Dresden und Weimar mit jeweils gut 40-minütigen Blöcken die anderen drei Festivals bei der Kurzfilmnacht in den Schatten stellen, ist ebenfalls nicht neu; ein Stirnrunzeln muss angesichts solch einer unverhältnismäßigen Verteilung zu Ungunsten der Jenaer Kurzfilmfestivals aber erlaubt sein.
Zugegeben, einer der Beiträge aus dem Block des Filmfests Dresden war auch beim Jenaer Festival cellu l’art in diesem Jahr gelaufen: Die Komödie Simply the Worst des Duos Franz Müller und Johannes Kürschner hatte in Dresden den Publikumspreis in der Kategorie Nationaler Wettbewerb eingeheimst und bildete für manchen sicher das Highlight des Abends, jedenfalls wenn man von den Reaktionen des Publikums ausgeht. Auch war zur Freude der Anwesenden Johannes Kürschner alias „Günther“ wieder einmal auf einer Jenaer Bühne zu Gast und kam ausführlich zu Wort. Da kamen nicht nur Trabbi-Freunde und Simson-Schrauber auf ihre Kosten.

Ein wenig (N)Ostalgie-Ausgleich?
Vor Simply the Worst hatte aber bereits der dokumentarische Animationsfilm Kaputt, basierend auf Interviews mit ehemaligen Häftlingen des DDR-Frauengefängnisses Burg Hoheneck, auf eindringliche Weise daran erinnert, dass „früher“ eben beileibe nicht alles – unter besonders nicht für alle – besser war. Die in Zwangsarbeit in Hoheneck produzierten Güter brachten dem maroden Staat damals Einnahmen in Milliardenhöhe; die Produkte landeten meist in den Regalen westdeutscher Firmen wie Aldi und Karstadt.
Kaputt blieb einer der wenigen wirklich ernsten Punkte dieser Kurzfilmnacht; besonders der Block des Filmfests Dresden war von Animationsfilmen dominiert. Das backup_festival Weimar zeigte mit seiner Filmauswahl, etwa mit dem Musikvideo When You Say Stay, auch den Anspruch, künstlerisch (wenn auch eher dezent) auf aktuelle gesellschaftliche Debatten wie die „Flüchtlingskrise“ hinzuweisen. Inwieweit solche Zurückhaltung der Ernsthaftigkeit des Mediums Kurzfilm gerecht wird, sei dahingestellt.


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