Jenas große Bühne für den kurzen Film

Wie jedes Jahr bildete die Kurzfilmnacht den Abschluss der Filmarena – mit dabei Publikumslieblinge, Preisträger und andere außergewöhnliche kurze Filme von Festivals aus Sachsen und Thüringen.

von Frank

Trotz kühlen 15 Grad und wolkenverhangenem Himmel zeigte sich am Dienstagabend das Arenarund vorm Theaterhaus überraschend gut gefüllt. Bereits 600 Tickets waren im Vorverkauf abgesetzt worden; das Jenaer Publikum war zudem mit Decken und Thermoskannen gut fürs Freiluftkino ausgerüstet. Begrüßt wurden die Filmfreunde von einem Vorprogramm, dessen inoffizielles Motto in diesem Jahr ‚Liebe’ (im weitesten Sinne) zu sein schien. War man mit einigem Fremdscham-Potenzial in Gestalt des Musikvideos Just Summer gestartet, brachte bereits der Trailer für das diesjährige Kino Dynamique Jena (KDJ), das im September stattfinden wird, mehr künstlerischen Gehalt. Gleiches ließ sich über den Trailer zum cellul’art Kurzfilmfestival Jena sagen, der schon an sich ein kleines filmisches Kunstwerk darstellte. Zuvor hatte bereits der KDJ-Beitrag zur Kurzfilmnacht, die knapp vierminütige Stop-Motion-Animation Schachmatt, vollends die spezielle Magie des Mediums Kurzfilm einzuführen vermocht und so den Abend richtig beginnen lassen.

Schnitzeltorte und Spezialeffekte
Das Hauptprogramm startete mit fünf Beiträgen vom Filmfest Dresden, das seit vielen Jahren die Kurzfilmnacht in Jena mit gestaltet. Der erste Film, Reizigers in de Nacht zeigte dabei mal wieder, dass unsere niederländischen Nachbarn ganz zauberhaft-schräge Kurzfilme produzieren. Die deutsche Komödie Herman the German dagegen kam nicht nur mit Schauspiel-Profis wie Gustav Peter Wöhler und Anke Engelke daher, sondern auch mit dröhnendem Soundtrack a lá Hans Zimmer, Slowmotion und Spezialeffekten. So nett man sich hier auch beispielsweise über eine Schnitzeltorte amüsieren konnte, fehlte es allerdings dank all dem Schauspieler-Hochglanz ein wenig an Bodenständigkeit.
Ein bisschen „Star-Power“ bot auch der erste von sechs Filmen des backup-Festivals Weimar: Der Hauptdarsteller in Spielplatz, Stefan Puntigam, ist Fernsehzuschauern u.a. aus den Wiener Tatort-Filmen bekannt und war auch auf der Filmarena-Bühne zum Gespräch präsent. Aber auch auf der Leinwand konnte es nicht langweilig werden – was freilich schon in der Natur des Mediums Kurzfilm liegt, das einen eben nicht mit 120 Minuten voll schlechten 3D-Effekten zu knechten vermag.
Doch das ein oder andere Manko brachte dieser Freiluftfilmabend dennoch mit sich. Warum man beispielsweise in Weimar ausgerechnet zwei Musikvideos (The Hunt von Parasite Single sowie Hidden Track) ausgewählt hatte, um in Jena gemeinsam mit anderen ein Best-of der Kurzfilme zu präsentieren, sei mal dahingestellt. Bedauernswert war hingegen, dass bis auf zwei Ausnahmen (nämlich besagten Kurzspielfilm aus den Niederlanden sowie einen französischen Animationsfilm) nur in Deutschland produzierte Beiträge zum Zuge kamen – gerade im aktuellen gesellschaftlichen Klima hätte etwas mehr Mut zur Internationalität gut getan. Da freute man sich, dass zumindest der Fünfminüter Molly und Andy mit einem Augenzwinkern die Schwierigkeiten von fremdem Lebensstil und Integration thematisierte. Schließlich ist der Kurzfilm (auch) ein Medium mit Anspruch jenseits der Unterhaltung.

Wer selbst einmal den Kurzfilmmacher in sich entdecken will: Eine Anmeldung zum Kino Dynamique ist noch bis zum 31.08. möglich. Den Selbstversuch unseres Redakteurs dazu lest ihr HIER.

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