von fabik
Massenvergewaltigungen, Plünderungen, marodierende Milizen: Es sind die üblichen tragischen Beschreibungen, die aus der kongolesischen Kivu-Region zu uns dringen. Der Kivu-Krieg ist das neueste Kapitel im seit 13 Jahren andauernden Konflikt im Kongo, der mit bisher 5,4 Millionen Toten opferreichsten Auseinandersetzung seit dem Zweiten Weltkrieg. Doch außer in den Berichten von Menschenrechtsorganisationen scheint der Konflikt medial kaum stattzufinden.
Der zentralafrikanische Staat wurde nicht nur zum Spielball allerlei angrenzender Staaten wie z.B. Uganda, Burundi, Angola oder Simbabwe, der Konflikt nicht allein zum sogenannten Afrikanischen Weltkrieg. „Es geht hauptsächlich um den Zugang zu, die Kontrolle von und den Handel mit fünf mineralischen Ressourcen“, sagt ein UN-Bericht. Es ist ein Bündnis von multinationalen Konzernen, korrupten Politikern sowie Generälen und Waffenhändlern. Im Fokus der amerikanischen, europäischen und chinesischen Multis steht die Ausplünderung der Coltan-Vorkommen.
Man hört davon nichts, weil wir es sind, die im Kongo töten. Das Land wurde zum Selbstbedienungsladen, und den Preis zahlen nicht wir, sondern die Kongolesen. Die Vereinten Nationen sprechen von Dutzenden Firmen, die von den Plünderungen profitieren und den Konflikt durch ihre Gelder weiter anheizen: 21 Unternehmen stammen aus Belgien, zwölf aus Großbritannien, acht aus den USA – und fünf aus Deutschland.
Eine davon ist die Nürnberger „Gesellschaft für Elektrometallurgie“, die im Osten des Kongo eine Erzmine betreibt, der ein Militärstützpunkt des mittlerweile verhafteten Kriegsverbrechers Laurant Nkunda angeschlossen ist. Und auch das Chemieunternehmen Bayer mischt kräftig mit. Die Leverkusener Firma ist der größte Abnehmer kongolesischen Coltans und gehört damit zu den Hauptanheizern des Gemetzels, schreiben die Vereinten Nationen in ihrem Bericht zur „Illegalen Ausplünderung der natürlichen Ressourcen des Kongos“.
Und was hat das alles mit uns zu tun? Der Kongo ist das weltgrößte Abbaugebiet für Coltanerz. Ohne diesen wertvollen und extrem seltenen Rohstoff, der sich als Tantal u.a. in Kondensatoren der Mikroelektronik wiederfindet, wären all unsere Handys, Computer und Videospiele undenkbar.
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