Die Tragödie von Paul Zoungrana und Bernhard Stengele nach Euripides und Aischylos „Die Schutzflehenden“ verarbeitet die Flüchtlingsthematik. Bis 27. Dezember wird ein umfangreiches Begleitprogramm in Altenburg und Gera geboten.
Seit Mitte September wird im Landestheater Altenburg in der Regie von Schauspieldirektor Bernhard Stengele für die Uraufführung der Tragödie Die Schutzlosen. Les Zéros-Morts. geprobt. Die Schauspielinszenierung kommt bei Theater&Philharmonie Thüringen in Kooperation mit dem Carrefour International Théâtre de Ouagadougou aus Burkina Faso heraus und wird im Fonds TURN der Bundeskulturstiftung gefördert.
Die Premiere ist am 22. November 2014 im Heizhaus Altenburg. Neun Aufführungen sind in Altenburg und Gera bis zum 22. Dezember 2014 geplant, in Ouagadougou wird im Januar 2015 gespielt. Die beteiligten Darsteller kommen etwa zur Hälfte aus Europa (vor allem Deutschland), zur anderen Hälfte aus Afrika (vor allem Burkina Faso).
Der Begriff „zéro-mort“ ist übersetzbar mit „Toter ohne Wert“. Die Schutzlosen. Les Zéros-Morts. untersucht die Einwanderungs- und Asylpolitik der europäischen Union und im speziellen der deutschen Bundesregierung: Wie gehen wir mit Menschen um, deren Leben bedroht ist und die um Hilfe bitten?
Gleichzeitig wird das Stück auch das in weiten Teilen der Welt existente Traumbild von einem paradiesischem Europa beschreiben und entzerren sowie die westliche Wirtschaftspolitik mit ihrem Interesse an der ökonomischen Abhängigkeit afrikanischer Staaten darlegen. Die zumeist negativ behafteten Klischeebegriffe zum Thema Asyl und Flüchtlinge sollen aufgebrochen und durch eine Sprache ersetzt werden, mit der differenzierte Denkweisen und Handlungsmöglichkeiten entwickelt und zugänglich gemacht werden. Diese Sprache wird geprägt sein von der poetischen Ausdruckskraft des westafrikanischen Autors Paul Zoungrana und der Energie der beteiligten Künstler, denn erstmalig arbeiten Darsteller aus Burkina Faso, einem der ärmsten Länder dieser Erde, und Deutschland, einem der reichsten Länder dieser Erde, gemeinsam an diesem hoch brisanten Thema.
Die Produktion wird von einem spannenden Begleitprogramm flankiert, u. a. mit einer Fotoausstellung im Landratsamt Altenburg: HEIMAT-LOS. OUAGADOUGOU – LAMPEDUSA – ALTENBURG haben Daniel Grohmann und Diana Olbert sie genannt; die Fotos haben sie im Sommer aufgenommen. Dieses Ausstellungsprojekt wird aus dem Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit, im Rahmen des Lokalen Aktionsplanes Altenburger Land gefördert.
Zur Generalprobe Die Schutzlosen. Les Zéros-Morts. am 19. November 18:00 Uhr im Heizhaus des Landestheaters Altenburg sind Flüchtlinge und Asylbewerber aus Schmölln, Altenburg und Umgebung sowie der Freundeskreis für Asyl Schmölln eingeladen. An die Premiere selbst am 22. November im Heizhaus schließt sich wie an jede Vorstellung ein Publikumsgespräch an.
Knapp eine Woche vor der Geraer Premiere findet am 7. Dezember ein Theatergottesdienst in der Salvatorkirche statt. Dabei steht das Wort „Du sollst den Fremdling in deiner Mitte nicht bedrücken“ im Mittelpunkt.
Am selben Sonntag folgen um 11:00 Uhr in der Bühne am Park ein Symposium „Die Schutzlosen – Wie golden ist die Festung Europa?“ mit Frühstück und anschließender Podiumsdiskussion. Es diskutieren Stefan Schmidt (Kapitän Cap Anamur, Borderline Europe), Haroon Ismati (Musiker und politischer Flüchtling aus Afghanistan), Vertreter der Gemeinschaftsunterkunft Gera und Bernhard Stengele (Schauspieldirektor und Regisseur).
Weitere Infos zur Inszenierung sowie das komplette Rahmenprogramm gibt es HIER.
TERMINE
Altenburg:
22.11.2014 (Premiere)
25.11., 02.12., 10.12., 27.12., jeweils um 19.30 UhrGera:
13.12. 2014 (Premiere)
14.12., 17.12. und 22.12., jeweils um 19.30 Uhr
(Fotos: © Theater&Philharmonie Thüringen / Diana Olbert)
Schreibe einen Kommentar