Beim WE ARE ONE-Festival 2014 in Berlin begeistert der weltberühmte DJ Paul van Dyk neben Gästen wie Eric Prydz und Maarten de Jong vor über 5.000 Besuchern. Vor seinem überwältigenden Auftritt sprachen wir mit ihm über Leidenschaft, die Interkulturalität seiner Musik und den Erfolg von WE ARE ONE.
unique: Du spielst fast täglich an völlig verschiedenen Orten der Erde und bist so gut wie permanent auf Tour: Reagiert man je nach Land unterschiedlich auf deine Musik oder wird sie ganz interkulturell überall gleich verstanden?
Paul van Dyk: Also zu beiden Teilen Ja. Es ist überall unterschiedlich, aber sie wird interkulturell verstanden. Was sehr wichtig ist – das ist meine Herangehensweise – ich habe eine klare Vorstellung von dem, was ich machen will, aber was es letztendlich wird, ist immer abhängig von der Interaktion mit dem Publikum. Deswegen zu Beiden Ja: der lokale Einfluss ist immer da, aber es ist eben auch so interkulturell, als dass es natürlich ganz klar meine Handschrift trägt, dass das was ich mache auch durchkommt zu den Leuten. Ansonsten bräuchte ich auch nicht hinfahren, sondern es könnte dann auch der lokale DJ spielen, wenn es eben nur press play und dasselbe aus dem Radio wäre.
Du hast schon überall auf der Welt gespielt: Gibt es einen Ort an dem du noch nicht warst und gerne spielen würdest?
Ich sag‘ immer Island, weil da keiner sauer wird. Da sind so wenige Leute in Island. Nein, wirklich: Das ist jetzt schon vielleicht eine Weile her, aber es gab zum Beispiel Ende der 90er Jahre hier eine unglaublich fitte Szene; zum Beispiel „The Light“, ein fantastischer Act, also wirklich ein paar richtig gute Acts die von dort kamen. Da passiert schon was. Die Sache ist: Von den 300.000 Isländern sind eben auch 300.000 verrückt und ich glaube, das passt dann ganz gut, wenn man da feiern geht.
Du arbeitest viel mit anderen Musikern zusammen und produzierst unter anderem auch Remixes für so berühmte Künstler wie Justin Timberlake oder Bands wie Depeche Mode. Wie entstehen solche Kooperationen? Geht die Initiative eher von dir aus oder kommen einzelne Künstler und Bands auch speziell auf dich zu?
Das ist immer unterschiedlich. Also bei Remixen ist es so, dass in der Regel das Management der Künstler kommt und fragt, ob ich mir eine Zusammenarbeit vorstellen kann. Dann höre ich mir den Track an und gucke, ob ich Zeit habe und ob man sich mit den anderen Modalitäten einigt und dann entsteht ein Remix. Also die grundsätzliche Definition eines Remixes ist ja so, dass jemand zu mir kommt und möchte, dass sein Track – den er geschrieben hat – so klingt, als hätte ich ihn produziert. Und das mache ich dann.
Das WE ARE ONE-Festival hat sich inzwischen fest etabliert und erfreut sich großer Beliebtheit. Wie kam es zur Idee für dieses Festival und wofür steht der Name „WE ARE ONE“?
Also, es ist jetzt das dritte Mal – das zweite Mal hier in der Zitadelle – und insofern sind wir noch frisch dabei, was das betrifft. Es gibt da natürlich viele Ansätze: Ich bin für die Feierlichkeiten zur zwanzigjährigen Wiedervereinigung gefragt worden, ob ich mir vorstellen könnte, die Hymne – das anthem – zu schreiben und da gibt es eine gewisse Verbindung zu „WE ARE ONE“. Ein Jahr später haben wir dann das erste Mal „WE ARE ONE“ in der O2 World gemacht, noch in geschlossen Räumen – das war auch cool und hat auch Spaß gemacht – aber es geht eben auch darum zu zeigen, dass es nicht um ausgrenzen sondern um das Einladen geht, um ein tolerantes Miteinander und Respekt.Und das ist es, was wir hier zelebrieren. Natürlich um dann mit der Musik zusagen: Das bewegt uns.
Wie schafft man es immer topfit zu sein, wenn man permanent zwischen Flugzeug, Auftritt und Studio pendelt? Hast du einen bestimmten Trick oder eine Strategie, um dich fit zu halten?
Nein, man ist einfach nicht immer topfit. Zu sagen dass es so ist, wäre absolut gelogen. Es ist so: Meine Passion, der Enthusiasmus, die Begeisterung, die Leidenschaft lässt mich in dem Moment genau am Start sein. Aber es ist mitnichten so, dass man immer 100 Prozent fit ist. Ich habe genauso meine Sommergrippe, meine Herbstgrippe, meine Wintergrippe und Frühlingsgrippe wie jeder andere auch; das Problem ist nur: Ich kann nicht einfach zum Arzt gehen und mich eine Woche krankschreiben lassen und die nächste Woche wiederkommen. Gegebenenfalls habe ich drei oder vier Shows und die dann nachzuholen und alles irgendwie aufzuholen, kann dann zwei Jahre dauern, weil der Vorlauf mit den Bookings relativ langfristig ist. Insofern ist das Professionalität, in dem Moment zu sagen: Ich fühl‘ mich zwar scheiße, aber ich habe eine Verantwortung und deswegen gehe ich jetzt da raus und gebe alles. Ich hatte das auch schon, dass ich auf der Bühne war und ich in der Sekunde als der Auftritt vorbei war, einfach zusammengeklappt bin. Man musste mich aus dem Laden raustragen. Ich bin da schon so, dass ich alles gebe.
Paul van Dyk, wir danken dir für das Gespräch!
Das Interview führten Martin Repohl und Daniel Schumann
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