Bei einem der wenigen Auftritte in Deutschland diesen Sommer beehrten Junip auch die Kulturarena. Und eine Ehre war es.
von Anna
Zunächst ist das überlebensgroße Reh, das die Zuschauer als nahezu einzige Bühnendekoration begrüßt, ein wenig fragwürdig: Wieso wählt eine Band ein Reh als Repräsentation? Sobald Junip die Bühne betreten, ist die Frage zunächst vergessen. Und nachdem die ersten Lieder gespielt sind, ergibt das Bild plötzlich Sinn – ein unschuldiges Bambi als Symbol der Verletzlichkeit der Menschen, die Junip in ihren Liedern vermehrt besingen, passt sich perfekt in das Bild der Gruppe ein, die braunen Augen starren still und scheinen die Musik aufzusaugen, ähnlich dem Publikum. Es ist kein Konzert, bei dem sich viel bewegt wird. Einige Menschen im Publikum schließen gar die Augen, und lassen sich einzig vom Sound der Musik leiten. José Gonzales, der Leadsänger der Band, versucht auch nicht, seine Zuschauer aus ihrer Stimmung zu reißen. Abgesehen von einer kurzen Begrüßung und einem „Thank you for being here with us tonight“, interagiert er wenig und ist ebenfalls komplett in seiner Musik versunken. Es sind intime Momente – fast hat man das Gefühl, ihn durch die bloße Anwesenheit vor der Bühne zu stören, will er doch hier nur Musik machen.
Dabei sollten die Schweden mittlerweile an die Aufmerksamkeit gewöhnt sein, die ihnen zuteil wird. Obwohl es die Band schon seit 1998 gibt, waren insbesondere die letzten Jahre richtungweisend für ihren Erfolg: 2010 veröffentlichten sie ihr erstes Album Fields, drei Jahre später folgte das selbstbetitelte Album Junip, dessen Name die tatsächliche Essenz der Gruppe, die in die Entstehung geflossen ist, verdeutlichen soll. Beide Alben erreichten sowohl in Schweden als auch in Deutschland die Top 100 der Albumcharts. Damit nicht genug: Songs der Band und von José Gonzales als Solokünstler waren Teil des Soundtracks des letztjährigen Ben Stiller-Films Das erstaunliche Leben des Walter Mitty, weitere Adaptionen folgten für solche Erfolgsserien wie Suits oder, bereits vor Walter Mitty, für Breaking Bad.
Gonzales selbst ordnete die Musikrichtung einst mit einem Augenzwinkern zwischen einer deutschen Jazzband und einer afrikanischen Pop-Band ein. Nach dem Konzert ist verständlich, was er damit meinte. Es fällt schwer, die Musik eindeutig zuzuordnen. Ein weiterer Grund, sich einfach (zumindest mental) zurückzulehnen und Gonzales’ einzigartiger Stimme zu lauschen, untermauert von Rhythmus und Melodien seiner Kollegen. An diesem kalten Augustabend bringen Junip den Sommer zurück und wecken Erinnerungen an laue Abende mit Freunden im Freien.
Junip sind zu sehen und zu hören in Kassel am 22. August, in Paris am 23. August sowie für zwei Konzerte in der Schweiz am 29. (Genf) und 30. August (Zürich).
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