„The Rod“ spielt jetzt auch Regionalliga

¡Más Shake! (Foto: Rodrec)
¡Más Shake! (Foto: Rodrec)

„Die Ärzte“-Bassist Rodrigo González beehrt Jenas „Rosenkeller“. Wir sprachen mit ihm über sein jüngstes Band-Projekt.

unique: Was uns zuerst interessiert: Wie kommt es eigentlich, dass es euch ausgerechnet in das kleine Jena verschlägt?

Rod: Das frag ich mich manchmal auch. Es scheint einfach Bedarf dafür zu sein, und deswegen spielen wir auch gerne mal in Jena. Ich war auch schon mit anderen Bands da, unter anderem mit Abwärts, da waren wir auch im Rosenkeller, soweit ich mich erinnere. Es scheint bei euch eine ganz gute Club-Szene zu geben.

Mal zum Stil von ¡Más Shake!: Ihr bezeichnet euch als „South-American Beat Invasion“ aus Berlin. Was sollte man sich darunter vorstellen?

Wir machen 60er-Jahre Beat-Musik aus Südamerika. Das ist meine persönliche Passion, die wir als Band alle miteinander teilen. Wir finden die Musik der Sixties alle ziemlich geil.

Hat euch das zusammengebracht?

Genau. Ich hatte mal die Idee, diese südamerikanischen Klassiker auf die Bühne zu bringen, einfach mal zu proben und ein paar Konzerte zu spielen. Nur so aus Spaß an der Freude. Und die Sachen haben den anderen so gut gefallen, dass sie gesagt haben: „Hey cool, da machen wir mit!“. Und seitdem machen wir das.

Du hast ja einen sehr persönlichen, biographischen Bezug zu Südamerika. Ist das bei den anderen Bandmitgliedern auch so?

Nee, eigentlich nicht. Na ja, der Bassist ist Halb-Spanier, hat dadurch einen leichten Bezug dazu. Ich bin der einzige Südamerikaner. Ich habe die Musik auf meinen Südamerika-Reisen auch nach und nach gesammelt, mich umgehört, Material zusammengesucht, und am Ende bei rausgekommen ist das, was wir mit ¡Más Shake! jetzt machen.

Ihr singt alle Songs auf Englisch. Wäre Spanisch nicht angebrachter, authentischer?

In den 60ern wurde in Südamerika sehr, sehr viel auf Englisch gemacht. Es war verpönt, auf Spanisch zu singen. Das war die Sprache der Älteren, die Sprache des Schlagers. Also hat man englische Texte gemacht, die zum Teil auch nicht wirklich verständlich waren, weil die meisten kein Englisch konnten. Aber das war egal, denn es ging um den Klang. Man wollte den modernen Klang nachahmen, der von Übersee kam, aus England und den USA. Das hat natürlich sehr absurde und sehr lustige Stilblüten getrieben. Wir covern z.B. sehr viel von der Band Los Shakers, die konnten wirklich nur 16 Worte Englisch und haben dann jedes Mal mit diesen Worten und ’nem Wörterbuch die Texte zusammengeklopft, die von der Grammatik her aber überhaupt keinen Sinn gemacht haben. (schmunzelt)

Covert ihr ausschließlich? Oder schreibt ihr auch eigene Songs?

Momentan covern wir erstmal; wir haben eine Setlist von etwa 25 Songs, alles Coverversionen. Es ist aber durchaus geplant, eigene Stücke in demselben Stil zu machen. Das haben wir uns immer vorbehalten.

Du wirst gern mal als „überqualifiziert“ bezeichnet, weil du so ein instrumentales Multitalent bist. Dazu bist du als einziger durch andere Projekte, vor allem durch Die Ärzte, ziemlich bekannt. Wie beeinflusst denn das die Art, wie ihr als ¡Más Shake! zusammenarbeitet?

Weil die anderen eventuell einen wahnsinnigen Respekt vor mir haben? (lacht) Nö, überhaupt nicht. Wenn wir im Übungsraum sind, sind wir alle gleichberechtigt. Ich bekomme genauso viel Kritik ab wie jeder andere in der Band. Da gibt’s keine Klassengesellschaft oder so. Wir kannten uns ja auch schon vor dem ¡Más Shake!- Projekt gut, sind gemeinsam zu Sixties-Festivals gegangen und haben uns solche Bands angehört. Dabei haben wir Lust gekriegt, selber was zu machen. Wir wollten aber nicht das Übliche, also Beatles oder Rolling Stones oder das Beste von irgendwelchen Samplern covern. Wir wollten schon was Exklusiveres machen, was Cooles eben.

Davon können sich die Leute in der Rose dann überzeugen. Wenn ihr plant, eigene Songs zu machen, dann kommt wahrscheinlich bald auch ein Album, oder?

Wir haben mittlerweile die zweite EP raus gebracht, alles auf Vinyl, 7-inches mit vier bis fünf Nummern. Ich denke, das werden wir auch erstmal beibehalten. Vielleicht gibt es irgendwann mal eine Sammlung aller EPs, als ein Album, plus eigene Kompositionen, aber erstmal sind wir noch am Sammeln. Wir stehen noch relativ am Anfang, uns gibt’s ja auch erst seit 2011. Wir haben auch noch nicht so viele Konzerte gemacht. Da ist einmal die Tour, die wir am Anfang des Jahres gemacht haben, und jetzt die erste Tranche der Tour, die im Spätsommer gestartet ist. Jetzt kommen noch die Winter-Dates dazu, und dann können wir wirklich reflektieren und sagen „Okay, jetzt haben wir ordentlich Material und können was Neues ausprobieren“. Aber da sind wir noch nicht.

Habt ihr denn, auch wenn ihr als Band noch recht neu seid, schon so etwas wie gemeinsame Rituale entwickelt?

Eigentlich nicht. Ich glaube, das einzige, was alle Bands gemeinsam haben, ist, das sie stundenlang in irgendeinem Bus oder einem Gefährt sitzen, um von A nach B zu kommen, und da macht man jede Menge Quatsch. Das ist wahrscheinlich das Ritual, das alle Bands irgendwie teilen, die auf Tour sind und Konzerte spielen. Das reicht dann auch. Wir sind nicht so, dass wir erst den linken und dann den rechten Schuh anziehen müssen, so etwas gibt’s bei uns gar nicht. Vielleicht kommt das ja noch…

Du kannst ja nun einen Vergleich ziehen, zwischen dem Band-Leben in größeren Projekten wie den Ärzten und einem kleineren wie ¡Más Shake!. Gibt es da einen Unterschied oder ist es immer derselbe Stress?

Mit den Ärzten sind wir natürlich wesentlich komfortabler unterwegs, in einem großen Bus, wir haben tausend Leute, die für uns arbeiten und uns jeden Wunsch von den Augen ablesen. Das haben wir bei ¡Más Shake! natürlich nicht. Wir spielen in kleinen Clubs, die teilweise nicht mal eine Garderobe haben, bauen selber auf und ab, verkaufen unser Merchandise selber – das ist ein ganz anderer Stiefel. Das ist, als würdest du die erste Bundesliga mit der Regionalliga vergleichen.

Dafür kommen die Leute aber auch viel näher an euch ran…

Klar, das ist das Tolle an Club-Konzerten. Du bist, egal wo du stehst, in der ersten Reihe; du bist mittendrin. Das ist, finde ich, nach vielen Jahren, die ich schon mit den Ärzten toure, eine coole Erfahrung, denn da komme ich her; so hat man halt mal angefangen. Es ist ganz schön, das mal wieder zu fühlen. Und es ist schon was anderes, als Entertainer, als Sänger, oder als Frontmann auf sich allein gestellt zu sein.

Noch eine etwas provokante Frage zum Schluss: Ist ¡Más Shake! für dich so eine Art Vorbereitung auf die Zeit nach dem Ende der Ärzte?

Nee, kann man nicht sagen. Erstens deswegen nicht, weil das eine ganz andere Baustelle ist – nicht nur finanziell, auch vom Aufwand her. Natürlich würden wir uns freuen, wenn ¡Más Shake! auf großen Bühnen spielen kann und viele Leute zieht, irgendwann mal. Das ist natürlich bei jeder Band das lang erwartete Ziel. Ich mache ¡Más Shake! zum großen Teil einfach, weil es mir unglaublich viel Spaß macht, solche Musik zu spielen, die ich mit anderen Bands, wie zum Beispiel den Ärzten, nicht haben kann. Da spielen wir ja unsere Hits, die natürlich verlangt werden; wir bringen Lieder, die wir schon seit vielen Jahren spielen. Mit ¡Más Shake! hab ich ein ganz anderes Format: Da habe ich nur 60 Minuten Spielzeit und nicht drei Stunden,  die Songs sind zwei Minuten lang und nicht vier bis fünf. Das ist ein ganz anderes Erlebnis, für mich als Musiker, und auch für das Publikum. Einfach ein sehr direktes Ding.

Wir bedanken uns, dass du dir die Zeit genommen hast.

Bitteschön!

Das Interview führten Frank & Juliane.

¡Más Shake! spielen mit Support von Horst With No Name am Samstag, den 24.11., ab 19 Uhr im Rosenkeller.

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