Bei der Kulturarena nahmen Moriarty das Publikum mit auf eine musikalische Reise.
von julibee
Moriarty – der Name erinnert vielleicht zuallererst an Sherlock Holmes‘ gerissenen Widersacher, der Conan Doyles Helden das Leben immer wieder schwer gemacht hat. Weniger bekannt ist, dass Moriarty auch der Nachname des Protagonisten aus Jack Kerouacs bekanntestem Roman Unterwegs ist. Der franko-kanadische Schriftsteller hatte den Charakter des Dean Moriarty im Jahre 1957 auf einen Roadtrip durch Amerika und Mexiko geschickt und zeichnete dabei auch Orte, Personen und amerikanische Wertvorstellungen auf, die Kerouac auf seinen Reisen selbst vorgefunden hatte.
Nun ist es Kerouacs Held, den sich die franko-amerikanische Musikgruppe Moriarty als Vorbild für ihren Bandnamen ausgesucht hat, und wie eine musikalische Reise kommt es einem vor, wenn man der sechsköpfigen Gruppe lauscht. Am besten unter freiem Himmel, so wie beim letzten Livekonzert der Band für diese Saison in der Kulturarena am 18. August. Da geht es mit Countrymusic los, einem Tribut an einen kürzlich verstorbenen Kollegen. Von einer Freundin und ihrer Karriere in der US-Army handelt das Lied „Private Lily“. Sängerin Rosemary Standley interagiert mit ihren Bandkollegen genauso kokett wie mit dem Publikum, läßt raten, ob die Liedgeschichten, von alltäglich bis bizarr alles abdeckend, wahr sind oder vielleicht nur sein sollen. Ihre kräftige und markante Stimme nimmt den Zuhörer so oder so gefangen, da wird die Realität beinahe nebensächlich. Mit den Worten „Das nächste Lied handelt von einem Mann, der tot ist. Das weiß er aber nicht.“ wird der Song „Decaf“ eingeleitet, der von der 2011 erschienenen Platte The Missing Room stammt. Der erste Hit der Band, „Jimmy“ von der 2007er Scheibe Gee Wizz But This Is A Lonesome Town muss dagegen nicht erst groß vorbereitet werden. Mit spielerischer Leichtigkeit singt, spielt und tanzt die Band über die Bühne und animiert das Publikum, es den Musikern zumindest vom Tanzen her gleichzutun. Gitarrist Charles Carmignac rockt wie ein Besessener und vermag es doch gleichzeitig, seiner Gitarre Bluesriffe zu entlocken, die B.B. King ein huldvolles Nicken entlocken würden.
Die sechs Mitglieder der Band sind multinational und multiinstrumental. Das kommt live besonders gut durch, denn da werden Instrumente eben mal genauso schnell gewechselt wie Sprachen beim Geplänkel mit dem Publikum. Neben Englisch werden auch mal ein paar fast perfekte Sätze auf Deutsch zur Verständigung mit dem Publikum in die Runde geworfen – Moriarty ist nicht einfach nur auf die Abwicklung ihrer Setlist konzentriert, die Stimmung steigt mit der Interaktion zwischen Band und Publikum. Nach leider viel zu schnell verstreichenden anderthalb Stunden Konzert spielt die Gruppe noch zwei Zugaben, eines davon ein deutsches Lied über einen Leiermann, das einer Moritat aus dem 19. Jahrhundert ähnelt und einen schaurig-schönen Kontrast bietet zum vorhergegangenen Country- und Folkrock.
Moriarty ist bekannt dafür, an ungewöhnlichen Orten, wie einem alten Gefängnis oder einer ehemaligen Irrenanstalt aufzutreten. Obwohl es laut ihrer Webseite demnächst noch in Frankreich Konzerte zur Unterstützung ihrer zweiten Platte geben wird, ist das Livekonzert in der Kulturarena laut Rosemary Standley das letzte dieser Art für voraussichtlich die nächsten zwei Jahre.
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