von Luth
Seit vielen Jahren ist sie eine gute Freundin meines Bruders und meiner Familie. Trotzdem lernte ich sie erst im Herbst 2007 endlich persönlich kennen. Das liegt vor allem daran, dass Albana jahrelang das Nomadendasein einer Staatenlosen fristete und für wirklich jede Auslandsreise ein Visum benötigte. Nachdem sie 1999 mit ihrer Schwester vor dem serbischen Militär aus dem umkämpften Kosovo flüchten musste – ursprünglich kommt ihre Familie aber aus Montenegro – wurden Städte wie San Francisco, New York, Århus und Amsterdam ihre nächsten Lebensstationen. Demnächst zieht sie nach Hamburg, um dort ihr Journalistik-Studium fortzusetzen.
Rein äußerlich und auch von Ihrer Persönlichkeit her unterscheidet sie nichts von meinen sonstigen Bekannten und Freunden. Albana ist lebenslustig und ämpferisch, einerseits open-minded, andererseits traditionalistisch, lebt und kritisiert gleichzeitig den westlichen Lifestyle, wuchs in einer muslimischen Kultur auf, ist aber nicht gläubig, wirkte auf mich oft nachdenklich und versonnen, hat einen deutlichen Hang zum Idealistischen. Ihr Freundeskreis ist so international wie meiner wohl nie sein wird. Wenn unsere Gespräche auf die jüngere, von gewalttätigen Konflikten geprägte Geschichte des Balkans kamen, merkte man ihrer Mentalität und Diskussionsführung das im Vergleich zu stoischen Mitteleuropäern wesentlich dickere Balkanblut an. Dieses sympathische Maß an Aufgeregtheit muss man ihr aber auch zugestehen, hat sie in den 1990er-Jahren doch Dinge erlebt, die uns in Deutschland zum Glück erspart blieben.