Einfach Mensch sein

(Foto: privat)
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Ali Al Jallawi und die Poesie eines Aufständischen

von bexdeich und Sena

„Meinst du, eine Biene weiß, warum sie Honig macht?“, bekommt man zur Antwort, wenn man Ali Al Jallawi fragt, warum er angefangen habe zu schreiben. Im Alter von 14 Jahren hat er die Poesie für sich entdeckt. Al Jallawi ist ein Mensch, der seine Gedanken und Ansichten teilen möchte. In Bahrain, seinem Heimatland, wurde er nach der öffentlichen Lesung eines seiner Gedichte, in dem er die Monarchie kritisch betrachtet, für sechs Monate verhaftet – im Alter von 17 Jahren. Zwei Jahre später, im Jahre 1995, wandert er für drei weitere Jahre hinter Gitter. Grund: der Einsatz für Bürgerrechte in Bahrain. Während der Zeit im Gefängnis entsteht sein Buch Gott nach zehn Uhr über das erfahrene Unrecht und die Folterungen. In dem monarchischen Inselstaat ist politische Repression an der Tagesordnung. Al Jallawi nutzt seine Lyrik als Rebellion gegen die Tabus und Verbote: In seinen Gedichten tauchen Themen wie politische Opposition, Sexualität und der Mythos der Religion auf – Themen, die in Bahrain sonst nicht zur Sprache kommen würden. Seine Meinung frei zu äußern – das lässt er sich nicht verbieten, auch wenn er deswegen Gefahren, Gefängnisaufenthalten und Trennungen von der Familie ausgesetzt ist. „Ich hatte Flügel in meinem Land, aber ich war in einem Käfig“, so beschreibt er seine Lage.
Im Februar 2011 finden die Proteste gegen die politische Führung Bahrains als Teil des Arabischen Frühlings ihren Höhepunkt. Auch Al Jallawi demonstriert, liest Gedichte vor und spricht mit den Medien. Das hat Folgen: Nachdem seine Familie Besuch von Sicherheitskräften bekommen hat, flieht
Al Jallawi im März letzten Jahres aus seinem Heimatland. Nach kurzer Station im Libanon will er eigentlich nach Berlin, wohin man ihn zu einem Poesiefestival eingeladen hat. Doch so weit kommt er nicht. Bei einer Zwischenlandung in Heathrow wird er für vier Wochen verhaftet, weil er kein gültiges Einreisevisum für Großbritannien besitzt.
Als er endlich in die Bundesrepublik einreisen darf, wird er nicht mehr als Gast empfangen – das Poesiefestival ist längst vorbei. Statt nach Berlin, kommt Ali Al Jallawi in ein Asylbewerberheim in Weimar. Dennoch ist er nach dieser Odyssee glücklich: „Deutschland ist jetzt mein Zuhause, und ich bin froh, hier zu sein.“ Mithilfe eines Stipendiums, das ihm die Schriftstellervereinigung PEN organisiert hat, kann er vorläufig in Weimar bleiben. Er arbeitet gerade an seinem zweiten Roman.
Das Exil ermögliche ihm, trotz allen Verzichts, seine Meinung weiterhin frei zu äußern und für Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit in seiner Heimat zu kämpfen, damit die Verbrechen gegen die dortige Bevölkerung bald ein Ende haben. „Ich glaube, im Exil zu leben ist immer noch besser, als in Bahrain im Gefängnis zu sitzen. Im Exil hat man die Freiheit, alles zu tun. Man kann einfach Mensch sein, ohne den Staat um Erlaubnis zu fragen.“ Aber eines Tages wolle er zurückkehren nach Bahrain, wenn es frei und demokratisch geworden ist. „Es ist mein Land, es gehört immer zu mir.“

Mehr Gedichte von Ali Al Jallawi, u.a. in englischer, deutscher, französischer und chinesischer Sprache, findet ihr auf seiner Website www.jallawi.org.

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