von Christian Franke
Um eins gleich vorweg zu nehmen: Ich mag keine Quiz-Sendungen. Ich habe keine Lust, schnellstmöglich die typischen „Hautfarben“ von Kermit, Miss Piggy, Ernie und Bert in der richtigen Reihenfolge zu assoziieren, um dann, mein Glück kaum fassend, Günther Jauch gegenüber zu sitzen. Ich muss auch nicht wissen, welches Tier man im Krefelder Zoo bewundern kann (A: Assistent, B: Sekretär, C: Praktikant). Ich war noch nie in Krefeld und auch kein Assistent oder Praktikant. Ich weiß aber trotzdem, dass es einen überaus hässlichen Vogel gibt, der Sekretär heißt.
Aber es gibt eine kleine Perle im deutschen Fernsehen, die auch so etwas wie eine Quizshow ist, obwohl man dort weder eine Million noch einen Kaffeebecher gewinnen kann. Jeden Sonntag gegen Mitternacht lerne ich in der hr-Sendung „Straßenstars“ drei normale Menschen wie Klaus, Nina und Steffen ein wenig kennen.
Das Konzept ist denkbar einfach: Der Moderator Roberto Cappeluti befragt im Vorfeld der Sendung drei zufällig dahergelaufene Passanten auf hessischen Straßen nach Schulwissen und Persönlichem. Drei meist semiprominente Studiogäste wie etwa Götz Otto, Anja Reschke, Bodo Bach oder Susanne Fröhlich (meine persönliche Lieblingsfeindin) müssen anschließend beurteilen, ob und wer was gewusst hat.
Anschließend dürfen sich die Prominenten einen der drei Interviewten heraussuchen, um ausschließlich zu ihm Fragen zu beantworten. Zu guter Letzt müssen sie schätzen, ob die drei Passanten für zehn Euro in ein Behältnis voller Mehlwürmer greifen, ein Glas Gurkenwasser austrinken oder sich mit Sprühsahne vollsauen lassen würden.
Die Sendung ist konzeptuell also vielmehr soziologische Alltagsstudie als aufgeblasene Vermittlung unnützen Wissens. Oft ertappe ich mich selbst dabei, wie ich stereotypisch annehme, dass jemand etwas weiß oder getan hat – und dann überraschend doch das komplette Gegenteil der Fall ist. Am Ende hat zwar auch der Studiogast mit den meisten Punkte gewonnen, das aber ist nicht das Entscheidende. Drei Mitmenschen aus Hessen durften wir ein wenig kennen lernen und dabei auch ein bisschen über unsere eigene Wahrnehmung erfahren.
Ich hätte beispielsweise nicht vermutet, dass der viel reisende und verheiratete Versicherungskaufmann Klaus (57) auf die Frage, mit wem Stefan Mross liiert ist, antwortet, dass dieser mit Guido Westerwelle zusammen und Schwul-Sein sowieso modern sei. Im Gegensatz zur richtigen Vorstellung, dass Stefan Mross und Stephanie Hertel das doch wohl schönste Paar der Volksmusik abgeben, hatte seine Antwort wenigstens – wenn auch ungewollten – Witz. Hättest du das gedacht?
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