Von: ture
An: Menschen
Thailand, was für ein Land – das glaubst du mir gar nicht. Eigentlich ist hier alles genauso wie in Deutschland. Nur die Menschen sind anders, die Landschaft, die Kultur. Das Essen ist billiger, die Unterkunft und alles andere auch. Schöne Natur hat es, als Gegenpart aber auch eine Prise Umweltverschmutzung und Tierquälerei. Viele Straßenhunde, ein paar Straßenkatzen, riesige Insekten und kuschelige Geckos. „Wat Phra That Doi Suthep“ ist einer der reichsten Tempel Thailands, nicht zuletzt, weil er einer der am meisten besuchten Tempel Thailands und dies wiederum nicht zuletzt, weil er auch einer der schönsten Tempel Thailands ist. Er liegt inmitten eines Nationalparks auf 1300m Höhe, wodurch man einen respektablen Ausblick über Chiang Mai sowie einen nicht zu kleinen Teil Thailands hat. Auch munkeln Einheimische, einbetoniert in den goldenen Chedi des Tempels befände sich ein Knochen Buddhas.
Hier also durfte ich an einem supertollen touristischen 21-Tage-Meditationskurs teilnehmen. Praktiziert wurde Vipassana, eine der ältesten Meditationsarten, überliefert aus Zeiten des Gautama Buddha und somit des stolzen Alters von ungefähr 2551 Jahren. Die Regeln für die 21 Tage waren bei Einhaltung hart: max. sechs Stunden Schlaf pro Nacht (ohne Matratze), kein Essen nach zwölf Uhr mittags, keine Unterhaltung wie TV, Musik, Singen, Tanzen, Bücher, Schreiben, kein Sprechen, kein Sex, kein Töten oder Verletzen von Lebewesen, kein Stehlen, kein Sprechen, keine Lügen, kein unbewusstes Handeln. Die Tagesgestaltung setzte sich recht simpel aus Meditation und Pausenfüllern wie buddhistischer Religionslehre, aus Essen, Waschen, Schlafen und dem freiwilligen Mönchgesang zusammen. Zum Programm gehörte auch das tägliche Einzelgespräch mit dem Lehrermönch, dessen liebenswürdige Worte motivierten, nicht den Meditationslöffel abzugeben. Die letzten vier Tage wurden der so genannten „Entschlossenheitsphase“ gewidmet, in der ich, komplett von der Gruppe in meinem Zimmer isoliert, unglücklicherweise gar nicht mehr schlafen durfte. 75 Stunden ohne Schlaf sind wahrlich ermüdend. Interessant zu sehen, wie der Körper anfängt Faxen zu machen: Halluzinationen, Zitterpartien und überwältigend autarke Tagträume. Sinn des Ganzen war, dem Körper genügend Kraft zu entziehen, um beim Meditieren schnell ohne Widerstand bis an „die Quelle“ vorzudringen – „die Ernte vom lang gepflegten Mangobaum“, wie der Lehrermönch es nannte. Kostenpunkt? Niente! Persönlicher Gewinn? Unbezahlbar!
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