Stellungnahme der UNIQUE-Redaktion zu den Vorwürfen bzgl. des Nazi-Interviews

Der von den Jenaer Hochschulmedien Akrützel und Campusradio sowie von einzelnen Stura-Mitgliedern erhobene Vorwurf, die UNIQUE-Redaktion hätte sich den Fragenkatalog von den Nazis diktieren lassen, ist falsch.

Fakt ist, dass die Interviewfragen zu 100% aus der Feder der interviewführenden Redakteure stammten und nur von diesen abgeändert wurden. Der einzige Grund für vereinzelte Veränderungen war ein Wechsel des Interviewgegenstandes und des Interviewpartners. Auf beide mußten die Fragen neu zugeschnitten werden. Druck auf uns wurde dabei nicht ausgeübt.

Auch von der Forderung nach „personellen Konsequenzen“ seitens der Landtagsfraktion der LINKEN, aufgenommen von TA und TLZ, distanzieren wir uns ausdrücklich. Die Interviewführenden und die Redaktion stehen weiter voll und ganz hinter der letzten Ausgabe der UNIQUE. Maßgebend sind für uns immer noch die Prinzipien der Pressefreiheit, nicht die Versuche politischer Akteure (egal welcher Couleur) unsere Arbeit zu beeinflussen und für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

Wir bedauern sehr, dass, bei aller legitimen Kritik, einige Jenaer Hochschulgruppen und -medien, mit denen wir bisher sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet haben, nicht an einer fruchtbaren und respektvollen Debatte über das Thema interessiert sind, sondern die Chance nutzen, sich auf unsere Kosten und mittels unhaltbarer Unterstellungen zu profilieren und einen Skandal zu inszenieren, den wir nicht gewollt haben.


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Eine Antwort zu „Stellungnahme der UNIQUE-Redaktion zu den Vorwürfen bzgl. des Nazi-Interviews“

  1. Avatar von Katharina Kühnle
    Katharina Kühnle

    Anmerkung: Der folgende Beitrag ist ein Kommentar zur Diskussionsveranstaltung zum Nazi-Interview, die die Jenaer Studentenmedien am Mittwoch 28. Jan organisiert haben.
    ———————————————————————————————–

    Hallo Organisatoren und Diskutanten des gestrigen Abends,

    ich war bei der Diskussionveranstaltung zum Unique-Interview gestern Abend anwesend und möchte gerne ein paar Worte darüber verlieren.

    Zunächst einmal zum Interview selbst. Wie so oft in einer aufgeheizten Diskussionsatmosphäre hat man das Gefühl, dass viele Diskutanten das fragliche Interview nicht oder nur flüchtig gelesen haben. Nur so kann ich mir zwei nicht berechtigte Vorwürfe an die Unique-Redakteure erklären.

    Erstens wurde kritisiert, die Unique hätte das Interview unkommentiert veröffentlicht. Das stimmt so nicht ganz: Über dem Interview findet sich ein kurzes Statement. Aus dem geht hervor, (1) dass sich die Redaktion bewusst ist, dass sie mit der Veröffentlichung eines Nazi-Interviews schwieriges Terrain betritt, (2) dass sie der Meinung sind, dass Rechtsextremismus nicht totgeschwiegen werden soll und (3) dass die Unique-Redaktion nicht mit rechtem Gedankengut sympathisiert.

    Zweitens wurde kritisiert, die beiden Redakteure hätten keine kritischen (Nach)fragen gestellt. Komischerweise kann ich in dem Interview einige entdecken. Mir gefällt an dem Interview außerdem, dass manche Antworten nach einmaliger Nachfrage einfach im Raum stehen gelassen wurden. Das ist ein viel benutztes rhetorisches Mittel, das eine starke Wirkung entfalten kann und es meiner Meinung nach in diesem Interview auch an mehreren Stellen tut. Nur eines der zahlreichen Beispiele ist die Äußerung des Interviewten, dass angeblich jeder Mensch beim Braunen Haus klingeln und reinkommen könnte – und die prompte Nachfrage der Redakteure, warum dann den Unique-Redakteuren der Zutritt verweigert wurde. Die Antwort, die der Interviewte darauf gibt und ohne weitere Nachfragen stehen gelassen wurde, spricht Bände – über den Geist der NPD ebenso wie über die Qualität der vorangegangenen Nachfrage.

    Was bei der ganzen Diskussionsveranstaltung auffiel, war der immer wiederkehrende Vorwurf, dass die Unique-Redakteure nicht professionell genug gearbeitet hätten, um solch einem schwierigen Thema gerecht zu werden. Diesem Vorwurf hielten die Unique-Redakteure entgegen, dass sie keine journalistischen Profis sind. Offenbar hatten die anderen Diskutanten und auch Teile des Publikums ein Problem damit, dass sich auch Nicht-Profis mit schwierigen, gesellschaftspolitisch brisanten Themen auseinander setzen möchten. Das fand ich sehr traurig.

    Nebenbei bemerkt: Der Umgang mit dem Thema durch die anderen Uni-Medien und auch der Diskussionsabend selbst war teilweise alles andere als professionell. Man könnte beispielsweise demokratische Standards an den Abend anlegen. Ausgerechnet von einer ehemaligen Chefredakteurin des Akrützels, Louisa Reichstätter, wurde die „Budget-Frage“ angedeutet: Darf ein Medium Meinungen vertreten und veröffentlichen, die vom Meinungsmainstream seiner Geldgeber abweichen? In dieselbe Kategorie einordnen ließ sich auch die Forderung eines anwesenden Zuhörers nach „personellen Konsequenzen“ bei der Unique. Unbequeme Menschen mundtot zu machen ist ein sehr beliebtes anti-demokratisches Mittel – Louisa und der Zuhörer würden der demokratischen Kultur an unserer Uni einen Bärendienst erweisen, sollten sie ihre Wortmeldungen tatsächlich ernst meinen.

    Man könnte auch wissenschaftliche Standards an den Abend anlegen. Dass ein Medienökonomie-Professor eine etablierte Zeitschrift an der eigenen Uni nicht kennt, die eine Auflage von 3000 Stück hat und seit Jahren dreimal pro Semester erscheint, spricht eher gegen ihn als gegen die Unique. Dass er bei der Diskussion studentischen Medien, die in der Mehrheit ehrenamtlich arbeiten, Vorträge über journalistische Professionalität und Presserecht hielt, war reichlich deplatziert. Dass sich bei der Diskussion kein Politikprofessor zu Wort meldete (war außer Rektor Dicke überhaupt einer da??), wirft kein gutes Licht auf die wissenschaftliche Praxis des Politikinstituts.

    Man könnte auch diskursive Standards an den Abend anlegen. Die Besetzung des Podiums ausschließlich mit Gegnern des Interviews war nicht fair, das war zu Recht eine der ersten Bemerkungen des Publikums. Die Moderatorin des Abends war vollkommen überfordert, nicht neutral und nicht fähig, die Diskussion auf das eigentliche Thema zu lenken (wie können und sollen sich studentische Medien mit Rechtsextremismus auseinanderzusetzen).

    Und nicht zuletzt könnte man auch kollegiale Standards an den Abend anlegen. Die Vertretung des Akrützels durch Louisa Reichstätter hätte für das Akrützel nicht peinlicher ausgehen können. Anstatt sachlich zu diskutieren, missbrauchte sie die ihr gegebene Plattform dazu, Animositäten zwischen dem Akrützel und der Unique auszufechten (die Budget- und Professionalitätssticheleien haben nachhaltigen Eindruck bei den Zuschauern gelassen). Ich und andere finden, dass dafür eine Entschuldigung an die Unique fällig ist.

    War also der ganze Abend total doof und nutzlos? Keineswegs. Die Unprofessionalität auf vielen Ebenen ist nachvollziehbar und in Ordnung – wir sind keine journalistischen, politischen, wissenschaftlichen oder diskursiven Profis, wollen uns aber trotzdem gerne mit gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzen. Die Leistung der Unique-Redakteure war, dass sie trotz fehlender Sachlichkeit der Gesamtdiskussion rübergebracht haben, dass es um die Thematisierung von Rechtsextremismus in studentischen Medien geht – und dass man sich darüber streiten kann und soll. Passend dazu kam das sehr interessante Statement des Medienpsychologie-Professors (der um Längen besser war als der Medienökonomie-Prof), dass Medien für ihre Konsumenten Wirklichkeit konstruieren. Darüber hätte es sich gelohnt zu streiten, denn mit den Unique-Redakteuren und Christoph Ellinghaus vom Aktionsnetzwerk gegen Rechts saßen zwei Parteien auf dem Podium, die dazu konträre Ansichten hatten. Und nicht zuletzt war eine Wortmeldung aus dem Publikum sehr interessant, die die Frage stellte, warum Interviews ungeeignet sein sollten, um sich mit einem solchen Thema zu beschäftigen. Der Medienpsychologie-Professor, Christoph Ellinghaus vom Aktionsnetzwerk, die zwei Unique-Redakteure und vereinzelte Publikumsfragen haben dazu beigetragen, dass man aus dieser Diskussion auch inhaltliche Anregungen mitnehmen konnte.

    Und auch in anderen Hinsicht war der Abend eine tolle Veranstaltung: Ich freue mich zu sehen, dass unsere Studentenschaft den Mut hat, sich mit einem schwierigen Thema zu beschäftigen, obwohl wir alle Amateure sind. Und ich freue mich darüber, dass es an unserer Uni Mutige gibt, die Tabus brechen und dazu stehen – auch vor 400 Zuschauern und vor einem recht hochkarätig besetzten Anti-Podium. Die ganze Auseinandersetzung ist ein Lichtblick an Engagement, Diskussion und Gesellschaftskritik an unserer Uni.

    Viele Grüße & vielen Dank für die Organisation der Diskussionsveranstaltung,
    Katharina Kühnle

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