von Anne J. und Alex I.
Als Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC) stellen wir uns an Ständen und in Broschüren für LehrerInnen vor und genau da wollen wir hin – an Schulen. Die Idee, Projekttage an Schulen gegen Diskriminierung und Rassismus zu machen, hat anfangs ein paar junge Menschen aus Sachsen zusammengeführt. Bis heute hat sich dies auf Thüringen und acht weitere Bundesländer ausgeweitet.
Darüber hinaus gibt es dieses Projekt in Frankreich und seit Kurzem auch in Belgien. Nach einer intensiven
Arbeitswoche in der Tschechischen Republik standen die ersten drei Projekttage fest. Mit ihnen sollten junge Menschen in den Schulen einen ganzen Tag durch alternative Unterrichtsmethoden (also im Stuhlkreis, mit Pinnwänden statt Tafel…) nicht nur über Diskriminierung, Rassismus, Macht und couragierte Handlungsmöglichkeiten reden, sondern sie auch gemeinsam leben.
Mittlerweile hat sich das „Repertoire“ des NDC erheblich erweitert: Nicht nur die „üblichen“, im rechten
gesellschaftlichen Bereich verorteten Probleme, sondern auch der alltägliche Sexismus, Europa, Demokratie
und Medien sind Themen, über die wir uns mit den Schülerinnen und Schülern austauschen. Das Team in Thüringen umfasst mittlerweile rund 70 „TeamerInnen“ (so heißen die Leute, die sich vor die Klassen stellen), die durch ein zweiköpfiges Büro-Team plus FSJlerin von Erfurt aus koordiniert werden. Für die Projekttage A, B und C fährt man sechs Tage zur Schulung auf eine Hütte und bekommt in entspannter Atmosphäre all das erklärt, was man zum Durchführen eines Projekttages wissen sollte. Man wird von extra dafür geschulten TrainerInnen u.a. auch dazu motiviert, sich im Vortragen auszuprobieren, da gerade dies für eine erfolgreiche
Durchführung der Projekttage von Bedeutung ist. Um sich selbst einschätzen zu lernen, wird z.B. in ausführlichen Feedback-Runden besprochen, in welchen Bereichen man schon sicher auftritt bzw. noch
Verbesserungspotenzial besteht. Diese Workshop-Woche bietet unter anderem auch die Möglichkeit, sich auszutauschen und, bei exzellentem vegetarischem Essen (!), über inhaltliche Fragen ausführlich zu diskutieren.
Der erste Schritt zur selbstständigen Leitung eines Projekttages bildet anschließend die Hospitation bei zwei erfahrenen TeamerInnen, welche bei Schwierigkeiten zur Seite stehen können. Hier ein persönlicher Eindruck aus unserem „Alltag“, um nun auch mal ein genaueres Bild davon zu bekommen, wie die Arbeit von NDCTeamerInnen aussieht: Nachdem der Wecker um viertel vor sechs geklingelt hat, füllt man noch schnell die Thermoskanne mit Tee, schmiert sich ein paar Stullen für den Tag und macht sich auch schon auf dem Weg zum Bus in Richtung Westbahnhof. Mit dem Zug geht es dann nach Erfurt. Die kurze Fahrt ist meist eine gute Möglichkeit, noch einmal wegzudösen oder letzte Vorbereitungen zu treffen. In Erfurt holt man dann das Auto am Bahnhof ab, das am Tag zuvor bereits mit den Materialien für den Projekttag bepackt worden
ist. Und los geht’s: Zum Beispiel in die 9. Klasse eines G y m n a s i u m s nach Bad Langensalza.
Dort angekommen, auch dank der freundlichen Mithilfe der netten Frauenstimme des Navi, wird man der Klasse vorgestellt, baut auf, trifft letzte Absprachen und fängt an. Ganz klar muss man zugeben, dass so ein Schultag für die zwei TeamerInnen ziemlich anstrengend sein kann, wenn man von 8:00 bis 13:30 Uhr durchgehend vor einer Klasse steht, also z.B. die rechtsextremen Ideologieelemente erklärt, Diskussionen
leitet oder Kurztheaterstücke organisiert.
Den größten Spaß hat man beim Projekttag jedoch, wenn interessante Beiträge von den SchülerInnen kommen und dadurch ein fruchtbarer Dialog entsteht. Das macht all die Anstrengungen wett! Außerdem macht man bei Projekttagen interessante persönliche Erfahrungen und hat auch die Möglichkeit, sich durch die Diskussionen seiner eigenen Vorurteile und Wissenslücken bewusst zu werden. Schließlich ist es unser Ziel, den Schülern sinnvolle und lebensnahe Vorschläge zum gewaltlosen, couragierten Handeln im Alltag aufzuzeigen. Ein Projekttag kann da natürlich keine Musterlösungen, aber zumindest Ansätze liefern um
Empathie mit Betroffenen zu entwickeln und beherzt in Aktion zu treten.
Schreibe einen Kommentar