Am 11. Februar trat Rainald Grebe mit dem Orchester der Versöhnung in der Erfurter Messehalle auf. Der mittelklassige, enttäuschende Auftritt konnte auch von Brad Pitt nicht mehr gerettet werden.
von gouze
Die Straßenbahn spuckt eine Horde Menschen auf die regennasse Straße – es strömt und drängelt in die hell erleuchtete Messehalle.
Nachdem sich das Publikum auf den unbequemen Ausklappstühlen platziert hat, schlurft Rainald Grebe im Satinmorgenmantel ans Piano und beginnt mit einer improvisierten Abfolge von vermeintlich interessanten und assoziationsreichen Schlagworten wie „Lothar“, „Matthäus“ und „Stuttgart 21“. Grebe scheint mit der Aufgabe, die Bühne und den Raum mit seinem Pathos zu füllen, überfordert. Das folgende Programm wirkt konzeptlos und wie eine Aneinanderreihung des beherzten Versuchs Rainald Grebe imitieren zu wollen.
Während die eingestreuten bissigen Kommentare Grebes sehr wohl einen hohen Unterhaltungswert und intelligenten Witz besitzen, können viele der Gesangs- und Musikeinlagen nicht überzeugen. Einen der wenigen langen Lacher konnte dem Publikum nur der, ob unbeabsichtigt oder nicht, hervorgebrachte Versprecher „Brad Patt“ entlocken.
Das Ziel des Abends, Unterhaltung über knapp drei Stunden hinweg bieten zu wollen, die ähnlich viele Lacher produzieren soll wie die unzähligen YouTube-Videos mit Grebe, ist ein möglicherweise zu hoch gestecktes Ziel; vor allem dann, wenn es sich um ein breites Publikum handelt. Wenigstens wurden in der zweiten Hälfte Klassiker wie Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen gespielt, wobei letzteres von stehendem Zuschauerreihen aus voller Kehle mitgesungen wurde: „Im Thüringer Wald, da essen sie noch Hunde …“ – großartig, diese Selbstironie.
Der zwischenzeitlich aufkommende Gedanke, dass dieser Abend einfach nicht Herr Grebes Tag ist, fand sich am Ende der Vorstellung leider bestätigt. Die Erwartung, die zwischen 30€ und 40€ rangierende Ticketpreise wecken, wurde leider enttäuscht.
(Foto: Admiralspalast Berlin)
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