Popsongs, Arien und Jiao Zi: Am vergangenen Wochenende sorgte das traditionelle chinesische Neujahrsfest („Frühlingsfest“) wieder für große Begeisterung.
von Bexdeich & LuGr
In einem roten, mit wunderschönen Rüschen verzierten Kleid tritt die Sopranistin Sheng Yuanjin auf die Bühne. Ihr zur Seite steht der Tenor Guan Yuedong, am Klavier nimmt Matsuura Shiyo Platz. Beide singen stimmgewaltig „Die Erde der chinesischen Heimat”, eine populäre Arie aus dem Reich der Mitte – eines der vielen Highlights auf dem gut besuchten chinesischen Frühlingsfest in der Philo-Mensa.
Gegen 19.45 Uhr begann das etwas mehr als einstündige, sehr abwechslungsreiche Programm. Neben Gesangseinlagen und der – mit hysterischem Gekreische unterlegten – Interpretation von Popsongs wie „Only Love” beeindruckte insbesondere Geigenvirtuosin Zhu Mingming die etwa 250 Gäste, indem sie dem Streichinstrument ungeahnte Klangfacetten entlockte. Abseits der Bühne initiierte das deutsch-chinesische Moderatorenpaar einen „Workshop”, bei dem sich eine Handvoll Besucher nach einem kleinen Lehrfilm an der Zubereitung von Jiao Zi versuchte. Diese aus Teig und Füllung bestehende Spezialität, ähnlich den hierzulande bekannten Maultaschen, wird traditionell am chinesischen Neujahrstag im geselligen Kreis der Familie zu Mittag gegessen.
Das chinesische Neujahr fällt allerdings, entgegen dem gregorianischen Kalender, nicht stets auf den 1. Januar: Nach dem chinesischen Kalender leitet der zweite Neumond nach der Wintersonnenwende das neue Jahr ein. Das Datum liegt zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar. Das Jahr 2011 steht dabei im Tierzeichen des Hasen, welches als gutmütig gilt. Nicht verwunderlich also, dass die mit Losglück bedachten unter den Besuchern nach anfänglicher Skepsis von ihren gewonnenen Plüschhasen freudig überrascht waren.
Insgesamt ein gelungenes und sehr abwechslungsreiches Programm, dessen originellster Beitrag – die Nachsynchronisation von Ausschnitten populärer chinesischer Spielfilme – leider auf ein kleines Manko der Veranstaltung aufmerksam machte: Ein Großteil der pointenreichen Moderation wie auch die angesprochenen „Neuvertronungen” wurden nicht übersetzt. Das stellte jenen Teil der Zuschauer, welcher Mandarin nicht mächtig war, vor einige Schwierigkeiten. Es hat sich jedoch durch die national vielfältige Publikumszusammensetzung gezeigt, dass auch ohne umfassendes Sprachverständnis ein interkultureller Dialog möglich ist.
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