„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut!“ Mit diesem Slogan kämpfen vor allem Schüler*innen seit über einem Jahr jeden Freitag für Klimagerechtigkeit. Doch was machen eigentlich die Studierenden in Jena für die Zukunft unseres blauen Planeten? Vergangene Woche fand an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und vielen anderen Hochschulstandorten bundesweit eine Public Climate School statt, die über die Klimakrise und Maßnahmen dagegen informieren wollte, konkrete Maßnahmen für eine nachhaltige Universität forderte und am Freitag zu einer großen Demo aufrief.
von Renke
Im September diesen Jahres fand die alljährliche Konferenz der deutschen Gesellschaft für Soziologie statt. Dieses mal an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena unter dem Motto: „Great Transformation – Die Zukunft moderner Gesellschaften“. Dabei sollte deutlich werden in welchem Konflikt die Soziologie sich befindet. Es wurde viel über theoretische Konzepte gesprochen, wie sich die soziale Frage oder die ökologische Krise bewältigen lasse. Dass sich aus diesen Konzepten jedoch kaum praktisch umsetzbare Möglichkeiten ergeben, wurde nicht nur den Zuhörern auf der Konferenz bewusst. Auch die Gruppierung der Students for Future, welche sich aus den Freitagsdemos gegen den Klimawandel gegründet hat, bemängelte die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis in der Soziologie und so wurde auch in der Abschlussveranstaltung der Konferenz dieser Punkt ins Zentrum der Debatte gestellt. Den Vorwurf fehlenden Handelns müssen sich neben der Soziologie aber auch andere Wissenschaften und vor allem die Politik gefallen lassen.
Deshalb haben sich Aktivisten und Aktivistinnen der Fridays for Future-Bewegung aus ganz Deutschland am Rande der Konferenz zum Klimaratschlag in Jena getroffen um darüber zu diskutieren, wie auch die Universitäten ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht werden und zu mehr Klimagerechtigkeit beitragen können.
Daraus entstanden ist die Public Climate School, eine öffentliche Klimawoche, welche in der vergangenen Wochen an rund 30 Hochschulstandorten in Deutschland stattfand. „Klima statt Credits“ hieß das Motto. Die Universitäten wurden darum gebeten ihre Räumlichkeiten für die rund 90 Veranstaltungen anzubieten und den universitären Betrieb einzustellen. Zumindest einige Fakultäten und Institute kamen diesem Gebet nach und zeigten sich solidarisch mit den Klimabewegungen. Ob bei Yoga, gemeinsamem Frühstück, Vorträgen und Vorlesungen, Workshops, Podien oder Diskussionen und Gesprächen bei Kaffee – überall wurde darüber diskutiert, philosophiert und gestritten, wie sich eine praktische Antwort auf den Klimawandel umsetzen lässt.
U.a. ging es um die Frage, ob sich der Klimawandel über wirtschaftliche Mechanismen lösen lasse, wie beispielsweise durch ein Punktesystem, welches Transparenz in die Emissionsneutralität von Produkten bringen soll oder Preismechanismen, wie die CO2-Steuer, welche dazu anregen soll, weniger Kohlenstoffdioxid zu verbrauchen. Aber auch Alternativen zur kapitalistischen Denkweise und der Antwort auf den Klimawandel wurden beleuchtet. Daneben sollten auch die Auswirkungen des Klimawandels und Forschungen zu ihrer Entstehung transparent gemacht werden, wie z.B. bei einem Vortrag zur Paläoklimaforschung.
Höhepunkt waren die studentische Vollversammlung und der Abschluss der PCS mit dem globalen Klimastreik am Freitag. Der Studierendenrat hatte zur Vollversammlung eingeladen, in der die Studierenden über Forderungen abstimmen konnten, welche der StuRa an die Universität herantragen soll, damit die Hochschule mehr zur Klimafrage beiträgt. Das Interesse war groß. Über 1200 Studierende füllten die 3 Hörsäle an der FSU, um über ein größeres vegetarisches Angebot, eine ausgeglichene Klimabilanz der Uni, der Solidarisierung mit Fridays for Future oder ein nachhaltiges Leitbild der Universität auch in Bildung und Forschung abzustimmen. Obwohl der Verlauf der Vollversammlung zum Teil etwas chaotisch und zu Missmut unter den Studierenden führte, da die geltende Satzung des StuRa es nicht zuließ, alle formellen Kriterien einer Vollversammlung zu erfüllen, gaben über 900 Studierende ihre Stimme für oder gegen die Forderungen eines klimafreundlicheren Universitätsbetriebs ab. Ein Erfolg, vor allem deshalb, weil es die erste Vollversammlung seit 30 Jahren an der Universität Jena war. Am 3.12 wird der StuRa darüber abstimmen, ob diese Forderungen beschlossen werden und an die Universität weiter gegeben werden. Abgerundet wurde die Klimawoche vom globalen Klimastreik am Freitag, an der wieder viele Menschen teilnahmen, um den Druck auf die Politik, kurz vor dem Klimagipfel in Madrid, noch einmal zu erhöhen.
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