Zum 15. Mal erlebt man beim Jenaer Kurzfilmfestival cellu l’art die „Magie des kurzen Augenblicks“: Bis Ende der Woche werden Filme im internationalen Wettbewerb sowie zum Länderschwerpunkt Brasilien gezeigt.
von Frank & Robert
Jena treibt es nach draußen, das konnte man bei der alljährlichen Open-Air-Eröffnung des cellu l’art-Festivals am Dienstag erleben. Zum Jubiläum spielte ausnahmsweise sogar das Wetter mit – kein Wunder, dass Festivalchef Christoph Matiss bei seinen Eröffnungsworten zur 15. Auflage des Kurzfilmspektakels sich besonders über diesen Umstand freute und eine entsprechend große Zuschauermenge am Faulloch begrüßen konnte.
In diesem Jahr wird das Festival im Jenaer Volksbad stattfinden. Noch bis zur großen Preisverleihung am Samstagabend (21 Uhr) stehen über drei Dutzend Filme aus 14 Ländern im internationalen Wettbewerb um die Preise der Fachjury, den Publikumspreis sowie den dieses Jahr zum zweiten Mal vergebenen Preis der Jugendjury, die mit Jenaer Schülern der Klassenstufen 10 bis 12 besetzt ist. Am Sonntagnachmittag werden die Gewinnerfilme noch einmal für alle gezeigt, die sie am Samstag verpasst haben – oder sie einfach nicht oft genug sehen können.
Smartphone-Victim? Nicht mit Opa!
Direkt im ersten Wettbewerbsblock am Mittwoch („Härte und Bärte“) bedient die Filmauswahl das breite Spektrum von Emotionen, die das Medium Kurzfilm – trotz oder gerade wegen der begrenzten Länge – hervorrufen kann. Es sind allesamt männliche Protagonisten (und Antagonisten), die in den acht Filmen im Fokus stehen: zwischen Brutalität, Klamauk und Kindererziehung, Bartrasur und Behördenwillkür. Mancher Beitrag ist nichts für zarte Gemüter – man kennt das, man ist hier schließlich beim cellu l’art. Ein anderer lässt den Saal dann wieder lauthals lachen, etwa wenn der Großvater sich in blutigem Knet-Splatter mit animierten Smartphone-Zombies herumschlagen muss (Der 90. Geburtstag) – ein bisschen Spaß muss sein.
Der zweite Wettbewerbsblock lockte mit dem honigsüßen Titel „Tatsächlich Liebe“. Doch wer auf rote Rosen und Pralinenkitsch hoffte, war hier an der falschen Adresse: Es wurde von Brücken gesprungen und gemordet, Beziehungen zerbrachen; selbst der niedliche daherkommende Animationsfilm Weddingcake kommt um Gemetzel nicht herum. Stilistisch war der Filmblock erneut weit gestreut und bot von der Piraten-Sage bis zum Küchendrama 90 Minuten abwechslungsreiche Unterhaltung für das etwas schwerfälligere Gemüt.
„Sich jedes Jahr neu erfinden“
Das Highlight des ersten Festival-Tages aber war zweifellos das Special „15 Jahre cellu l’art“: Zur Einstimmung wurde der Film faces gezeigt, den das Festivalteam anlässlich des letzten Jubiläums vor fünf Jahren produziert hatte und in dem bereits die damaligen Mitglieder auf eine ereignisreiche Geschichte von zehn Festival-Jahren zurückblicken konnten. So manchem rangen die Bilder von damals ein Schmunzeln ab. Danach nahmen zahlreiche aktive und ehemalige Mitglieder des cellu l’art e.V. das Publikum mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte des Festivals: da wurde viel über Filmbegeisterung und Teamgeist gesprochen, aber auch über Schwierigkeiten und Rückschläge.
Gründungsmitglied Fagus Pauly erinnerte sich an die Anfänge, mit 23 selbstgedrehten Kurzfilmen von Jenaer Studenten; im zweiten Jahr wurden bereits externe Beiträge eingereicht – ohne dass man dafür geworben hatte. Seitdem habe man versucht, „sich jedes Jahr neu zu erfinden“, so Pauly, etwa mit den Länderschwerpunkten, die seit 2004 zum cellu l’art gehören; in diesem Jahr: Brasilien.
Neben allerlei Anekdoten aus dem Nähkästchen konnten sich die Zuschauer natürlich über Filme freuen, die die Vereinsmitglieder als persönliche Highlights aus 15 Jahren ausgewählt hatten. Die zeigten eben jene Bandbreite, die das Festival damals wie heute ausmachte: (Kurz-)Spielfilme, Animationen, Experimental- sowie Dokumentarfilme. Dass man, den Erfolg des Bisherigen im Hinterkopf, beim cellu l’art nicht müde wird, sich immer wieder „neu zu erfinden“, kann das Festival nun noch bis Ende der Woche beweisen. Wir sind gespannt auf die Kurzfilm-Pubertät.
Hinweis:
Den Wettbewerbsblock I („Härte und Bärte“) könnt ihr am Donnerstag um 22 Uhr noch einmal sehen. Wettbewerbsblock II („Tatsächlich Liebe“) läuft nochmals am Freitag um 18 Uhr.
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