Auf unterhaltsame und pointierte Art über die Ungerechtigkeiten des Weltmarktes aufklären. Das ist Ziel des Filmwettbewerbs REC A<FAIR.
von bexdeich
„Da hat der reiche Mann zum Bauern gesagt: ,ich gebe dir mehr Lohn‘. Und dann hat er auf seine Kaffeepackung einen Stempel bekommen, da steht Fair-Kaffee drauf“, erzählt Marthe, acht Jahre. Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Respekt und Transparenz beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Das Forum Fairer Handel hat zusammen mit dem Bundesverband Deutscher Kurzfilm im Kurzfilmwettbewerb REC A<FAIR dazu aufgerufen, Kurzfilme für das Internet zu erstellen, die die Idee des Fairen Handels auf kreative Art vermitteln und diesen bekannt machen. Über 100 Filmemacher sind diesem Aufruf gefolgt. Im drittplatzierten Film „Fair Trade – Kinderleicht“, angelehnt an das Unterhaltungsformat „Dingsda“, erklären die Grundschulkinder um Marthe auf kindliche und leicht verständliche Art die Prinzipien des Fairen Handels.
5.800 Klicks verzeichnet der Beitrag „I wear only sweat“ bei Youtube. Die Nike-Werbung „Free yourself“ aus dem gleichen Zeitraum liegt mit 278.000 Klicks deutlich vorn. Was verbindet sie? Erstere nutzt die gleichen Stilmittel, mit der sich auch Sportartikel-Konzerne vermarkten – starke Bilder, kurze, knackige Statements, lebendige Musik. Der entscheidende Unterschied: Während im Nike-Spot alle drei Sekunden der Swoosh an der dynamisch und trendig wirkenden Sportbekleidung aufblitzt, läuft in dem Kurzfilm ein Sportler nackt durch die Straßen. Es bedarf mehr als großer Markenlogos und Slogans wie „You can do it“ – nämlich klarer ethischer Prinzipien. Das heißt: Anstatt Kleidung zu tragen, für die Menschen (auch Kinder) unter ausbeuterischen Bedingungen geschuftet und geschwitzt haben, lieber nackt und mit eigenem Schweiß Sport zu treiben. Das ist authentisch, frei und einzigartig. Der Faire Handel setzt sich für die Sicherung sozialer Rechte der benachteiligten Produzenten ein und leistet so einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.
Bewusstsein für das Konsumverhalten zu schaffen, ist ein weiteres Anliegen des Fairen Handels. Genau dieses Anliegen kommt im Gewinner-Kurzfilm „Du hast es in der Hand“, der mit 10.000 € Preisgeld ausgezeichnet wurde, zum Ausdruck. Eine nur allzu bekannte Situation im Supermarkt: Wie soll man sich zwischen all den angepriesenen Produkten entscheiden? Hier setzt der Film an, nimmt Bezug auf die Entstehungsgeschichte der Produkte und fügt so eine neue Entscheidungsebene ein. Die säuselnde Stimme der Werbedurchsage wird zur „Stimme der Wahrheit“ und schafft Transparenz. Der Käufer ist zunächst irritiert, entscheidet sich dann für die einzig richtige Option, Schokolade mit einem Fair Trade Siegel zu kaufen. Der Spot fordert dazu auf, sich als Verbraucher zu informieren und Fragen zu stellen. Schließlich liegt es in seiner Hand, in seiner Macht, welche Produkte gekauft und somit auch hergestellt werden.
Und wenn selbst die etwas traurige Gestalt, die einen Biernachschub braucht, im Spätkauf auf das Fair Trade Siegel achtet, wie es im Spot „Lieber Spät(i) als nie!“ der Fall ist, ist das eine unmissverständliche Botschaft an alle. Es ist eine Frage der Prioritätensetzung, einen höheren Preis zu zahlen und damit die wahren Produzenten zu unterstützen. Ohne drohenden Zeigefinger regen uns die Filme an, bewusster einzukaufen sowie einen persönlichen Beitrag zur Armutsbekämpfung und nachhaltigen Entwicklung für Millionen von Menschen zu leisten.
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