Wie der Deutsch-Koreaner Martin Hyun sich mit Diskriminierung im Alltag herumschlagen muss. Denn „Ohne Fleiß kein Reis“.
von Makito
Was passiert einem Menschen mit asiatischen Wurzeln in Berliner U- und S-Bahnen? Warum ist Wirtschaftsminister und Vizekanzler Philipp Rösler gerade für alle Minderheiten in Deutschland so eine wichtige Identifikationsfigur?
Das und vieles mehr behandelt Martin Hyun, geboren und aufgewachsen im nordrhein-westfälischen Krefeld, in seinem in mehreren Kurzgeschichten geschriebenen Buch Ohne Fleiß kein Reis. Darin geht es nicht nur um die Integration eines Menschen, der Politik studierte und seit 1993 die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Martin Hyun verarbeitet mit viel Humor seine Erfahrungen, die er in der Hauptstadt der Bundesrepublik gesammelt hat: von der strengen, doch sehr deutsch geprägten Erziehung seines Vaters, bis hin zu den Erlebnissen auf dem Arbeitsmarkt und die Geschichten seiner vielen Bekannten mit „Migrationshintergrund“.
„Der Kiez ist ein Tummelplatz der Welt“
Für Martin Hyun ist es glasklar: Berlin Friedrichshain ist der Ort, an dem er sich wohl fühlt. Die freundliche Berliner Schnauze, die ihm anfangs entgegenkam, wurde zunehmend rauer. Nicht nur, dass er sich auf dem Arbeitsmarkt immer wieder mit seinem exotischen Namen durchboxen muss; zu allem Übel fühlen er und seine Landsmänner sich vom Aussterben bedroht: Die koreanischen Frauen kehren ihnen klar den Rücken zu, wollen lieber mit Männer aus dem Westen anbandeln.
Martin Hyun präsentiert in seinem Buch ein Potpourri voller Klischees. Mit viel (selbst)kritischem Humor stellt er immer wieder Einzelstücke in diesem Gewirr vor, die sich mit der Integration von Migranten in Deutschland befassen. Hyun versteht es, ganz klar die Probleme aufzuzeigen, die in der Debatte um Migration und die damit verbundene Diskriminierung auftauchen: Über Türken, Araber, Rastafari-Bob-Marleys, Nicht-Berliner und Berlin-Berliner, Vietnamesen, Chinesen bis hin zu der koreanischen Minderheit, fast alle Bevölkerungsgruppen werden angesprochen.
Integration geht durch den Magen
Will man Martin Hyun als Freund gewinnen, so schafft man das am besten mit einem koreanischen Gericht. Ob Frühlingsrollen, Nudelbox oder andere kulinarische Gerichte aus Fernost: Integration scheint in erster Linie durch die Gastronomie möglich zu sein. Das zeigt sich ja auch bei den Unternehmern mit einem „Migrationshintergrund“, die sich mit einem kleinen Schnellimbiss selbstständig machen.
Die Debatte um die Integration von Migranten scheint eine eher lästige zu sein. Das wird vor allem deutlich in den vielen Gesprächen, die Martin Hyun mit Freunden und Verwandten führte. Hyun zitiert dazu eine Bekannte: „Integration müsste im 21. Jahrhundert eigentlich durch sein.“ In einer Stadt, wo Multi-Kulti großgeschrieben wird, scheinen die Probleme in der Integrationspolitik dennoch immer wieder eine Rolle zu spielen.
Ohne Fleiß kein Reis – Wie ich ein guter Deutscher wurde ist ein Tagebuch eines Migranten mit gelungener Integration in Berlin. Mit seiner leichten und amüsanten Art erzählt er seine Geschichten und Anekdoten, die er erlebt hat. Ein großartiges Buch, das sich wunderbar liest und trotzdem seine Ernsthaftigkeit nicht verliert.
Martin Hyun: „Ohne Fleiss kein Reis“
btb-Verlag 2012
320 Seiten
14,99 €
Schreibe einen Kommentar