In der Nacht vom 3. auf den 4. März fand unter der Leitung des Schreibzentrums an der Uni Jena in Kooperation mit der ThULB und dem cellu l‘art Kurzfilmfestival die fünfte Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten statt.
von Quentin
Mit einigen Minuten Verspätung begann die Begrüßung durch einige Dozenten, die das Publikum durch den Abend führten. Sichtlich unangenehm war dabei Dr. Peter Braun vom Schreibzentrum die Bitte um eine kleine Spende für die „Energie-Bar“, die mit Säften, Tee und natürlich Kaffee den Kreislauf für diese lange Nacht auf leistungsfähigem Niveau zu halten versprach – eine Bitte, der jeder aber gerne nachkam, denn vom Getränkeangebot wurde während der Veranstaltung noch reichlich Gebrauch gemacht.
Das Thema Prokrastination wurde direkt im ersten Vortrag von Monique Weinert von der Psychosozialen Beratung des Studentenwerks behandelt. Hier lag der Fokus eindeutig auf pragmatischen Lösungen für ein ganz reales und lebensnahes Problem – eine Schwerpunktsetzung, die den ganzen Abend kennzeichnete. In diesem Sinne wurden dem Zuhörer die üblichen Kniffe vorgestellt, statt ihn mit psychologischen Details zu langweilen: sich vom Berg an Aufgaben nicht abschrecken lassen und ihn besser in kleinen Schritten besteigen. Den Sinn des eigenen Tuns suchen. Die eigenen Maßstäbe nicht unrealistisch hoch ansetzen und zahlreiche weitere, leicht umsetzbare Ratschläge wurden gegeben.
Es folgten Workshops mit so vielversprechenden Titeln wie „Endlich motiviert schreiben““ und „Schreibtechniken zum Losschreiben und Ordnen der Gedanken“. Auch dabei wurden praxisnahe Techniken präsentiert, um Schreibblockaden und Co. wirksame Methoden entgegenzustellen. Aber auch die optimale Nutzung der ThULB-Homepage war Gegenstand eines Vortrags. Wer die schwammige Grenze zwischen Zitat und Plagiat besser verstehen wollte, fand ebenso seine Antworten wie jemand, der eine kurze Einführung in gängige Literaturverwaltungsprogramme gesucht hat. Als Kuriosum kann der Workshop „Wikipedia unbrauchbar? Der richtige Umgang mit einer verpönten Quelle“ gesehen werden. Wieder ganz praktisch für die eigene wissenschaftliche Arbeit wurde dem aufmerksamen Zuhörer u.a. die Möglichkeit von Permalinks vorgestellt, die einen der schwerwiegendsten Kritikpunkte an Wikipedia als Quelle entkräften: die vermeintliche Flüchtigkeit der Online-Enzyklopädie.
Rat und Tat – und Kurzfilme
So wurde den Teilnehmern also ein äußerst vielseitiges Spektrum an Themen rund ums Schreiben geboten. Kein Problem für das sich keine Lösung finden ließe. Leider war der Zeitplan aber sehr eng gestrickt: Die äußerst rar gesäten Pausen wurden durch Zeitverzug nahezu vollständig aufgezehrt, was die Konzentrationsfähigkeit der Anwesenden mitunter merklich strapazierte. Außerdem verpassten die besonders ambitionierten, die allen Vorträgen beiwohnen wollten, leider die Möglichkeit zum Dialog mit den verschiedenen Experten. Sie standen leider, aber verständlicherweise, nur in der ersten Hälfte der Nacht dem Hilfsbedürftigen zur Verfügung. Ihren Rat aber kann man, wie immer wieder nachdrücklich betont und ausdrücklich gewünscht wurde, gerne jederzeit bei den entsprechenden Stellen einholen (siehe Link-Liste unten).
Abgerundet wurde der programmatische Teil des Abends, durch eine halbstündige Kurzfilmvorstellung des cellu l’art Filmfestivals Jena. Nach dieser Auflockerung – es war mittlerweile 1:00 Uhr in der Nacht – gingen die Teilnehmer ganz unterschiedliche Wege. Während einige den Heimweg antraten, nutzten andere durch Koffein gestärkt die Gelegenheit, um teilweise bis zum Morgengrauen ihr jüngst erlerntes Wissen in der Praxis zu erproben. Um 6:15 Uhr beendete nach einer kurzen Ansprache von Dr. Braun, der sich über die Rekordanzahl von knapp 20 Verbliebenen überrascht zeigte, das Sektfrühstück die Lange Nacht. Außerdem wurden noch die Willensstarken, die bis zum Schluss geblieben waren, mit Freikarten für das diesjährige Kurzfilmfestival belohnt, die freundlicherweise von cellu l‘art als Motivation zur Verfügung gestellt wurden.
Was jenseits der Müdigkeit bleibt ist die Erkenntnis, dass die Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten vor allem für jüngere Semester, die sich mit Prokrastination und wissenschaftlichem Arbeiten noch nicht so gut auskennen, sicher ein hilfreicher und empfehlenswerter Abend ist. Auch wer in einer anstehenden Arbeit einfach keinen Anfang findet, erhält hier womöglich die nötige Inspiration. Für jedes Problem im Bezug aufs wissenschaftliche Schreiben konnte man den richtigen Ansprechpartner finden. Für fortgeschrittene Prokrastinierer dagegen, die schon mit allerhand Tricks zur Überwindung des inneren Schweinehunds vertraut sind, wäre der Abend zumindest ein netter Zeitvertreib.
Weiterführende Links:
Bei Allgemeinen Problemen und Fragen kann man sich jederzeit ans Schreibzentrum wenden:
www.schreibenlernen.uni-jena.deSchwierigkeiten bei der Recherche? Die Fachreferenten der Bibliothek helfen gerne.
Und bei Problemen persönlicher Natur ist die Psychosoziale Beratung des Studentenwerks der richtige Ansprechpartner.
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